ich kann nicht glauben, dass es amerika gibt

scheue augen, kaputt geschaut, wie schreit man richtig, wenn man die beine bei einem unfall verliert? die frequenz scheinbar willkuerlich, doch selbst hier der mensch ein kuenstlicher, komponist einer arie, die einzigartig ist. [pn]

harpune

der stotterer zwingt sich still zu sitzen. wir fruehstuecken unfreiwillig zusammen. ich bekomme mein muesli nicht herunter, waehrend ihm klebrige stuecke kaesebrot aus dem mund auf den tisch fallen. grosszuegig sehe ich darueber hinweg, mein blick ist kein strafen, auch wenn der stotterer seit fuenfzehn minuten an einer silbe festhaengt. rot sein haupt, er schlaegt mit der linken flach auf den tisch, beugt sich vor. mir krampft der magen, ich trinke saubere buttermilch. merkwuerdig fromm ist der stotterer geworden, geht gerne zur arbeit, in die denkfabrik.

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stelldichein

das bombardement hoert nicht auf. wir werden geschult und programmiert, was gefaellt mir wirklich. wir leben in scheinbaren friedenszeiten. im diesem land, wo autoreifen quietschen, herzverfettung und kindesmissbrauch objekte sind fuer statistiker. gebaeude wachsen um uns, schautafeln werden angebracht. ich erkenne dich nicht, strahlen schiessen umher. die tiefsten toene sind am energetischsten. bitte merken. bitte aufzeigen. da sind doch meine wahlmoeglichkeiten. ich fuehle mich wie gelaehmt, nein frei. heute schien die sonne fuer einige minuten, oktober wollte ich sagen, november ist schon im kalender markiert. ein jahr geht vorbei. bei ungeraden zahlen fuehle ich mich besser. selbstverstaendlich gibt es fahrer fuer leichenwagen, diese geschichte ist so verdammt kurz. ich moechte etwas finden, nehme dazu deine hand. horizontfluechtende werden nicht aufgehalten, sie bleiben frei. mauern sind zum schutz vorhanden, nur zum schutz. politik ? haben sie meine aktentasche gesehen? sie steht dort neben der frau, die ich im handelsueblichen sinn attraktiv finde. ich sage ihr mein gehalt und die uhrzeit. sie verstroemt einen duft, achtet auf sich. in den fenstern der abendstadt sinken die koepfe auf die spinningraeder. einmal im jahr stirbt ein gesunder mensch auf ihnen oder verliert sein gedaechtnis. wir essen ploetzlich in einem restaurant zu abend. die abfolge der speisen ist egal. interessieren sie sich wirklich fuer kunst? da winkt sie ab, reell wuerde sie zustimmen, doch einige der untertoene gefallen ihr nicht mehr. polizisten kommen herein, fuehren einige ab. ich schaue nicht hin, beobachte ein anderes paar. sie hat blaue lippen, blassrosa. sie gefaellt mir. anscheinend kann sie sich nicht kleiden, doch ich finde eine vorstellung, die uns wohl beiden gefaellt. gleich lache ich leise ueber eine bemerkung meiner begleitung auf, die eine andere geschichte erzaehlt. wie bei einem vortrag haelt sie ihren kopf absolut gerade, so dass ihre halsmuskeln leicht hervortreten. das licht wird geandert. violett ist keine vorteilshafte farbe fuer eine frau. das fleisch auf unseren tellern kommt mir unnatuerlich vor. unter dem tisch schieben wir unsere fuesse hin und her. ich denke an etwas vollkommen anderes. es ist ein schlechtes restaurant, zu laut. ich glaube, dass wir italienisch essen. die kellnerin serviert sehr fahrig, hat ein laecheln im gesicht, vom vorarbeiter installiert. jemand stellt im hintergrund die wanduhr zurueck. ich drangsaliere sie etwas, damit sie merkt, dass noch widerstand besteht. der kritische augenblick, wir schalten auf ein abgesprochens programm. gepflegte isolation. die nachbarn in meinem haus halten es fuer notwendig die abfaelle abends oder morgens wegzubringen. mit dem verstecken der etiketten meinen sie sozialstudien aus dem weg zu gehen. sie wollen nicht ertappt werden. das letzte wort trifft mich unvorbereitet. ich denke an die frau mit den blassen lippen. adligenstoerung. dort drueben im hotel wohnt ein narziss, zeigst du mit langem finger. jetzt erst begreife ich, dass es eine meldung aus der tageszeitung ist, die ich mit wasser runterwuerge. ich trinke nicht mehr. tablettensuechtigeschweine, schreie ich heraus. jetzt wirkt sie gar nicht mehr nervoes, hat darauf gewartet. anscheinend ist sie sogar erregt. in jeder population gibt es vertreter unterschiedlicher komplexitaet.

