fatal die verdeckung durch den baum,
der quetschvorgang der wagen
physikalisch programmiert.
dies wissen die insassen aus einem
wachtraum, den sie vergessen haben.
der mann kennt das gefuehl,
es ist ein rausch zu sterben,
wuetend stoesst er das leben fort.
seine frau haelt zuletzt ihre kinder am
arm, ihr gedanke ist eine sorge,
die gleich aus ihren gliedern faehrt.
es ist sommer, ihr kleid ist weiss
gewesen, eine monroe, die
feuerwehrmaenner haetten sie
gerne lebend gesehen.
die geschwister entschlafen mit
neugier und eingestanztem bild.
jeder von ihnen sieht einen anderen
winkel,
im paradies , was folgt,
wird man ihnen kruecken geben,
dessen koennen sie sicher sein,
wenigstens aus porzellan.
[pn]
chorgesang. der himmel kann keine trennung beibehalten, will keine ertragen. das auge rutscht beilaeufig an ihm herab. jetzt treten gestopfte trompeten hinzu. der direktor spuert die gaensehaut am ruecken, schliesst die schlichte jacke. auf dem balkon blaest ihm erneut der wind die zigarette aus. gurt schaut auf den hof. die sonne scheint schneeweiss, dass ihm die augen schmerzen, als reflektierte selbst der matte baum. april. seine beine zittern, er weiss nicht warum.schnell muss er sich setzen, senkt sich auf den holzboden. gurt will jetzt keinen stuhl. die schwerkraft soll ihn flaechig niederdruecken.im zimmer liegt der plattenspieler in der letzten rille, wird dann von einer blassen hand zurueckgelegt und ausgeschaltet. die frau sagt : ist dir wieder schwarz vor augen, harald ? gurt schweigt und zieht die luft ein. ein schatten der bruestung schneidet seine haende ab. er haelt die zigarette senkrecht, damit der rauch nicht in seine augen steigt. kurz vor dem aufblicken, stellt er sich erika vor, wie sie im zimmer selbst gerade steht. das gewicht auf beide beine aufgelagert, dann der wechsel des standbeins zum spielbein. die arme schlaff nach unten haengend. ich heisse gurt, sagt er und steht vom boden auf. ihre stimme kommt ihm naeher. das ist unser nachname, harald.
gurt sitzt in der schreibstube und ordnet seine akten. er laesst einen pagen kommen und bittet ihn einige briefe wegzubringen. erika wartet die ganze zeit im tuerrahmen und isst weintrauben von einem teller, spuckt die kerne in die hand zurueck. gurt dreht sich um, weil er bemerkt, dass er sich taeuschen muss. wie koennte sie den teller halten? die trauben sind kernlos, harald. erika sagt es, als waere sie in seinem kopf gewesen. gurt fragt, ob sie sich nicht anziehen wolle. der wagen kaeme gleich.
auf dem asphalt neben dem rapsfeld. heute schauen wir uns die anlagen an. er liest den satz nochmal und faltet die notiz beim einstecken in den mantel. erika hat sich bei ihm eingehakt. sie lacht laut und mit offenem mund. der fahrer folgt ihnen im schritttempo mit dem schwarzen daimler. der wagen blitzt satt im licht und wischt die uebergaenge, seinen eigenen rahmen, aus. gurt schirmt die augen ab. am horizont liegt die fabrikenstadt. dunkle wolken steigen in das kobaltblau. sie gehen einige kilometer am feld entlang. auf der haelfte des weges zieht erika ihre schuhe aus und geht barfuss weiter.
am eingangstor spielt eine kapelle. angstellte in unterschiedlichen raengen ziehen die huete von den koepfen. begruessungen und angedeutete verneigungen folgen. der vorsteher dulde traegt ein sonntagshemd. der kragen ist eingerissen. gurt schaut nur auf die faeden, als sie miteinander sprechen. herr direktor, wir zeigen ihnen heute alles. dulde jubelt innerlich, versucht sich zu beherrschen. er ist sehr gross, muss sich herunterbeugen. alles, herr direktor, ihre ganze schoene anlage! erika laesst sich im fond des wagens spontan die fuesse waschen. die tueren stehen offen, sie raucht und summt einen schlager dabei.an einer langen kette holt gurt eine uhr hervor. achtet genau auf den sekundenzeiger. der stereoskopische blick schwindet ihm seit langer zeit. er muss die augen neu fokussieren. punkt drei. gurt faengt an herumzubruellen. die angstellten eilen los, stellen maschine um maschine nacheinander an.verkettungen von zentrifugen arbeiten in der halle. dulde beginnt zu refererieren. jedes wort soll in seiner beschreibung gleich klingen. gleichlaut und ebenbuertig betont.
gurt hat die geschichte seiner farbrik schon hundertfach gehoert. die daten und fakten haben sich ihm eingebrannt. in der halle ist es heiss. dulde schielt beim sprechen an der uranglasmaschine vorbei nach erika, die immer nickt und fuer jede information ein laecheln ausspuckt.
gurt laesst kaltes wasser bringen und beobachtet die arbeiter an den hochoefen. dulde erklaert erika mit leiser stimme eine sonderfunktion des glasofens, bis ihre augen staunen. harald, harald, ruft sie und winkt dabei. gurt schuettelt den kopf, sie stehen so nah, dass sie sich fast beruehren koennten. zu nah zum winken, sagt er und hoert dann dulde zu. waehrend sie von halle zu halle schreiten wird die fabrik erweitert. dulde zeigt in verschiedene richtungen. gebaeude waelzen sich im selben augenblick am ende seiner fingerspitze empor,befreien sich von baugeruesten, werden von arbeitern bezogen und produzieren unaufhoerlich. ab einer bestimmen groesse muss der komplex genauso energie aufbringen, wie er verbraucht. gurt baut ein negatives perpetuum mobile, eine maschine, die die welt verschlingt. [pn]
seht euch den drueben an, er kennt seine grenze nicht, wie ungesund. jeder mensch sollte sich fuegen lernen. die laut fluchenden werden belaechelt, es werden heimlich photos geschossen, die apparate werden zum glueck auch immer kompakter. wunschlos halten alle ihre sinne fest, stossen bild und wort und stift ins auge. der verletzte traut sich nicht mehr zurueck. im handbuch fuer aerzte wird seine beschwerde zur nummer. die ist leicht anzufassen. arbeiten sie immernoch mit karteikarten? wie seltsam, es dauert doch bestimmt sehr lange einen namen nachzuschlagen. [pn]
was habt ihr heute gelernt? einen buchstaben aus dem alphabet, wie schoen. kannst du ihn schon malen? ja, dann hol einmal das lexikon aus dem schrank und lerne alle dazugehoerigen worte daraus. ich sage dir noch eins, es ist eher eine vermutung, oder besser gesagt, eine frage an deine lehrerin : meinst du, duze sie hierbei ruhig, dass die anhaltende gewaltlosigkeit unserer eltern, uns kinder automatisch zwingt in dieser zu explodieren? [pn]
die wolken mit dem himmel overdressed,
entlehnungen aus anderen sprachen sind modern,
modern ist kopfschmerz,
lachen aus verzweiflung ist modern,
handlung ohne berechtigung.
