Texte mit Schlagwort‘dystopie’



himbeergeraeusch

ihre fingerkuppen schaut er an, folgt mit dem auge dem kanal in ihrer haut, dreht sich in der spirale. zum memorieren bleibt ihm keine zeit. er wirft ihr einen luftkuss zu, der sich im gestruepp vor dem haus verfaengt, so wie die maenner hier im stacheldraht. erde spritzt fontaenengleich, sein herzschlag folgt dem bombenschlag, die dicken tropfen fallen vom himmel. enfernt. ihr ist als sei ein schatten durch den raum gelaufen, sie kann nicht an ihn denken, dann laueft er los, damit es vorbei ist.die haende stecken in der erde fest, er zieht sich hoch, spuert rasen an der wange und dreck unter den naegeln. bienenschwaerme irren umher, beissen und toeten willkuerlich.

auf dem feld ist es leiser, als im graben , passagiermaschinen sind im himmel, manch‘ insasse auf den plastiksitzen eingebrannt. die sonne scheint laechelnd herunter, ihr ist es gleich, dass insekt um insekt aus loechern kriecht um sich zu waermen. sie hat sich schulden machen lassen, blendet die schuetzen, nimmt positionen ein, in einem fuer sie unverstaendlichen konflikt. beim laufen zeigt das bajonett nach vorne. der mann ist jetzt beherrscht, hat sich in einem flur versteckt. in bunter kleidung sitzt er , eingepackt, mit werbung auf helm und gewehr. die scheiben der knie schon lockergelaufen, mit anderen soldaten warten sie , dass drohnen kommen, die sie sehend machen. er kann sich an seinen namen nicht erinnern, ein jeder juri hat doch seine natascha, der nebenmann stoesst ihm die zigarette ans auge, weil er beim sprechen nah herankommt, seine eigene zunge im mund behalten muss. blutig seine art und eingerissen sein gesicht, alle muessen kuenstlich ueber seine witze lachen und haben angst, dass er erfaehrt, dass keine sanitaeter kommen vor dem morgengrauen. wieder paukenschlaege und pfeiftoene in den ohren, sie blicken um sich und wissen nicht , was sich bewegt hat, welcher koerperteil jetzt zucken will vor angst. ein alter hat sich benaesst, die anderen schauen weg, schweigen nicht lange darueber. der hauptmann tritt hinzu, kommt durch ein unsichtbares loch gekrochen, hat umgebungskarten mitgebracht. haelt sie, als sei dies schon ein triumph. der erste schritt ist immer der schwerste. sein kommentar ist trocken, er hat sich eine miene einstudiert am morgen. an einem spiegelstueck stand er vor der wagen. der motor lief. die nutte zog sich das hoeschen hoch. hier im distelkeller ist nichts rosa, die einschlaege pressen uns zusammen, staub zieht durch die entglasten fenster, wie ein boeser geist. ein neuling hat glueck gehabt. ist schreiend aufgestanden, als erinnere er sich an seine schulzeit, tief in seiner schulter steckt jetzt eine scherbe. sie kennen alle den grund fuer seinen euphorie. es fliegen gegenstaende, die keine absicht dazu hatten. die maenner werden mit einem befehl durch die ritze in der wand gepresst, ladehemmungen, kugelblitze und schussgefecht drinnen. von der decke verteilen offene kabelenden stromschlaege. ein mann wird in einer tuer eingeklemmt. da kein platz an den seiten ist wird parteiuebergreifend hindurchgeschossen. ein spaziergaenger am waldrand wuerde in dem haus kinder vermuten, die feuerwerk platzen lassen. eine eule sitzt auf einer astgabel und ruht sich aus. sie hat eine maus gegessen, das laesst sie zehren und muede werden. [pn]

