Texte mit Schlagwort‘figuren’
nachrichten. in einem karton an einem gefliessten tisch sitzen wir und koennen nicht genug voneinander bekommen. blau explodiert am himmel. im fernsehen reiben sie sich die schlaefen. womoeglich haben wir vorhin ueber den streifenwagen gelacht, der eine kehrtwende machte um ein verbrechen zu vereiteln. im wagen zwei junge beamte ohne gesicht. der eine fragt mich jetzt, wieso ich die arme so schlaff halte. ich habe keine kraft mehr in den muskeln vom arbeiten. arbeiten? du hast doch zugeschlagen, sagt er und schaut verachtend hinter mich. er muss lange dafuer geuebt haben. [pn]
der interviewer schaltet das dikitiergeraet aus. er hat die journalistenanekdote nicht gelesen in der erklaert wird, dass gerade jetzt unverfaelschte bekenntnisse aus den gespraechspartnern herausplatzen. souveraen ueberhoert er was der geschaedigte muendlich ausfuehrt:
ich mache etwas, was es schon gibt.der schockeffekt beim sprechen. es wird nichts besser. schuebe des bedauerns. futurum exaktum. ein ungeduldiges portrait. dies ist eine parodie auf gemachtes: zu selten finde ich den unvollstaendigen umgang. wieso erinnern wir uns so selten? dabei durchschreiten wir die tage schon wie stoerche und machen lange schritte dabei.
sommerende. ich sehe sie davonfahren und halte es fuer ein grausames bild – ohne das beruehmte umdrehen. andere leute geben mir einen rat. ich solle mich beschwichtigen und zuruecktreten. jeder minister weiss, dass auch ein ende eine beeindruckende noetigung sein kann. reglos laufe ich durch die stadt. finde keinen platz, der mir gefaellt.
in ihrer zuversicht entdeckte ich meine kehrseite. beginnen zweifel nicht oft an willkuerlichen orten? ein nackenbiss toetet nicht immer. im tierreich gibt es keine tortur, die liegt im absoluten willen. blicke der anwesenden gleiten an mir ab. warnergesichter mit kneiflippen. nicht nach dem weg fragen, geradeausfallen. hier und dort ein mikroaufbruch, der erscheinungen daempft. sitzen und zeit sammeln, um sie dann auszugeben wie ein schlechter oekonom. beim zaehneknirschen fuehle ich die abgeschliffenen spitzen. sie sind transparent. wie fremde verstaendigten wir uns. walkmanphaenomen. ich beantworte eine frage am telefon und hoere eine steinigung am ende der leitung. alle versuche erweisen sich als geisterfahrerlogik, sie werden abgeschoben. wagnis, vage, waage? nichts im gleichgewicht, gehirncrack ohne tanzschritte. koepfe werden in tageslichtanlagen zur verstaendigung hinter tueren verschlossen. die riechen nach geld. eine kraeftige stimme im kopf legt mir gerne falsche faehrten. blosse beweise fuer einen korrupten gerichtshof. unglaeubig schaue ich herum und sehe nur konkrete taten und menschliche energiedepots. woher nehmen alle diese kraefte? die stolpernde spezies. ich verlasse mich, waehrend andere sich selbst kennenlernen. und sie?[pn]
ein pantomime belaestigt mich. dabei sah das vorbeigehen an ihm so einfach aus. das weisse gesicht folgt mir. er will nachaeffen. das ist doch keine unterhaltung, sagt er. ich gebe ihm recht. es ist eine qual.
er klatscht dreimal in die hand. die zuschauer verziehen lautlos das gesicht. er hat gegen ihre regeln verstossen.