niemand sein, keine verpflichtungen.
arbeit, arbeit ist mode.
genuss ist grundlos,
befriedigung so zerbrechlich.
das eis zu duenn fuer einen menschen,
kann nur den naechsten wunsch noch halten.
[pn]
rhododendron. in dieser gegend hat der architekt den menschen vergessen. eingang reiht sich an eingang. alles mueht sich ab.foerster begleitet seine frau. sie stolpern zur wohnungsbesichtigung. der makler preist mit grosser geste die raeume. in seiner erlaeuterung wachsen die sie, werden heller. haben sie kinder ? bevor foerster antworten kann sieht er in den augen des maklers einen kinder-sind-ein-segen-blick. nein ? trotzdem brauchen sie doch ein arbeitszimmer, einen ruhebereich. er besitzt mehr arme als eine indische gottheit. mit leichtigkeit stehen sie in einem anderen raum. was machen sie beruflich ? foerster weiss, dass es gleich gelaechter geben wird. welch koestliche koinzidez. der makler laechelt weiter. sie sind tatsaechlich foerster, herr foerster? der angesprochene nickt. er mag die wohnung nicht. schatz, was meinst du? fragt ihn seine frau. der makler hat sein stichwort erhalten. ich lasse sie beiden mal allein, soetwas muss man in ruhe ueberdenken, sagt er und presst sich gleichzeitig durch die tuer. er macht im nebenraum jetzt besonders laute geraeusche, um ungestoertheit zu simulieren. foerster versucht nachzudenken. ist dies eine entscheidung? er sieht seine frau an. irgendwie ist sie schoen. sie traegt beige. aus der handtasche holt sie zigaretten, bietet ihm eine an. sie rauchen. ich mag den makler nicht, sagt foerster betont laut. helene schaut ihn an, zieht die brauen nach oben. und die wohnung?foerster sucht einen aschenbecher. oeffnet straff ein blatt papier, faltet es, haelt es seiner frau entgegen. ich moechte mich nicht entscheiden, sagt er, weisst du, dass es mir in letzter zeit angst macht? helene dreht den kopf zum fenster. sie sagt, dass es doch einigermassen hell sei. doch einigermassen? foerster will die formulierung nicht verstehen. er drueckt die zigarette aus. lass uns bitte gehen. er nimmt ihren arm. der makler oeffnet ihnen automatisch die tuer. er tut so, als haette er nicht zugehoert, sondern die schatten betrachtet. als sie die treppen hinuntersteigen ruft er etwas. er wuenscht den eheleuten foerster einen schoenen tag. dann richtet er im bad seinen krawattenknoten. er fragt sich, ob es die unterlaufenen augen waren, die die entscheidung beeinflusst haben. er will kurz nachdenken, doch es klopft gegen die angelehnte wohnungstuer. er muss weiterlaecheln.
[pn]
nichts,
weil nichts mehr bestechen kann.
wie schuppen liegt er auf der haut und beruehrt nichts.
faengt an zu atmen. in offener umarmung schaut uns die
bedrohung an, zieht weiches hinterher,
scheint aufzufallen, wie das irrlicht mancher nacht.
langsam das verzehren spueren,
an den kinderhaenden angst, in fuelle angenommen,
der schwarze mann unter dem bett,
zeigt seine manikuerten naegel,
atmet in den schrank.
sein zittern, weil er lachen muss,
steckt nackenhaare in die haut hinein.
bei jedem lidschlag eine hoffnung mehr,
die ehrlich und ausschliesslich hell im himmel ragen soll,
als haette eine unschuld recht zum einspruch.
noch-nicht verschuldet, lacht der boese mann,
der die gestalt schon oft im zoegern durchgebrochen hat.
gleiches kostuem, bleibt nur starre verkleidung,
prunkhaut gegen furcht, innen und aussen.
die stille eigenproduziert, schuetzt seine seele,
in ihr kann die figur gut warten und innehalten,
zieht an der zeit, macht sie elastisch.
mit jedem wort, das sich entfernt wird distanz erschaffen,
muehsam muss sie durchschritten werden,
da jeder beinschlag um einen grad sich taeuscht
und schon nach tausend schritten erkennt man einen kreis.