rotor

liebste […] die schutzbeduerftigen schreiten voran. die jungen, die nichts geworden sind, werden nichts mehr. sie koennen kaum die beine heben, bleiben in der erde stecken. nadelregen faellt. die offiziere lassen sich von huren zusammenklappen. vom feldherrenhuegel erscheinen die maenner wie punkte, sie zerfallen, sfumato. letzte woche waren wir zu hause, bei den frauen aus angst. zum glueck hat keiner kinder. im generalskarton: porzellantassen werden fuer die tiere geliefert. dieses weiss schreit uns an, schlaegt uns die zaehne aus der fresse. unsere vorgesetzten zoegern beim sprechen, haben einen sekundenatem, wenn sie uns verschleudern. jemand hat ein akkordeon mitgebracht, doch wir hoeren lieber das radio. dort werden uns tausend kuesse versprochen. die zahlengitter auf den landkarten erobern wir. planquadrat um planquadrat. allein die farbe rot erregt. die huren tragen rouge und lippenstift, den will ich verschmiert sehen am kinn der kameraden, die in die granaten laufen. aufgehaengte leiber um stacheldraht und panzerketten gelegt. so viel pulverdampf, dass man nicht atmen kann. frontpriester segnen unsere gewehre, pruefungen, die bestanden werden sollen. wir kennen den feind nicht. ich schlafe schlecht, weil immer neue zuege kommen, aus denen schlotternd maenner aussteigen. bleich bei der ankunft, bleich beim wegfahren. ich sage dir, die sind nicht mehr als draehte oder zwiebelschalen. kuesse dich aus erbarmungsloser entfernung, […]

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chiaroscuro

sonne, 5600 kelvin, an der ampel trete ich einen schritt vor und lasse mich von einem vierzigtonner niederwalzen.
der koerper hat keine zeit, das gummiprofil zerreisst die haut, zwischen den gelenkstangen eingeklemmt schmiert die
bremsung mein fleisch auf die strasse. menschen kreischen, sind mir fremd, jemand weint, weil er soetwas nur aus
dem fernsehen kennt. die traenen kommen, da man immernoch das gesicht erkennt und einen ausdruck, den ich selbst studieren wollte. doch man haelt mir keinen spiegel vor, nicht in diesem moment. [pn]

verbietet kinderlieder

die polizisten kehren abends wieder, werfen ihre muetzen und schultern an die haken. zurueck in die wohnungen. teller stehen bereit, hausschuhe gleiten ueber gruenes linoleum. aludeckel abziehen. sich spaeter unter eine aludecke legen.

sie fragt: wie war dein tag?
er : gut. heute nur ein paar kinder vom aphalt gescheucht. die wollten nur knieknacken spielen.

die liebste runzelt die stirn.

sie : knieknacken? was fuer ein spiel ist das?

der polizist laechelt jetzt, weil er etwas erklaeren kann. streckt sich einmal den ruecken,atmet beim essen regelmaessig ein.

er: es gibt ein schoenes lied dazu, das alle dabei singen. hoer mal: such dir ein schoenes stueck asphalt. spring hoch so fest du kannst, zieh dann deine beine an und lass die knie knacken !

die frau zieht den vorhang zur seite und zuckt leicht. der polizist hoert auf zu singen.

sie sagt: meinst du das man es auch unter laternenlicht spielen kann?

da nimmt der polizist hektisch die muetze vom haken und die trillerpfeife von der ablage. er schafft es gerade noch den letzten bissen herunterzuschlucken. dann eilt er heraus.

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gleich vorbei ikonoklast

ich muss schreien, weil er weiter auf die leiche schiesst. er hoert nicht, reisst sie einfach entzwei. zittert schaumig, schaut in den horizont, will dort etwas festhalten. als schuetze kneift er die augen zusammen, verlagert die tiefenschaerfe. das hat er geuebt. das zittern nicht. ich schlage ihm auf die schulter. neben uns hebt die artillerie keller und graeben aus, hier werden keine haeuser gebaut. soldaten laufen ineinander, wie eine tuer mit fluegeln, dahinter raum an raum gehaengt. in jedem dieser raeume hat der soldat einen stuhl gestellt und schaut sich auf der leinwand eine szene seines lebens an. viele gehorchen, alle gehen durch eine phase, fast jeder hat ein bild gewaehlt, auf dem er nicht alleine ist. [pn]