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am schlagbaum

soldatenrufe,gesichter, die verstehen. alle steigen aus und stellen sich dorthin. ohne rhythmus, keine abwehr. mit traenen, die frauen zahlen anders. [pn]

text ohne einfuehlung

die flintenweiber werden mit den gewehrkolben erschlagen. wir haben den lagrangepunkt erreicht. in der kneipe wird es zu hell, zu eindeutig, alle tragen billiges. die waende sind papierbehangen, jede beschreibung wuerde in die irre fuehren. hier reichen die blossen koordinaten. der raum geteilt in passgenaue luecken fuer die besucher, alle werden gleich belueftet. die schizophrenen riechen nach ziege. du sagst: ich habe neue worte verlernt, kann manches nicht mehr sagen oder schreiben. ich empfinde die beteuerungen als wahr, weil ich mir symbolisch mit dem kellnermesser in die daumenkuppe geschnitten habe. zuviele pflaster an den haenden, auch beim im arm halten und einschlafen. vergangenes bewerten, gleichzeitig kommendes anschauen wollen. jede handlung ein wechselspiel, das sich ereignet. wie verstoerend kompliziert ist selbst das simple raumdurchschreiten. das beinheben bleibt stecken in stotternder zeit, muehsam das losgehen, ohne zuvor die schritte im kopf zu hoeren, einem selbstbild zu erliegen und sich dem umkehrschluss zu straeuben. beissendes vibrieren. der raelitaetsschock zieht lautlos den untergrund fort, niemand lacht dabei, die haut wird kochend heisser wachs, stellvertreterhandlungen jetzt bei allen gleichzeitig, am selben tag ein befehl : droehnende einigung, die elektronische musik webt uns ein. das sichstressaussetzen nicht mehr als animalisches prinzip. ich finde mich an der theke beim bestellen von alkohol wieder, hier zaehlt die demokratie des staerkeren. unterschiedliche waffen, augenaufschlaege neben mir, zappelnde geldscheine auf der anderen seite. der durst macht blass schoen und gleichgueltig. viele paare gestehen sich die in diesem augenblick liebe. die ersten passagiere tanzen, da sie sich vergessen koennen. die aufwachenden verlassen die tanzflaeche und wippen mit kopf oder fuss, weil sie die absurde motorik nicht ertragen. aufwachen beim tanzen und sex. vulgaeres geniessen ist der einfachste weg sich mit einfachen strichen ein ego zu zeichnen, wenigstens einige minute haltbar zu machen. das ich wird staendig uebersalzen. der definitionsdruck verschwindet trotzdem nicht, sagst du. ich muss aufschauen davon. ich sehe nicht, wie vor der kneipe zwei wagen nebeneinander die strasse herunterfahren. sie ziehen meterweise aneinander vorbei, ein jeder einmal im vorteil. der hellere spielt cellomusik aus lautsprechern, im inneren sprechen wir wieder ueber holographische staedte und die unnoetigkeit der individualerfahrung. als medienkonstrukte sehen wir das aussterben des anspruch auf persoenlichkeit mit einem lachenden und weinenden auge. die von allen gefuerchtete konformitaet wird durch uebetreibung des aeusseren geradezu beschleunigt. ja ja, bunte abgrenzung, verlust von opportunen befuerchtungen. warenhaft bereiten wir uns auf den paradigmenwechsel vor, werden uns letztendlich zu gott entwickeln, allmaechtig und gelangweilt, setzt er den zustand zum ursprung zurueck, um sich, aus uns heraus, neu zu erschaffen. ein aufatmen ist hoerbar. endlich, sie dimmen das licht. [pn]

hoer auf damit

es war einmal ein sehr armer witwer.der hatte einen sohn , den er ueber alles liebte. die zeiten waren zwar hart, aber beide hatten genug zu essen und ein bescheidenes dach ueber dem kopf. eines tages jedoch, es war im winter, musste der mann sich entscheiden, wem er das letzte bisschen brot geben sollte. er ueberlegte nicht lang, obwohl es fuer ihn den tod bedeuten wuerde.also nahm er den brotlaib, ging zu dem sohn in die ecke und setzte sich langsam nieder. dann ass er das brot. [pn]

isabell holt wasser

unter mir besiedelte flaeche,
herumgeworfene menschen,
druckabfall,
der pilot fliegt schleifen
sind in deinem haar.