[pn]
versprich, dass du zum arzt gehst, wenn die lymphknoten nicht bald abschwellen, sagt sie und haelt ihn am arm. aber er ist schon rausgelaufen. die tuer schwingt nach und muss auch gehalten werden. sie knuepft ihre bluse bis auf den letzen knopf zu. niemand hatte sich gesten aufgespart. gestern: sie steigen aus der maschine aus. die frau lacht, weil zwei feinen damen die absaetze auf dem runway abbrechen. heutzutage ist das fliegen leichter als das gehen. der wind scheint nur sie zu verschonen. das subtile paar hat angst. der himmel sieht hier anders aus (beinah haette sich die frau versprochen und himmler gesagt. ist noch einmal gut gegangen).ja, anders, antwortet er und zeigt die papiere dem zoellnergesicht. er riecht daran. den rest der worte schiebt die frau in den bauch. vielleicht ist spaeter dafuer zeit. tokkes schultern stehen zur seite, waehrend sie weiter versucht an seiner seite und linie zu gehen. in der wartehalle herrscht tumult. zwei maenner stehen schreiend ueber geoeffneten koffer, straehnige haare legen erboste augen frei. tokke faehrt mit dem koerper an allen vorbei. er wuenscht sich kein egoist zu sein, verschwendet ein lachen an seine frau. sie bleibt kurz stehen, um sich an die fersen zu greifen. vor den scheiben landet ein flugzeug unbeherrscht, zieht blaue faeden auf den aphalt, gebrannte gummireifen statt gebrannter mandeln. weihnachten in der karibik. treppen werden herangeschoben, zeitschriftenabgabe, auf dem rueckflug sind sie leicht zerknittert. die passagiere warten im korridor. jeder fluggast hat eine eigene taktik die sicherheitskontrolle zu ertragen. tokke kann nicht mehr weiter, er hat zuviel schnaps getrunken. du trinkst zuviel, sagt sie leise. er nimmt ein pfefferminz aus der tasche. dieses mal wurden ihm sogar die arme festgebunden. jetzt fliesst der schweiss aus den poren, kuehlt nicht bloss die haut, stinkt auch. taxisuche. die flugbegleiterin legt ihm eine hand auf den verschwitzten hals, zieht sie wieder zurueck. der flug ist gleich vorbei, sagt sie kuenstlich mild. tokkes frau schaut auf die wolken. jetzt werden sie in der schlange vorgelassen, er stolpert die drahtigen stufen herunter und schlaeft im waschraum des flughafens ein. [pn]
menschen, die auf der strasse
werbung machen, auf sich
aufmerksam, laut ueber eine
sache sprechen, bezahlt werden
um zu ueberzeugen,
an einem wochenende
fahren wir zu einer gefluegelzucht
und schauen uns die tiere an.
von all den decken haengen
menschen, schauen im schlaf auf
uns herab. ein fernsehsender,
eine zeitungsmeldung spaeter sehen
wir
im schatten das blutbild eines nachbarn,
die spuren,
von milchkuh zu uns gereicht.
doch du hast auch hormone,
liebste.
[pn]
andreas ems stellt mit den augen seine bilder auf, sitzt dann im zimmer, das jetzt neu gestrichen ist. das weiss birgt platz fuer neue bilder, nur der boden ist bedeckt von folie, die wellen wirft, als haette er kiesel in den boden eingeworfen. ems nimmt die brille ab, hinterlaesst einen fingerabdruck auf dem linken glas. er schaut auf die fingernaegel, urteilt ein wenig darueber. wachsen sie nachts oder tagsueber schneller? er steht auf, wiederholt sich, um die stoerenden dinge vom boden aufzusammeln. die malerrolle, die pinsel und eimer traegt er aus dem raum hinaus, kehrt zurueck. auf allen vieren blaest er den staub von der folie herunter. er will nur die formen sehen, auch wenn sie nicht glattzubuegeln ist. er koennte es tun, er weiss es. doch soviel anstand will er in sich behalten, zwingt sich darueber wegzusehen, dass sie ihm nie perfekt erscheinen wird. sie soll reiner versuch bleiben, vulgaer organisch, wellen, die nicht in bewegung sind. staubmeer. als er die leuchte holen will klingelt das telefon im flur. ems eilt nicht. jemand hat sich verwaehlt und haelt ihn auf mit entschuldigungen. brav bleiben, denken beide. der ritus ist erschreckend. der anrufer holt aus, hat viele worte fuer den fehlgriff. er haette auch einfach bleiben koennen, kurz. sie wissen schon-sagen, dann waere es vorbei gewesen. ems muss den kopf zur seite drehen bei seiner ausgedachten freundlichkeit. ist es fuer dich das erste mal ? fragt er und legt den hoerer auf. die aermel sind ihm vor aufregung abgerutscht. er krempelt sie wieder auf. gleichgeschickt mit beiden armen. im angemalten raum prueft er scheu die spuren auf der wand, die kantenverlaeufe in den zimmerecken, die gleichmaessigkeit der aufgetragenen farbe. wie ein negativkuenstler, der sich selbst in neutralitaet verstecken will. nicht als haltung, sondern aus angst sich zu verlassen. die halogenlampe faellt aus, laesst ihn zurueck mit dem einfallenden kartonquadratlicht aus dem flur. ems geht zum telefon zurueck, dreht mit dem finger in der waehlscheibe, die am rand gesplittert ist. er hatte das telefon vor jahren auf einem hallenflohmarkt gekauft, den er selbst lieber als basar bezeichnete. im sommerzwielicht, unter den fallenden regalen der haendler, brach in ihm ein schuldbewusstsein auf, alte geraete stuermisch zu bewundern. er hatte damals durst im hals und anspannung im geist, da er es schwer ertragen konnte, sich eine schwaeche einzugestehen. besonders apparate, die nach mehr als fuenfzig jahren noch funktionierten schaute er gerne an. sich in den formen aufzuloesen, an matten farben zu erdruecken tut ihm gleichzeitig gut und weh.ems wundert sich ueber sich selbst und legt die hand an die altmodische gabel. hebt den hoerer und schliesst beim freizeichen die augen. er empfindet sich ploetzlich als klischee. er braucht keine steckenpferde. ems entzieht der agierenden hand die muskelspannung, laesst den hoerer achtlos auf den boden fallen. retrospektive. er kaufte damals, wie er immer kaufen wuerde. grundlos in sich vergessen. die schwarze schnur des telefons hatte er mit ausladenden schlaegen einwickeln muessen. in eine tuete gesteckt. sich selbst in einen bus gesteckt. eine halbe stunde fahrt geschluckt. einen fussmarsch von der station, die treppen rauf, die schluesselsuche und das ablegen. du hast mich viel gekostet, viel mehr, als ich bezahlt habe, sagt er jetzt laut und hoert seine stimme seit langer zeit ausgesprochen. er lacht und steigt ueber die kartons in das malzimmer zurueck.