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ohne motor. die beine geheftet und um den rahmen gelegt. unter den johlenden gaumen der zuschauer wirft der fahrer sich die huegelketten hinab. im kopf hebt sich ein futuristischer wunsch aus dem nichts empor: die lust den lenker zu verdrehen und dem boden in voller fahrt zu begegnen. mann gegen asphalt. baum baum baum, im netzhautpapier eingestanzte andauernde veraenderung. der fahrer woelbt die schulterblaetter auseinander. die alten fluegel wachsen ihm. gestern erfaehrt er, dass er bald gehen muss. jeder sport wird ab morgen simuliert. die stimmgabelgespraeche werden im nichts verlaufen. [pn]
in der stadt gibt es eine brutstaette der voegel, an der die laeufer erde aufruetteln. durch stampfen ihrer beine und gewichtsverlagerung verstaendnis fuer den eigenen koerper wecken. das zischen der kalten schwaene stoert sie ebensowenig, wie die blicke der sitzenden. stempelbewegung, flaschenklirren um die geborgenheit ihrer gedanken. so grausam ihr lebenswille und scheinbar vollkommen, kein wort haelt sie auf. passanten photgraphieren uniform mit telefonen alle voegel tot. sie wirken dabei ungelenk wie die kueken. der schwanenhals mit grossem kopf am wasser, eine fuetterungshand reicht etwas. gideon lehnt die augen zur seite, folgt den geraeuschen im koerper, stoesst von innen an das trommelfell. eine frau tritt heran, hochgewachsen birkenhaft. gideon sagt: du scheinst etwas im haar zu haben, unwillkuerlich. ueber der szene bedeckt sich der himmel, er kann niemals bedrohen. die aufgehaengten flaggen bedienen die furcht. die frau spuert fahrraeder im park. hohn neigt sich, wie eine
roehre, von gast zu gast. im hintergrund ein polizeieinsatz. [pn]
im buero. ich stelle fest: die klimaanlage ist eingestellt, dass man sich an der kaelte verbrennt. mir gegenueber sagt der mann: dieses oxymoron ist ein unnoetiger vergleich. sie haben den knopf doch vorhin selbst abgerissen.
wir sehen die atemkristalle zu boden fallen. in der muetze und dem geliehenen pullover sieht er wie ein stoerrisches kind aus. ich klopfe die akten auf dem holztisch gerade, das geraeusch klingt angenehm klar. das kind schliesst die fischaugen, er moechte meinen erklaerungen nicht mehr zuhoeren, ist dazu gezwungen, mein armer praktikant. aussergewoehnlich langsam zeige ich ihm jeden arbeitsschritt. verziere mit unnoetigen ausschweifungen, expandiere jedes wort und jede fachbezeichnung. selbst ein einfacher vorgang, wie das vorschriftsgemaesse entsorgen delikater akten oder das abheften einer notiz weite ich zum staatsakt aus, beschmiere alltaegliches und selbstredendes mit wichtigkeit und wuerde. an dem winkel seiner schultern, die er links und rechts vom starren hals abhaengen laesst, sehe ich die schwere seiner langeweile. er nickt und folgt eifrig im glauben so meine ausfuehrlichkeit zu daempfen, er will durch exakte ueberlappung und richtigkeit die zeit antreiben. der praktikant wirkt hilflos, als wolle er irgendwo mit spielgeld bezahlen. ich blende ihn, drehe mich von jeder arbeitsposition leicht weg. das scheue blitzen in den augen zeigt mir die hoffnung seinerseits. sollte dieser schritt schon ausgestanden sein? beendet? willkuerlich fuege ich deshalb zwischenschritte ein, erklaere etwas kurz vor teppichrand und lueftungsrohr. der starre hals muss wie eine puppe blicken, folgt meinem zeigefinger, der wie eine peitsche herumschlaegt. inkongruent erzaehle ich banales, das vom tonfall heiter wirken soll und mache ein unfreundliches gesicht dazu. bei ernstem und entscheidungsgrenzen beklopfe ich ihn kumpelhaft und verzerre den mund zum laecheln, lege