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himbeergeraeusch

ihre fingerkuppen schaut er an, folgt mit dem auge dem kanal in ihrer haut, dreht sich in der spirale. zum memorieren bleibt ihm keine zeit. er wirft ihr einen luftkuss zu, der sich im gestruepp vor dem haus verfaengt, so wie die maenner hier im stacheldraht. erde spritzt fontaenengleich, sein herzschlag folgt dem bombenschlag, die dicken tropfen fallen vom himmel. enfernt. ihr ist als sei ein schatten durch den raum gelaufen, sie kann nicht an ihn denken, dann laueft er los, damit es vorbei ist.die haende stecken in der erde fest, er zieht sich hoch, spuert rasen an der wange und dreck unter den naegeln. bienenschwaerme irren umher, beissen und toeten willkuerlich.

auf dem feld ist es leiser, als im graben , passagiermaschinen sind im himmel, manch‘ insasse auf den plastiksitzen eingebrannt. die sonne scheint laechelnd herunter, ihr ist es gleich, dass insekt um insekt aus loechern kriecht um sich zu waermen. sie hat sich schulden machen lassen, blendet die schuetzen, nimmt positionen ein, in einem fuer sie unverstaendlichen konflikt. beim laufen zeigt das bajonett nach vorne. der mann ist jetzt beherrscht, hat sich in einem flur versteckt. in bunter kleidung sitzt er , eingepackt, mit werbung auf helm und gewehr. die scheiben der knie schon lockergelaufen, mit anderen soldaten warten sie , dass drohnen kommen, die sie sehend machen. er kann sich an seinen namen nicht erinnern, ein jeder juri hat doch seine natascha, der nebenmann stoesst ihm die zigarette ans auge, weil er beim sprechen nah herankommt, seine eigene zunge im mund behalten muss. blutig seine art und eingerissen sein gesicht, alle muessen kuenstlich ueber seine witze lachen und haben angst, dass er erfaehrt, dass keine sanitaeter kommen vor dem morgengrauen. wieder paukenschlaege und pfeiftoene in den ohren, sie blicken um sich und wissen nicht , was sich bewegt hat, welcher koerperteil jetzt zucken will vor angst. ein alter hat sich benaesst, die anderen schauen weg, schweigen nicht lange darueber. der hauptmann tritt hinzu, kommt durch ein unsichtbares loch gekrochen, hat umgebungskarten mitgebracht. haelt sie, als sei dies schon ein triumph. der erste schritt ist immer der schwerste. sein kommentar ist trocken, er hat sich eine miene einstudiert am morgen. an einem spiegelstueck stand er vor der wagen. der motor lief. die nutte zog sich das hoeschen hoch. hier im distelkeller ist nichts rosa, die einschlaege pressen uns zusammen, staub zieht durch die entglasten fenster, wie ein boeser geist. ein neuling hat glueck gehabt. ist schreiend aufgestanden, als erinnere er sich an seine schulzeit, tief in seiner schulter steckt jetzt eine scherbe. sie kennen alle den grund fuer seinen euphorie. es fliegen gegenstaende, die keine absicht dazu hatten. die maenner werden mit einem befehl durch die ritze in der wand gepresst, ladehemmungen, kugelblitze und schussgefecht drinnen. von der decke verteilen offene kabelenden stromschlaege. ein mann wird in einer tuer eingeklemmt. da kein platz an den seiten ist wird parteiuebergreifend hindurchgeschossen. ein spaziergaenger am waldrand wuerde in dem haus kinder vermuten, die feuerwerk platzen lassen. eine eule sitzt auf einer astgabel und ruht sich aus. sie hat eine maus gegessen, das laesst sie zehren und muede werden. [pn]

aus dem leben eines minenraeumers

so charmant, dass ihr gewartet habt. ich verhalte mich so, als haette ich nicht die absicht gehabt, bei einer anderen liebschaft zu klingeln. in absehbarer zeit fahren die bahnen wieder. dein raucherhusten zieht die voegel an, ich schaue auf und habe die gleiche sicht auf die strasse, wie alle vorherigen personen.