der flohmarkt war in einer anderen stadt. die neue ist kleiner und enger, hier wird der himmel nachts noch dunkel und nicht erleuchtet, nicht lichtverschmutzt. ems schaut aus dem fenster. er kriegt kopfschmerzen. natuerlich schaue ich aus dem fenster und nicht durch die wand. an der wand haengen vielleicht bilder oder sie bleibt leer. bei jeder erfindung die der mensch macht, erfindet er auch die dazugehoerigen probleme. erst ist die freude gross bei eisenbahn und gluehbirne. dann schaemt der mensch sich fuer das zugunglueck, oder weint, weil er die sterne nicht mehr sehen kann. jetzt eine stunde spaeter will ems doch mit dem fremden sprechen, der sich verwaehlt hat. die raeume werden abends groesser. er geht die wohnung im dunkeln ab, da er keine fassungen gekauft hat. im schlafzimmer stehen kartons und die wenigen moebel, die er besitzt. ein nierentisch auf drei beinen, auf ihm papiere. zwei buecherregale liegen unaufgebaut auf den dielen, die dazugehoerigen gebundenen gedanken sind noch eingesperrt. ems zieht aus dem stapel ein buch heraus, blaettert einmal hindurch. sieht den toten autor neben sich stehen und ueber die schulter schauen. es sind keine eselsohren darin, sagt ems, auch keine flecken. hab keine angst. beinah nur literatur von toten in den haenden, er weiss nicht ob es gut ist oder nicht. ihm wird kalt. in der kueche steht er herum, haelt das brillenglas ein drittes mal unter den hahn, wischt, schaut. das wasser perlt. die kopfschmerzen sind verschwunden. ems traegt keine uhr, merkt aber, dass es spaet ist. er legt sich nicht aus muedigkeit auf die matratze, sondern aus vernunft. er liegt lange wach. [pn]
neulich , die belle epoque,
das ohrenpfeifen ist im kopf,
rost auf den zaehnen,
keramikkrampf, auf schienen
fortgerissen, geduldet in geschwindigkeit,
zerreibt der antrieb fein den koerper,
hoert kein heldengeschrei mehr,
sieht nicht zur seite,
wo blicke nur fontaenen,
ein straffer griff an puls und angst.
wenn jetzt das herz schlaegt,
doppelt schnell, es macht dir
noch die wangen weiss,
und du gezwungen wirst zum
blick nach hinten, obwohl
du weisst, dass du vorangehst,
rotfatal.
[pn]
wer ihm begegnet, zweifelt nicht, dass es geister gibt. bleich ist er, wird von den schatten gezogen. seine wuensche haelt er nicht zurueck. der name ist in seinen oberarm eingeschnitten. sein vater war so guetig, dass er ihn nicht vergessen kann. er schlug immer mit der offenen hand, die richtungen waehlte er nach belieben, nur der schwung war aehnlich stark. die arme waren nicht behaart, sondern glatt. seiner mutter wollte er nie begegnen, sie verschwand in der flasche und sorgte sich nicht. ihre augen waren klar, ihre haut perlmutt. ihr hatte er es auch zu verdanken, dass seine haesslichkeit nicht zu vollstaendig war. es lag eine morbide schoenheit auf ihm. blasse falten und glatze, rote augen und helle brauen. mit den langen fingern, die er peinlichst pflegte, konnte er jedes messer halten. zum rasieren schloss er gerne die augen und spiegelte sich an der innenseite. seit der pubertaet schwollen seine beine an und fuellten sich abwechselnd mit fluessigkeiten, so dass er an beiden beinen humpeln lernte. die schnelligkeit langte jedoch, dass er beinah jedem davonlief. in seinem gang versteckt die wuerde eines prinzen ohne koenigreich. er trug gerne braune cordhosen und dunkle oberbekleidung, in der papier und tabak steckten. der anzug verblichen und verbeult , von den schwingenden armen, die zu lang fuer den koerper waren. er kaute oft an den innenseiten der backen, deshalb waren diese regelmaessig entzuendet und grau. seine wimpern mochte er mit asche tuschen, so laesterten die leute. tatsaechlich waren sie von aussergewohnlicher eleganz und laenge. keine frau konnte es ihm in dieser hinsicht gleichtun und seine blicken ebbten die situationen ein, zwangen zum wegschauen , nahmen gefangen in diesem verzweifelten gesicht. seine stimme war tief und kratzig, er stiess die luft aus den schweren lungen aus, beissend in den endungen der kurzen worte, die nur durch notwendigkeiten bedingt waren, die das zusammenleben in der stadt bedurfte.
er zwang sich durch die gassen, in dem eindruck an die waende gepresst zu werden. die backsteine klebten an seinem ruecken. er triumphierte mit den grimassen. begegnete ihm eine schoene frau, so strich er seinen gang zurueck und beugte die schultern auseinander, schob das hinkende bein wie einen stock nach vorne und sah sie scharf an. sobald sie verschwunden war sank er in seine schatten zusammen. die schirme wurden vor ihm ausgeklappt und manch einer der herren trug seine dame zur sicherheit auf die andere seite der strasse. an einigen tagen wusch er sich lange das gesicht und schaute in seine eigenen augen, in denen er sich erneut gespiegelt sah. dann nahm er ein stueck kachel und zog ein oberlid herunter. er wollte sich mit einem schmatzenden geraeusch den apfel entfernen, damit er dahinter sehen konnte. meistens geschah dies an einem sonntag, wenn er das geld ausgegeben hatte und der wind um die ecken seines hauses draengte. dann brannten in der wohnung kerzen auf dem boden, er sass in einer ecke des raumes und segelte ueber dieses flammenmeer. sog den billigen wein ueber die schmalen lippen, wartete auf die kopfschmerzen. im winter zog es ihn dann in den morgenstunden auf die strasse, wo er still das gesicht in den schnee legte und es abrieb. rot stand er dann oben vor dem spiegel. liess lange speichelfaeden aus dem mund haengen und schnitt diese mit einer schere ab.
seine lieblingstiere waren fliegen und schnecken. die faszination fuer alles was an den waenden lebte und in kleinen loechern , war schon als kind in im aufgestiegen. dann wurde er vom vater oft von seinen beobachtungen fortgetrieben, mit einem tritt in die seite oder einem schlag mit dem schuerhaken. in der schule liess er sich dann nicht sehen. der vater lachte ueber ihn und spuckte den gebrannten in den reis, den es zu fressen gab. seine stimme war auffallend hell und passte nicht zu dem hageren und trockenen mann. hohn ist der lohn, mein sohn.
dieser satz war an der wand aufgehaengt, die tuecher schwankten und schmutzten von alleine.er mochte sich heute nicht anziehen. mein name ist totret , sagte er sich und schwieg. er brachte den eimer kot auf den hof, wo eine katze aus einer pfuetze trank. er wollte sie mit einer kohle verbrennen, da stieg ein gedanke an seine freundin aus ihm heraus, blieb dann doch in ihm stecken, wie eine scherbe in einem pferdehals. er trank aus der flasche, die an seiner hand klaffte. totret leckte an der wunde, die er in die katze gezogen hatte, er sah lange in das rosa und fror dann. seine freundin hatte einen netten namen, doch er nannte sie flammenkind. er vergab andere namen und toente sie in seiner kammer. dort war sein reich. in dieser katze steckte viel leben, zart nahmen seine haende das tier und gruben ein loch, dass die finger schwarz waren und hart von der erde. totret legte blumen und bunte kiesel in das grab, es machte ihm freude und legte stille in seinen kopf, wenn er sorgfaeltig war. er war es gerne.