sorgenfalten auf die stirn und halte mir die seiten. im anschluss schon den naechsten beweis auf den lippen. zum thema: die tischraender. gefahr am arbeitsplatz erkannt? frage ich. der mann hat seine eigene stimme schon seit stunden nicht gehoert und ist sichtlich verbluefft angesprochen zu werden. unsicher glaubt er an eine list. wuetend spanne ich die hand in die raumluft, dehne die gelenke. das gas knackt erfreulich. beim durchdruecken der haende beachte ich den praktikanten nicht mehr. am letzten knochen bleibt das geraeusch aus. jetzt liegt die genugtuung auf seinem gesicht. ein spiegel ist so aufgehaengt, dass man uns beide aus einer bestimmten perspektive im anschnitt sieht. eine gruene zimmerranke waechst ihm aus dem kopf. ich trete den bestimmten schritt zur seite, jeden augenblick darauf gefasst photographiert zu werden. [pn]
womoeglich faellt bei jeder deiner drehungen im bett etwas fuer mich ab. vor dem abrutschen in ein daemmern des bewusstseins dachte ich an das photographieren. an die tatsache, dass wir uns die alptraeume bringen. in unseren umarmungen versuchen wir das zu finden, was uns allein vergoennt ist. die alte formulierung erscheint unzeitgemaess, die fuellung des satzes mit zwei zeitbestimmungen ebenso. in tatsachenberichten ueber beruehmtheiten wird neben dem geburtsort oft das sterbedatum mit dem vermerkt ebenda versehen, als sei die gezeigte person im selben ort umgefallen, an einer herzkrampfattacke oder altersmild in enten oder gaensefedern dort verstorben. bruecken in die vergangenheit sind blaue socken zu schwarzen schuhen, es knirscht beim anschauen, wie beim ueberschreiten. betrachte dich nicht, sonst vergisst du nur den text, fluestert eine stimme in mein ohr. ich kann nicht erkennen, ob sie mir wohlgesonnen ist. durch schoenheit erreicht laufe ich auf die andere seite, zwei arme verbogen dich festzuhalten, jeder schritt vibrationsquelle, du zitterst und wirfst dich leise schluchzend um. die decke ziehst du mit dir fort, wickelst dich und schraubst dich darin ein. stunden spaeter, da bin ich schon lange halbwach und in eile den zug zu erwischen, sehe ich folgende begebenheit: eine gruppe reisegepaeckbeladener frauen im mittleren alter. sie kreischen bei jedem wort ihr alleinsein heraus, als sei dieser aufruf eine seltsame art geworden ihre situation zu unterstreichen. sie verstecken sich im dialekt, verpassen ihre station.lachen auch darueber. wissen nie genau, wohin sie fahren und was sie hinnehmen wollen ohne wellen zu verursachen, lehnen sich an die haltegriffe ihrer koffer, ruhen sich aus. sind ja schliesslich auf reisen. sie reden nichts, erfahren untereinander nichts mehr, die nasen eingedrueckt. durch lautstaerke, die sie ausgelassenheit nennen,warten sie gesehen zu werden, oder ihre miniaturrucksaecke auf den ruecken. die gruppe steigt unter raedergeklapper aus, zerfaellt am abend. sie schlafen und schlafen ein. ich bin vielleicht auch nur zu einer merkwuerdigen figur in ihren traeumen geworden, trage jetzt alle attribute, die ich ihnen verpasste. beim aufwachen werde ich endlich. durst. du schiebst etwas atmend um zentimeter weiter, vier minuten liege ich da, kann mich befreien und schlafe kurz wieder ein, ohne folgen zu vermeiden oder zu bedauern. [pn]