begruessung durch trockene haende

tunnel und lichtkegel wechseln sich ab, dopplungen von worten sollten vermieden werden. es folgen leichte sommeranzuege aus duennem stoff, die spazierstoecke sind daheim an die wand gelehnt. am morgen hat ernst zwei eimer kohlen aus dem keller geholt, schwarzfettige haende gewaschen. selbst jetzt im sommer ist es in der hellhoerigen wohnung kalt. jetzt sitzt ernst in der strassenbahn, die pferde haben diese nacht gut geschlafen und vor kurzem die futtersaecke geleert. beschlagene hufe schlagen auf den teerboden. im wagen riecht es schnell nach fisch, papiertueten liegen in der mittagszeit auf den oberschenkeln der passagiere, kleben an den hosenbeinen. das fleisch ist zu frisch, entlaesst den rosa saft. die leeren haende werden gefaltet, ernst haelt sich aufrecht, er muss heute den gemeindevorsteher sehen, ernst traegt einen brief in der manteltasche, nach dem er ab und an fuehlt und eine ecke des zitronengelben umschlags betrachtet. am exekutionsplatz steigt niemand aus, hier hat die polizei ihre eigenen reitstaelle. es wohnen kaum buerger in der umgebung. die ulmen haben an den strassenraendern aufgehoert zu wachsen, als haetten selbst sie den toten boden verstanden. auch die pferdekoepfe schlagen aus, dass die bahn auf den schienen davon zittert. ernst verlaesst an der naechsten haltestelle die bahn, er laueft den huegel zum rathaus hinauf, vorbei an den buden der kleinen haendler und handwerker. in diesem teil der stadt ist elektrizitaet vollstaendig verboten. es ist eine schrulle des buergermeisters, der lieber hunderte von brieftauben von den grossen fenstern des gebaeudes aufsteigen laesst. sie sind dressiert nicht auf die strassen zu koten. so muehen sich die menschen nicht einmal den blick zu heben, wenn die voegel stuendlich die sonne verdecken und grobe schatten auf den boden und in den park werfen, der weitlaeufig um das rathaus angelegt ist. bis heute hat das geld nur fuer einige tuempel gereicht, nicht fuer den prachtsee, auf dem der buergermeister feine damen mit sonnenschirmen in booten treiben lassen wollte. nun werfen stechmuecken ihre larven in das stehende wasser, machen einen aufenthalt durch laerm und attacken ins gesicht unmoeglich. ernst legt den blick zur seite, da er einen bekannten in der menge erkannt hat. dieser steckt den kragen hoch und sagt:

solange kein blut in rotz oder der pisse ist, kannst du kaempfen.

dann schlaegt er ernst als offizier auf die schulter. ernst findet sich in einer gruppe rekruten wieder. sein nebenmann rollt nach links oben mit den augen, wie jemand der im kopf ein bild konstruiert. sie nennen ihn ladehemmung, obwohl sein gewehr immer schiessen kann. es geht zurueck zum zug, die gesamte division verlaesst das land. ernst erinnert sich, dass er heute seine einberufung verhindern wollte. weiter, weiter, schreit der offizier. die spucke schluckt er herunter, nur der gestank fliesst ihm aus dem mund. ich habe gewissensbisse, denkt ernst, weil ich zwei feinde und zwei zivilisten erschossen habe. der offizier hat ihm gestern auf die schulter geschlagen. die einzige lobende handlung, die er kennt. heute bekommt ernst dafuer einen abdruck auf die augen. er klettert in den panzer hinein und lacht kurz und hart darueber, dass er nicht zwischen ihnen umherirren muss.