beinah der gesamte nachmittag war verstrichen und der abend kam zu besuch. totret sass lange an der kleinen grube und weinte. eine nachbarin ging kopfschuettelnd an ihm vorbei. sie hatte wirre blonde haare und muehte sich mit einem sack mehl. er wusste, dass es unnoetig war ihr zu helfen. sie hatten alle angst vor ihm. fraufrau war schon bei den netten treppenstupfen, die in den bernsteinturm fuehrten. der sack hatte eine braune faerbung, sah unappetitlich aus. willst wohl schmutzkuchen backen? totret stand so schnell auf, dass die luft um ihn absackte. er wischte sich das pfeifen aus dem gesicht und trat naeher, weil er die schweissperlen auf der stirn und lippe der fraufrau sehen wollte. ihr gesicht war toter als seins. mit schmalen alten schultern zog sie das schwere mehl in die wohnung im parterre.
totret haette gerne hineingeschaut, die tuer wurde ihm zugeschlagen. er blieb im flur, wo dass licht schon ausgefallen war. dort stand er und roch das holz und das fett der armen leute. ihm gefielen nur der tag und die nacht. daemmerung und morgenroete langweilten ihn, so schloss er lange die augen, wenn sie eintraten. kontrollierte vorsichtig die fortschritte. totret hatte hunger, spuerte in seinen innereien einen kreuzzug und leere, frauen weinten um ihre maenner. soldaten ruhten auf den huegeln und verachteten die marschaelle, die ihre befehle gegeben hatten. artig blieben sie und hungerten. totret sang bei jeder stufe einige worte aus seinem ausgedachten lied ohne ende. jedesmal wenn er sein dickes bein hochgezogen hatte fielen ameisen ueber das andere her, die muskeln waren hart und unnachgiebig, sehnten sich nach ruhe. vor seiner tuer hielt er inne und oeffnete die holzkontruktion einen spalt, fasste mit der hand hindurch, die er lieber hatte. seine verhasste hand musste immer alle niederen arbeiten uebernehmen, deshalb waren seine arme auch von einer grotesken asymmetrie, die ihm gefiel. er fuehlte die kalte luft an sich vorbeistroemen, sein brustkorb senkte sich, als betaeubte ihn die guete des moments. totret stieg mit schwung hinein und wischte ueber seine stirn. er brauchte die tuer nicht zu schliessen, niemand haette es gewagt in seine zimmer einzutreten. stoisch stellte er die schwarzen stiefel an die tuer, so dass sie einwaerts zeigten, die spitzen gerade, die loecher zu seinem mekka gewand. es war dunkel und stickig in den raeumen. haette ein lichtstrahl platz gefunden, waere der staub in ihm getanzt. tetrot wollte noch ein bisschen schweigen, bevor er lamentieren wollte, stundenlang. zuvor ass er ein wenig brot und schmierte mit der schlechten butter ueber den tisch und seine kante. so konnte er am naechsten morgen mit den fliegen erwachen, liess sie auf sich landen, war dann ganz ruhig und stellte sich so manche frage, wenn er zusah, wie sie ihre beine aneinander rieben, um dann ueber ihn zu steigen und zu kitzeln, dass er lange lachen musste.
in dem pyjama war es heiss, er steckte unter vielen decken eingeklemmt. sie kratzten, doch er wollte sie behalten. an seinen haenden schwere handschuhe, wie sie die maenner oft am hafen trugen, wenn sie eisenteile schweissen wollten. er hatte sie beobachtet, das war schon lange her, doch war er wiedergekommen, bis er handschuhe zusammenfinden konnte. leider zwei linke und kein ganzes paar, es war ihm recht, ein grund fuer seinen stolz. totret fand sich huebsch in seiner muetze, die er zum schlafen trug. in einem alten geschaeft hatte er einst ein schild gesehen aus emaille, auf dem ein junge in einem sprossenbett gefangen war und seine haende zum mond erhob. dort wo der mond die fratze hatte, war wohl ein glaesschen mit einem brei abgebildet. totret zog die winkel nach oben. der junge wollte den wohl gerne fressen und hatte doch sein muetzchen an. es war sehr fein mit einem grossen roten bommel, der wippen wuerde, doch war die zeichnung starr. totret hatte oft gesucht und hoffnung lag in seinem mund, doch nirgends zog er eine solche muetze aus dem schlamm. er kaufte eine andere, kaum schoener, am markt. welch eine freude, dass er nun mehr keine kraempfe hatte, wenn er einschlief. muetzengerechtigkeit, sagte er und schwitze unter der last der decken. zur strafe ueber seinen gedanken legte er sich die stoffe bis an seinen hals, damit er durch ein muenzengrosses loch atmen musste. genau zaehlte er jetzt die schafe, liess sie hoch springen und wartete auf den schlaf.
der wird mich schon nicht fressen. totret stand unter der laterne, dem neonneon und betrachtete die strasse wild. so viele geher und die ziele? ich bin ein weiser. zog den rotz tief ein. an dieser kreuzung fahren alle autos gleich, erbost lief er zur ampel und griff nach der strippe, die eine glocke laeuten liess, damit noch alle herschauten, wenn ein koenig ueber den zebrastreifen ging.
er war erneut so muede, dass er frauen folgen wollte. am liebsten denen, die den kinderwagen schoben, mit einer undurchsichtigen abfolge an schritten, die er anschwellen und verebben liess, machte er ihnen gerne angst. tief in ihm eingeschlossen, die bunten wuensche eines mannes , der vieles nehmen und nichts bekommen kann. die gischt an seinen mundwinkeln und der gang tobten einen angstpfeil in die koepfe dieser muetter. sehr still war er dann, wenn kraeftige maenner um die ecke bogen, machte sich dann klein und zu einem schwaechling, damit er nicht die fremden faeuste fressen musste. anmutig sah er eine dame von der seite an die wissbegierig das hutgeschaeft betrachtete. er nahm sich eine rede vor, die seine guten seiten zeigen sollte. bei diesem witz musste er dann doch noch prusten, sehr stark. zerwuerfnisse, dachte totret. die hand der frau sammelte mit einem spitzentaschentuch den faden von dem mantel und hielt es ihm hin. er suchte nach einer erklaerung fuer diese stille, fuer seine fehlende boshaftigkeit. stattdessen nahm er vorsichtig das geschenk und laechelte. die dame erwiderte seine entbloessten zaehne mit anzueglichem blick, der vieles ahnen liess. totret stocherte in seinen taschen, fand eine zumutung an gegenstaenden, schmutzige und spitze meist. er federte auf den ballen und liess den stock kreisen.