seine augen sagen: jeder verzicht stuende mir besser. die traenensaecke liegen schwer in den augenhoehlen. wimpern stehen ab, wie latten aus einem ausgerissenen zaun. er fragt sich, ob es nicht zu heiss ist, um die sprache zu verstehen, die hier in der ubahn gesprochen wird. die gruene jacke passt zu seinem teint. viele sorgen hat er in den taschen , ausgebeult haengen sie herab. eine frau, die hinter ihm steht, sieht die herausragenden wirbel in seinem nacken, die linie, die seinen hals an den sitzstuhl bindet. gort hat die stirn zu oft gerunzelt. in diesen falten steht der schweiss, wird weggewischt mit einem taschentuch. er haelt es in der hand. an seinen fuessen steht die tuete, gort ist schon immer gerne kaeufer gewesen. sorgsam stellt er den gelben pvc-sack hin und her, rangiert, wenn andere beine aufstehen und sich strecken. gort schaut nach draussen an ein eufeubedecktes eckhaus, sofort will er schon schlucken, da ist bereits etwas in seinem hals, das ihm in den magen rinnt. die speiseroehre wird zum fahrstuhl, der saeure oft nach oben faehrt. tuechtig schaut gort dem krankenwagen hinterher, den fahradfahrern mit beschaltem kopf. auch den frauen, die in abendkleidern muede zu geschichten ihrer maenner nicken, sich wie verzweifelte durch wuerfe mit polierten messern gluecklich machen. gort weiss sich keinen rat, als alles anzuhalten und vermutungen im kopf zu lassen, die wild sind, obwohl sie erst zahm geboren werden. er legt die zunge im maul auf die andere seite und streicht ueber seinen bauch. jetzt faehrt die bahn noch schneller, versprengte baeume sind im boden eingesteckt. die strasse ist gesaeumt. gort legt das wort laechelnd im kopf zurecht. deckt es zu, als muesste er eine frage beantworten : der gegenstand heisst allee. [pn]
versprich, dass du zum arzt gehst, wenn die lymphknoten nicht bald abschwellen, sagt sie und haelt ihn am arm. aber er ist schon rausgelaufen. die tuer schwingt nach und muss auch gehalten werden. sie knuepft ihre bluse bis auf den letzen knopf zu. niemand hatte sich gesten aufgespart. gestern: sie steigen aus der maschine aus. die frau lacht, weil zwei feinen damen die absaetze auf dem runway abbrechen. heutzutage ist das fliegen leichter als das gehen. der wind scheint nur sie zu verschonen. das subtile paar hat angst. der himmel sieht hier anders aus (beinah haette sich die frau versprochen und himmler gesagt. ist noch einmal gut gegangen).ja, anders, antwortet er und zeigt die papiere dem zoellnergesicht. er riecht daran. den rest der worte schiebt die frau in den bauch. vielleicht ist spaeter dafuer zeit. tokkes schultern stehen zur seite, waehrend sie weiter versucht an seiner seite und linie zu gehen. in der wartehalle herrscht tumult. zwei maenner stehen schreiend ueber geoeffneten koffer, straehnige haare legen erboste augen frei. tokke faehrt mit dem koerper an allen vorbei. er wuenscht sich kein egoist zu sein, verschwendet ein lachen an seine frau. sie bleibt kurz stehen, um sich an die fersen zu greifen. vor den scheiben landet ein flugzeug unbeherrscht, zieht blaue faeden auf den aphalt, gebrannte gummireifen statt gebrannter mandeln. weihnachten in der karibik. treppen werden herangeschoben, zeitschriftenabgabe, auf dem rueckflug sind sie leicht zerknittert. die passagiere warten im korridor. jeder fluggast hat eine eigene taktik die sicherheitskontrolle zu ertragen. tokke kann nicht mehr weiter, er hat zuviel schnaps getrunken. du trinkst zuviel, sagt sie leise. er nimmt ein pfefferminz aus der tasche. dieses mal wurden ihm sogar die arme festgebunden. jetzt fliesst der schweiss aus den poren, kuehlt nicht bloss die haut, stinkt auch. taxisuche. die flugbegleiterin legt ihm eine hand auf den verschwitzten hals, zieht sie wieder zurueck. der flug ist gleich vorbei, sagt sie kuenstlich mild. tokkes frau schaut auf die wolken. jetzt werden sie in der schlange vorgelassen, er stolpert die drahtigen stufen herunter und schlaeft im waschraum des flughafens ein. [pn]