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gefuehlskleiderstaender

seit tschernobyl ist das wetter immer so schlecht, sagt die frau und nickt der anderen zu. so endet ihre beschwerde, als sie weitergeht und ihr kind hinterherzieht. sie bildet es zu ihrem doppelgaenger aus. wie viele gestische brocken bleiben in der sommerluft haengen, da niemand sie anschauen kann, weil es zu heiss dafuer ist. wir bevoelkern, ziehen uns an jedem sonnenstrahl entlang aus den hoehlen. hormonelle bewegungen und assoziationsgewitter. auf den rasenflaechen fahren paare einander durch das haar. geniessen verdientes. die spaziergaenger rundherum solo, vergessen ihre zeitverschwendung morgens vor dem spiegel. die meisten lippen bleiben ungekuesst. die frau mit kind hat freunde, die aus zahlen bestehen und anfaengen. ihre absicht ist temperaturschlag, der leiber kondensieren laesst. ihr scheint es fuer eine achtung zu spaet, so gelangt wenigstens manche haeme in fremde gewissen. sie betrachtet den mann, der lesend vor ihr liegt. ganz nah beim gehweg, wie ein hund. es ist weniger problematisch in der mitte des gruens zu liegen. dort wirkt es angepasst in eine vorstellung, wie die szene wirken sollte. wie sie scheinbar richtig waere. der mann erscheint ihr mutig, beinah vulgaer herausfordernd. aua mama, du tust mir weh. das kind reisst sich los und haelt sich die hand. die frau blinzelt, auch der mann schaut jetzt von der lektuere auf. er ueberlegt und urteilt ueber ihre attraktivitaet. naja. gestatten sie, dass ich mich vorstelle ? ich heisse oskar. oskar sand. er steht neben ihr, dabei hat sie sein herantreten nicht bemerkt. er klappt das buch auf ihrer augenhoehe zu, dass es knallt. sie nennt ihren namen. kaffee dort drueben ? einverstanden.

das kind kommt herangeeilt, wirkt unscharf in der ferne es ist fast zum horizont gelaufen. soll ich jetzt papa zu dir sagen? die mutter laeuft rot an und bestellt schnell ein eis. oskar raucht und schaut auf den see. er hat es wirklich ueberheoert. sie lachen und reden dreissig minuten. unter dem schirm seilt sich eine spinne auf den tisch herab und laeuft ueber die loeffel und leeren sahnetoepfchen. dann sagt die frau ernst :

glauben sie nicht, oskar, dass ich so eine bin. so eine verzweifelte mutter, die sich bei regen nicht auf die strasse traut und dann gleich in den park geht und einen mann trifft, wie sie. ich gebe ihnen hier meine nummer. wir koennten uns wiedersehen.

die ganze zeit traegt sie weiter ihre sonnenbrille und streicht ab und zu yvonne ueber den kopf. diese isst ein erdbeereis und spricht zu einem hund, der am nebentisch im schatten liegt. oskar trinkt einen schluck wasser und erwidert: geehrte [ er schaut kurz auf die notiz, dann wieder auf den see ] sophie, ich habe mir gar nichts gedacht. ich sah sie nur kurz und sie sind mir nicht aufgefallen. ich muss in diesem punkt ja ehrlich sein. doch ihre arrogante koerperhaltung hat mich beim zweiten blick schon interessiert. wie ein jazzstueck, dass man mehrmals hoeren muss, um nicht als amateur oder gar ignorant zu gelten.

sophie nickt kurz, lacht dann heraus: arrogant ? ja, sicher, sie hund am wegesrand. sie provokateur der kleinen leute. die meisten schauen ja in die ferne und uebersehen das, was ihnen direkt vor den fuessen liegt.

oskar laechelt und beobachtet, wie sophie ihrer tochter mit einem loeffel etwas rotes eis um den kindermund verschmiert, um es danach mit einem taschentuch abzuwischen. die restlichen gaeste schauen ihnen zoegerlich zu, scharren mit den fuessen. selbst der hund hat den heissen kopf gehoben und die ohren aufgestellt. oskar sagt diesmal direkt in ihre braunen augen : da haben sich zwei gefunden, oder nicht ? er ruft den kellner heran, damit sie getrennt bezahlen koennen.

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feldpost

neulich , die belle epoque,
das ohrenpfeifen ist im kopf,
rost auf den zaehnen,
keramikkrampf, auf schienen
fortgerissen, geduldet in geschwindigkeit,
zerreibt der antrieb fein den koerper,
hoert kein heldengeschrei mehr,
sieht nicht zur seite,
wo blicke nur fontaenen,
ein straffer griff an puls und angst.
wenn jetzt das herz schlaegt,
doppelt schnell, es macht dir
noch die wangen weiss,
und du gezwungen wirst zum
blick nach hinten, obwohl
du weisst, dass du vorangehst,
rotfatal.