eingehakt in seinen arm stolzierten sie den boulevard entlang, er konnte und durfte jetzt schon glaenzen. ihr rock war schwarz ihren namen wagte er aus ihr zu holen, als sie lange nichts durch ihre schoenen lippen gesagt hatte. er mochte sie wegfressen, doch er wusste , dass er dass nicht durfte. nie duerfen wuerde. er sang ihren namen in sein inneres hinein , als er sie sprechen hoerte. lara.
ich treffe lara gleich. sagte totret und oeffnete die augen. er war in seinem zimmer. der schweiss war an den decken auf den boden getropft und hatte eine pfuetze gebildet. totret befreite sich von den decken und den schlafutensilien. war alles nur ein traum gewesen? er wollte schon hysterisch werden, dann schoss es ihm hart durch den kopf. ich sollte mich betrachten, sagte er, wie immer laut und deutlich zu sich selbst und eilte zu dem spiegel in der ecke. in den augen sah er flammen schlagen. dann legte er die wange an das spiegelglas. lara. lara. lara. war dies ausgetraeumt, im schaedel frisch gebacken, heuchelei im eigenen koerper? er stutze. so deutlich sah er sie und die begegnung. doch war er immer noch nicht sicher, kalt war ihm jetzt, er holte sich die decken und legte sie in einer zeremonie, die eine halbe stunde dauerte um den koerper. dann sehe ich doch nichts, schrie er auf und stiess die dicke wolle vom kopf. im zimmer war lara nicht, er sah aus dem fenster.
im hof stand die fraufrau und grub in seiner katzengrube. er stellte sich furios und krachte die treppenstufen herunter. trunken vor hass presste er den atem in das gesicht der schaenderin. wollte sie diese katzenliebe zerstoeren? sie sagte ruhig, dass sie zur vollstaendigen meldung an die behoerden auch beweise braeuchte, um tetrot aus der wohnung zu verscheuchen. zuchthaus, sagte sie und leckte sich die lippen, als sei honig draufgeschmiert. tetrot holte schon zum schlag aus mit der eisenstange, die er im flur gefunden hatte, hielt dann inne , verstohlen sah er sich herum. vielleicht sollten wir es drin besprechen? sagte tetrot und vergrub die spannung tief in sich. damit wir alles klaeren koennen. tetrot laechelte sich die erlaubnis dafuer zurecht. stimmt, sagte die fraufrau und wischte sich mit einem tuch eins ihrer doppelkinne sauber. er musste seinen schritt an ihren pressen , damit sie exakt zur selben zeit die wohnungstuer erreichten. hinter der schaebigen fassade, schlug er die haende mit gewohntem stoss gegen den ruecken und liess die frau schon fliegen ueber die treppen in den kohlenkeller. dann lief er schnell nach oben. ein alibi hatte er schon vorbereitet. er hatte doch geschlafen ohne zeugen, weil er alleine war. als beweis sollte ein traum ihm dienen, den er noch schnell erfinden wollte. selbst in der wohnung hoerte er das wimmern dieses fetten koerpers, dem jetzt die knochen aus dem fleisch ragen mussten. er wischte sich die lippen sauber. nach einigen minuten schlich er die vierzehn stockwerke hinab und hockte sich neben die sterbende, beugte sich sanft, in der hand noch einen warmen kuchen, von dem er fein die bissen nahm. in einem schatten schaelte er sich schnell ein kleines lager zurecht. mit einer decke, die er fraufrau um den kopf noch zog, daempfte er die klammen schluckgeraeusche und das keuchen. dann legte er die nackten fuesse an den hals, damit er fuehlen konnte, wie die waerme sie verliess. vielleicht bin ich ein philosoph, sagte er und staunte erfuerchtig, als er das dachte, in aufregung, dass es wahr sein koennte. das potential zum reden, habe ich ja, freute sich tetrot, der einschlief und mitten in der nacht mit kalten fuessen erwachte, die er muerrisch unter die decke zog. tritte weckten ihn, nicht gegen den schaedel , sondern auf die erde. ueber ihm riefen die kinder der fraufrau nach ihrem fressen, er musste sich die ohren zuhalten und ekelte sich vor dem kalten berg, der vor ihm lag. die sonne hatte eine schoene farbe und belebte seine sinne. lara, dachte er und fluechtete in seine wohnung, wo er muede liegenblieb.
stunden spaeter wurde er von einem klopfen an der tuer geweckt. die polizei schlug heftig gegen holz und angel. mit tiefen stimmen befahlen sie, die tuer zu oeffnen und zur befragung in den hof zu kommen, wo sie tisch und stuhl errichtet hatten. tetrot wischte sich die mueden augen, wusch sich guetig sein gesicht, bevor er kuehn und frei von sorgen die tuer schon oeffnete und die arbeitshand zum recken straff dem polizisten gegenschob. dieser mit schnauzer und hornbrille kuemmerte sich nicht um seine haltung, befahl zum hof und stieg dann rasch die stufen runter, tetrot folgte ihm so brav er sich dies vorstellen konnte. im hof tauchten die anderen bewohner auf, kein nicken, nur die stummen augen ueberall, sie sahen einander voll misstrauen an. der schlagstock zeigte abwechselnd auf einen zeugen und holte ihn an diesen tisch. tetrot, schon klamm und voller vorfreude sah an sich herab, dann war er bleich. die haende und die arme waren rot vor blut und schmierig. wie hatte er dies uebersehen? in einer fremden brille sah er, nachdem er den entstprechenden winkel erraten hatte, dass auch sein gesicht so rot war, dass es mehr als schamesroete zeigen sollte. zum glueck stand er recht nah, an seinem fuss glaenzte eine kleine scherbe, die er in sein alibi erfassen wollte. schnell waren ein zwei schnitte im gesicht und auch an armen. das ritzen machte spass, beinah konnte er sich nicht stoppen, wurde aber aufgerufen und zum tisch geholt. besser in die klapsmuehle, als ins irrenhaus , sagte er laut und aergerte sich gleich darueber. der beamte schien es nicht gehoert zu haben, jedenfalls reagierte er nicht darauf. die fragen waren einfach, sein traum als alibi sehr stich- und hiebfest aufgenommen, dass die beamten auf den boden gucken mussten und traurig waren, ohne taeter abzuziehen. der mit der brille war gerade dabei ein kreuz im formular zu machen, an einem kasten ,wo UNFALL vorgezeichnet war, als dumpf und leise eine frage nach vorne drang, so dass sich tetrot auf die zunge beissen musste, nicht wild zu werden und sich zu drehen. jetzt erneut, lauter und verstaendlicher, dass sie im ganzen hof zu hallen anfing: was meinst du mit irrenhaus, statt zuchthaus, tetrot? tetrot sah sich auf die wunden und liess leise eine traene fallen. der beamte verstand nicht, war schwer von begriff, die kollegen schon gegangen, jetzt stutzte sogar er. sah mit den augenbrauen auf den hof und die versammelten bewohner hinab, vom stuhl herunter, auf dem er still gestanden hatte, um wuerdevoll auszusehen. er schaute so langsam, dass man ein fragezeichen in den augen entstehen sah. tetrot bitte hervortreten, schnalzte er mit der zunge. das blut um tetrot hatte kleine kreise auf den sand gemalt. er schluckte wild, trat dann mit einem schritt nach vorne. [pn]
vermutlich haelt mich der aufenthalt bei einer situation auf. nein, das wollte sie anders ausdruecken, so versteht sie niemand. ich weiss es jetzt nicht besser, denkt sie und tritt dann einen schritt zurueck. sie will ihre gutmuetigkeit zeigen und niemanden aufhalten. jetzt habe ich es schon wieder gedacht, sie aergert sich. das leben ist nunmal fortbewegung und dann in ruhe. sie laechelt. der nachbar scheint auch nicht besonders interessiert, er steht in der halbgeoeffneten tuer, die er vermutlich zuschlagen will. der fernseher lockt ihn, die kueche ruft. das licht im treppenhaus geht aus. fuer einen kurzen moment bewegen sie sich nicht, suchen den lichtschalter eiliger, beruehren sich an der hand. in der dunkelheit darf man erroeten. haben sie sich schon eingerichtet ? der nachbar fragt sie langsam, als haette er sich den satz irgendwann mal aufgespart. ja. ihr faellt nichts ein, nur etwas auf. sie glaubt, dass er ihren namen vergessen hat und erinnert sich an ein gespraech bei dem sie selbst nach formulierungen gesucht hat, den namen auszulassen.
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erde und pflanzen spritzen umher. der hall des schusses hat keine absolute stille als folge, die den naechsten schuss filmisch trocken klingen laesst. kakophonie in die ohren gestossen, kopfschmerzhaelfte, angestellte werfen sich zu boden. die ventilatoren zirkulieren. nun ploetzlich stille, kein schluchzen, kein stoehnen, keine befehlsschreie. alle verstehen die ueberfallskonvention, aus filmen gelernt legen sich die haende automatisch hinter die koepfe. erstaunen liegt auf den gesichtern, nicht angst. zu gaesten sind sie geworden, tritte, die gastgeber laufen geometrisch, nur eine partei fuehrt hier regie. ich bin jetzt in gefahr, denkt eine frau und fuehlt sich als sei sie von einem reporterteam in der fussgaengerzone herausgegriffen worden. das weiterleben sichert die medienstellung. der bankdirektor liegt mit fieber im bett. seine leidenschaft sind fischkonserven und das anlecken von briefmarken. die bankraeuber tragen silbermasken, sie sind alle squashspieler. die haende arbeiten aufgeregt und gezuegelt, kassen klingeln sich hinauf. stiller alarm, telefone vibrieren in jacken und handtaschen. die angestellten werden kreidebleich. verhandlungen, wird es welche geben? der attentaeter mit dem sturmgewehr zielt nur mit dem zeigefinger auf die tueren. die maske ist recht angenehm und kuehl zu tragen, skimasken haben in der probe gekratzt und abgelenkt. soweit muss man schon denken koennen. niemand wird sich die kriminellen beim aufstehen und kaffeetrinken vorstellen. das menschliche verschwindet hinter der dominanten szenerie. die raucher werden nervoes. gelaechter vor monaten, als die schnapsidee in einem ihrer hirne geboren wurde. solange man die konsequenzen ertragen kann, soll man den taten glauben schenken und sie vollfuehren. sonst gaebe es doch keine kunst. die paraphrase liegt im kopf des mannes, der die taschen mit geld befuellt. er ist kuechenphilosoph. die kriminellen hinterlassen ihre spuren, ihre eingestanzten kugeln in den waenden sind fuer die zweitverwertung gedacht, fuer die trophaeensammler und aus mitleid mit den medien. die lautstaerke zieht wieder an, durcheinander folgt. die ganze handlung flockt auf, wie schlechte milch, wird stotternd vorgetragen. geld faellt zu boden, wird wieder aufgehoben. keine quietschenden reifen, sie fliehen zu fuss durch den hinterausgang. [pn]