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futurist & kurve

er beisst sich durch die nacht. nachdem sie seine ersten zaehne herausgenommen haben,setzen sie die neuen ein. ist dies schon ein konflikt ? manoever und konkurrenz, er kann noch feiern,noch frieren. die neuen klappern noch gut. der arzt kostet nicht nur geld, sondern auch zeit. die ist abstrakt und umsonst. er sagt noch niemanden davon. aus mitleid mit den anderen. drohungen aus strom, so wie sie davon sprechen, haben sie angst davor. seine aspirin nimmt er. er quaelt sich und trinkt doppelt soviel. konzentrieren sie sich auf kraeftige farben, sagen die aerzte. er darf aufstehen.

der flur ist hell. keine insel. sehr lang und zerstoererisch. seine papiere darf er gleich mitnehmen, roentgenbilder, schmerzstiller. beissschiene fuer die nacht. er steht am wasserspender und zieht das getraenk ein. bezahlt am ausgang, sieht einer schwester nach und einem mann, der im rollstuhl sitzt und eine infusion liegen hat. besser aus dem pappbecher. die kacheln werden zu beton , dann zu platten. irgendwo ist auch ein bisschen grass. die stadt erwacht , wird lauter. spinner auf fahrraedern und zeitungsleser. vertrauenssprung, doch keiner faengt ihn auf. die glatze hat er vergessen, erst in einem schaufenster bemerkt er den unterschied. sonst sieht er sich nur auf photos , die schon alt sind. keine spiegel in der wohnung. in zwei wochen auch keine wohnung mehr. hier in der strasse ist ein kulturfest. er hat es satt. alles was interessant ist,kostet auch ein bisschen geld. die projektionen sind zwischen uns. das tatsaechliche und die teilung, er muss sich den kopf an einer waschstation mit kaltem wasser abstrahlen. in den gassen haengt die hitze, er fuehlt sich wie im orient, den er von bildern kennt. kauft sich den turban, von dem er so lange getraeumt hat. [pn]

nero & expose 1

nero ist an expose gelehnt. die zieht einen schlitten hinter sich her, die schultern verdreht, schaut in die falsche richtung. der schlitten ist einbildung, vielleicht hat nero wache gehalten, seine beine meiden den stillstand. exposes haar ist nass, sie schuetzt ihn, die schritte sollen ablenkung sein. sie waere gerne nuechtern, der schlitten hat sich verhakt. lass ihn stehen, schreit er, die dunkle kleidung schluckt ihn. sie hat etwas auf dem boden gefunden. in der handflaeche zeigt sie ihm eine batterie. er muss sich abwenden, sieht auf ihre schulterblaetter, sie hat sich umgedreht, nur eine atemwolke zeigt ihre anwesenheit. nero fragt, ob sie wuetend ist. sie verneint, geht ein stueck, schaut nichts an. eben in dem gebaeude hatte sie mit ihm reden wollen. nicht jetzt. nun hat sie seine blicke ausgehalten, will sich begehrenswert zeigen. nero verzichtet, sieht sie nicht einmal, er sieht einen behaelter. [pn]

polizisten nur zur kommunikation

das flugzeug wird die stadt konkurrenz erreichen, klumpen von eis an den tragflaechen, vorher, besprueht mit violetter fluessigkeit, sauerstoffmaske mit gelbem mundstueck, verliebt in die flugbegleiterin, zerschellt in einer traube mensch, proportionen veraendert, hormone in ihrem koerper vermischt. stabile seitenlage. sie gibt ihre gene nicht freiwillig weiter. auf dem weizenfeld komplikationen, tretmuehlen und saatgut voll blei. lichtkranz, heiligenscheine, auffahren in den himmel, aus dem sie zuvor gefallen sind. unter der schwerkraft verteilt die anderen kraefte. sie helfen einander um sich danach zu verraten. [pn]