als haette einer eisstiele in den sand gesteckt, so stehen diese haeuser um den platz. die perspektive macht die musik, denkt groth und schaut sich staendig um. bei jedem schritt ist er von neuem anblick verzueckt. wie das wohl geht in meinem hirn. die gelben und die roten wagen verlangen die groesste aufmerksamkeit ab. als eine ambulanz vorbeifaehrt schaut groth weg, die arroganz des gesunden ist ihm in die knochen geflossen, auch wenn die sirene laut ist und nicht er. groth nimmt die haende von den ohren und weiss nicht recht wohin er gehen soll. er traegt die gleichen schuhe, die gleiche jacke. er sucht nach grazie, findet nur bilder von menschen, die im muell nach flaschen greifen. die eifrigsten besitzen eine taschenlampe und einen einkaufswagen, beladen mit ausgetrunkenen sorgen. auch groth hat kummer, doch kein substitut. er glaubt ans fechten und an heissen atem, der nicht immer schlecht riechen muss. beim hineingehen in geschaefte sucht er zuerst den detektiv, erkennt ihn an der gespielten langweile. ein theater fuer das er niemals zahlen muss. groth denkt an orte und ihre namen, will sie behalten, sie fallen ihm aus dem mund beim sprechen. er bezahlt, er tut es gerne, schaut freundlich und bestimmt in fremde augen. groth stellt sich vor, wie es wirkt, wenn er die hand zu stark gibt oder ein glas mit falschem schwung auf den tisch zurueckstellt. ein radar hinter der stirn zeigt ihm den naechsten weg, die naechste handlung. auf der strasse scheinen die menschen so konzentriert und voll beschaeftigung, dass sie vergessen haben, was sie sind. die strahlen stossen sich am koerper ab, es schlaegt ein ping zurueck. groth wird von einer elster begleitet. sie fliegt ihm immer nach. auf den balkonrand streut er ihr jeden morgen etwas brot, haelt die weisse tasse in der hand, dann mit austrecktem arm neben die birke, das birkenbild, in dem der vogel sitzt, als vogelbild. durch seine augen sieht er sich auf dem balkon stehen, beinah an die aussenwand gedrueckt. groth spuert die physik, sieht sich mit der konstruktion fallen, der grund ist poroeses gestein oder vielleicht ein handwerksfehler. die elster achtet ihn nicht. ihre punktaugen sehen die reflexion auf der scheibe hinter groth, wo eine kueche mit dem anderen fenster liegt, dahinter die vorderaussicht. der rest ist leer, wird berechnet, wenn groth die tasse in der kueche abstellt und zu dem kirchturm blickt, auf dem die uhr am schlagen ist. die elster schreckt deswegen auf und wartet bis am boden etwas glaenzt. [pn]
der reflex ist fair. die zuschauer , hintereinander gestaffelt im saal, stabilisieren ihren blick am horizont der buehne. auch wenn die linie schraeg im bogen verlaueft, laedt sie trotzdem einig drehend die blicke ein. die bretter der buehne sind noch aus holz, nicht aus keramik, die welt stuerzte noch nicht ein. der vorhang wird gezogen, oeffnet sich wie ein maul, vor dem gaumen steht der herold , sprueht die noten aus den kehlkopf aus. autistenchor im hintergrund, sehr leise, das geknirsche in den reihen ist vollzug, entspannt lassen sich die seelen fallen, eingebettet in anzuege und strassenschuhe. hochgesteckte frisuren, erinnerungsperlen um den hals gelegt, die vermeintliche belohnung ist der einfall, ist die reine stimulanz. nervenkichern, kinder die zu hause milch zum ueberkochen bringen. wohnungsbrand in eiliger dramatik eine haeuserzeile weiter, er versteckt sich hinter eintrittskarten. die anwesenden finden motive und behauptungen wieder, die toene stecken wie nadeln, koerperkontakt nicht gewollt, nur ausnahmsweise.
attitueden der conditio humana, die gespraeche sollen nur ansatz sein fuer beruehrungen. alle werden im opernhaus devot, umsponnen von einer herben frau, abseitig. hier denkt niemand an die blosse schoenheit, es geht um das zuruecksinken, um das herunterschlucken von verstimmungen, die unter augenlidern haengen, dann auf die trommelfelle folgen. es bleibt zu wenig fuer ein gespraech danach und zuviel, um zuvor zu schweigen. dilletant, der jetzt nicht an den alkohol gebunden ist. im kino wuerde sich der kopf erst erschrocken drehen, die blauen gesichter betrachten, gefallen finden an der erkenntnis, einer von vielen zu sein und geblendet von der furcht sich aufzuloesen.
der zuschauer wuenscht sich als omnipotenter betrachter ein freiwilliges gefaess fuer gefaellige gedanken. selbstvertrauen baut die mauern ab, ist zahnstocher fuer den geist. es befreit von der karioesen betrachtung durch das gegenueber, das die grundangst nicht anruehren mag, das zum fressen zu satt ist. es wischt sich den mund von fetten taten ab, blickt mit glanzaugen nach vorne.
auf der buehne stellt sich jetzt mehr als betaeubung ein. die fragen, die erscheinen werden wieder vergessen. gier nach moeglichkeiten, die tagesform urteilt ueber das gelingen. die staerke im kragen haelt den kopf gerade, die aermel sind schmutzig vom aufheben der eindruecke, die haende taub vom zerren am ton der situation. als richtungsweisend gelten die, die vorne oder oben in den logen sitzen. meinungsbuesten, armor im kettenhemd. gewaltenteilung fuer den geist, stolz ausgekleidet mit einer schutzschicht, wie im pappkarton. kunstfertigkeiten werden in ein rechtes licht gesetzt.
der vogelzug am himmel ist verdeckt von tapetenornamenten und kronleuchterglanz. im letzten akt haben die anwesenden das stadium des hungers ueberwunden, handinnenseiten legen sich auf knie, die gehoeren und nicht. mit seitenblicken wird die aufmerksamkeit der nachbarin geprueft, die standhaftigkeit in sequenzen unterteilt, trennlinie um trennlinie, matrizenwalze, die von der buehne rollen will, gehalten wird von rezipient zu rezipient. im orchestergraben ist in dem paukenspieler eine krankheit aufgestossen, sie faellt ueber ihn, wie ein ungewollter tausch. [pn]
um mich herum nur absichten. alles tanzt. vergisst sich in der handlung. es ist schwer festzuhalten. ich vergesse mich in ihrem bild und mache die situation zu der vision, die ich schon hatte. ich mache die illusion, die szene, zu der situation , die ich schon kannte. alles verbringt zeit miteinander, so viel haben wir uns gar nicht zu geben, ich wiederhole mich, sitze neben einem anderen stein, der die haende auf die oberschenkel legt, weil er es nicht besser kann. jeder sollte eine wunde haben, die am verheilen ist. an der hand oder im geist. trotz faellt vom himmel. hoffentlich darf ich den gedanken zuende atmen. alles ist voneinander abhaengig, fragezeichen haengen daran. in dem gewissen, das fernseher ist und zuflucht vor dem selbst, fallen wir auseinander , wenn wir aufwachen. [pn]
geister wandern um dein bett, erschrecken, weil du alleine bist.
sie stecken sich in den schrank, den du ungern offen haeltst,
in ihm alle dinge, die sie fuerchten. [pn]