11. januar

die batterie schleppt die einheit mit, wir graben einen graben, redundant, wie viele meter noch, keucht mein nebenmann. blitze am himmel, photoapparate unten, fuer die angehoerigen. sein letztes gesicht, im zelt wird genaeht, einige schlagen purzelbaeume, verletzt und kein blaulicht dabei. ich lese eine kriegsgeschichte und lache leise mit zusammengekniffenen lippen. nicht so tief ! legt die schaufeln aus der hand. wir machen eine pause. [pn]

funkraum

der offizier hat schlamm an einem hosenbein. schauen sie auf das radar, sagt er und verschwindet im dunkeln. es ist so still jetzt, dass mir die ohren pfeifen. radio verboten, sagt das schild. ich druecke einige knoepfe, leiste meinen beitrag. wir sind beinah abstrakte maler. psychologen ! verbessert mich der haeftling hinter der holzwand. auf dem bett denkt er an seine freundin oder einen hund. oder an die erde,die weint, weil sie von pluegen zerissen wird. ich suche im kopf nach farben und greife nach einigen papieren, die auf dem gruenen block warten. dort ist der bildschirm eingelassen. sprechen verboten, was ? hoere ich die stimme hinter der wand sagen, so zart, fast rosa. ich nicke und druecke die knoepfe. bin dankbar nicht in fahrzeugen zu hocken und dort die knoepfe zu druecken, vor allem die roten. auf meinem pult sind alle knoepfe weiss. dann schaue ich hoch und habe nasenbluten. [pn]

der mann, der nicht aufhoeren konnte zu

da gleitet die eine person hinweg, die hart und still ist und unnachgiebig, und eine andere person taucht auf, steht dann unter der dachschraege, beim schallwellenphoto, dort an der decke , wo alle mithoeren. kollaborateure, die auch mal in der zelle sitzen fuer fuenf minuten, bis die beine schlafen. [pn]

papierdorf

die flecken, am aehrenstand sehen die dorfbewohner, dass sich die haende des bauern ineinanderkrallen. mit strom weiss er nur in zweiter ordnung umzugehen. auf dem steinfeld vor dem haus, ein lachen oder doch ein stottern, weil wartende haende an der huefte, steht eine frau am ende. hinter den fenster, die vorhaenge sind schwer geworden. vom tisch nur das plastik abgezogen. im glas sieht man fliegen. zwei, die nicht oft schlafen. die anderen haende sind im mehl, die schublade klemmt, regen wischt die spuren fort, die maschinen sind laut. es gibt keine tiere. in den schuppen liegt das heu, baeume vor jeder backsteinwand, rasen im innenhof. am brunnen eine pfuetze, die eimer, glatter stahl mit henkel und holzgriff. vielleicht emaille. brot und schuhe vor der tuer, boden mit staub in den ecken und schwarzem ofen, die flammen liegen unter ringen. es wird gegessen nach der arbeit und im stimmengewirr, nur zwei personen. zu hause und zu fuss. der wald um das feld, die strasse zur stadt. nur matte grenzen. vor dem ortsschild langsam, ein wagen faehrt davon, koepfe die bier trinken, sauberer kragen wochentags, viele hunde, aufstehen, dann augen reiben, die frau schlaegt eier in eine schuessel, schleift zucker darueber, in dem moment die rueckkehr, er steht am rand, an den fingern striemen von dornenschlaegen, ein schwein ist verschwunden, in der form, die roten tropfen gleiten ab, stirn im schatten der hauswand versteckt. von draussen ein husten, verschwindet im verstand von ihr, sie liebt ihn, weil er weitergeht. [pn]

irgendein anderer mittwoch

du bist doch nie im krieg gewesen. du weisst doch nicht, wie das ist. sagt einer und hat noch nie mit schlechten zaehnen dagesessen. seine stimme verschwindet wie ein staubsaugerkabel im raum, in einer flucht, mit dem wind schulter an schulter,sitze ich und druecke den hinterkopf in die ecke. durch das panoramafenster schlagen stahltraeger ein, 17 haelt die last einen augenblick, als reiner widerstand, hat keine zeit mehr zu uns zu schauen, verschwindet unter ihnen. das geraeusch tritt uns ins gesicht, die helme werden heiss, viele reissen sie sich vom kopf herunter, ziehen einen haarteig mit heraus. ihr erstaunen ist gross, sie hassen augenblicklich ihren herrscher. in der ecke werden wir verschont. 128 stoesst mich an. ich habe getraeumt, die zeit sei die gleiche, nur haetten wir statt zahlen namen besessen. wir lachen darueber, befinden uns im wirklichen raum, drehen die gesichter in friedenserwartung zurecht, ohne zu wissen, dass es als drohgebaerde verstanden wird.

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