dort wo sie verwirrt war hoerten wir das glockenklingeln, nicht woanders, an keiner anderen stelle. hier auf dem plastikboden fanden wir ruhe und konnten zuschauen, wie jemand anderes unterging. keine schmalen hueften, keine freudlichkeit, offenbar waren alle anwesenden gleich. wir haben das konzert gesehen, waren enttaeuscht, konnten am naechsten tag nicht rechtzeitig aufstehen. alles was man verquollene augen nennt, soll ausgeschaltet werden. an ihren haaren finde ich mit einem schnellen blick keine anstecker, keine zierde. wie soll ich sie in der menge widerfinden? an der taille? ansonsten bin ich beschraenkt auf vermutungen. ihr name ist offengesagt eine schnell zu vergessende sache. ich kann mir namen nicht merken. notgedrungen stieg ich hier, manchmal dort aus, legte mich neben unbekannte koerper, schloss mich dort ein, wo es sicher war. es ging immer weiter. wir haben uns die persoenlichkeit nicht erschaffen, sondern nur ersehnt. abends, wenn aufwendige getraenke verzehrt wurden, konnte ich mich im schwarz fremder haare niederlegen. eine frau fragte mich neulich, ob ich nur bruenette lieben koennte. ihre haare waren blond, der strasse gewidmet. mein name fiel oft, wenn sie sprach. ich begehrte nichts, fand mich selbst genuegsam verschlossen in bewegungen wieder, die stolz waren aber ohne herz. in einem anderen land waere meine handlung eine stuetze, hielte aufrecht, fabulierte sie verwirrt, sie hatte sich in mir verfangen. oft schaute ich dann auf die verflossenen jahre zureck und stockte kurzzeitig und verwundert ueber die dinge, die mir zugestossen waren. selten, schwertweise denkend, wurde auch ich geliebt. dann brauchte ich keine maskerade oder grosse offenbarungen, sondern nur die strenge stille meiner anwesenheit und das statische rauschen der abwesenheit. in der betrachtung der vergangenheit sehe ich dinge versteckt, die zwangslaeufig stattfinden mussten. diese wohnung und die vorherige und selbst die zuvor waren zufluchtsorte einer danach stattfindenden handlung. ich haette niemals begehren koennen, wenn nicht fremde abscheu im weg gestanden haette. ich habe niemals zugelassen , dass ich als person auch liebe halten kann. dies ist der grund, wieso ich immer verlassen wurde. sie hat den kerker nicht ertragen koennen, dabei war es gleich,dass ich bereit war ihr die sterne vom himmel zu holen, die wir einst gesehen hattten.mein lachen nur aufgemalt und abstossend. bestaendiges fortschaffen in die fremde, in einem fremden land. [pn]

nachbarfischbewegung

als die futuristen mit wut im augenwinkel das einschliessen der sonne in einen betonkubus einforderten, gelang es ihnen nicht von der zerstoerung der natur zum ueberziehen der armbinde eine atempause zu lassen. tropfend vom saft der heilsversprechen erstarrte ihre stimme und kein neues kunstlicht fiel auf die maschinenszenerie, keine beschleunigenden botschaften, nur leichenberge stapelten sich im himmel auf. [pn]

betrachtungsdrift, unverstaendlich

archaeologische versenkung. hauptsache der aufnahmewinkel stimmt, der ausdruck erscheint wichtig, erklaert sich eher nebensaechlich.aesthetische malfarbe bedeckt die urspruenglichkeit, ueberzieht sie mit einer patina aus vorwissen. bereitgelegte erklaerungen,vermutungen aus instabilem astsystem, der zweitververwertung einer recyclingkultur. institutionalisierte scham, gleich nach geburt werden kunstwerke entkernt und aufgezehrt- vom pulsierendem neubeginn eines rekursiven und repetitiven „produkteurs“ in die schattenwelt der kalten inspirationslosigkeit, schliesslich in die interpretation gezerrt. es folgt der zustand der nutzlosigkeit in einer welt, die simulation nicht als reaktionaere bedrohung erfaehrt. zielstrebigkeit laesst in eine entfremdungssucht gleiten, weil wir erkennen, dass wir uns in wirklichkeit nur naeher kommen. wie eine bulimikerin sind wir in der lage uns selbst zu umgreifen, uns die beruhigung in form von seditiva einzufloessen, die uns liebeshungrig in die bilder schauen laesst. die lust des sehens, die baudrillard beschreibt, heisst einen blick leer zu gestalten. nicht nur die absicht, auch das ziel ist nicht mehr als hohlgefaess, an dem koerper gebunden, um nicht – sie verzeihen – unterzugehen. dort finden wir nicht einmal mehr die spielerische noetigung, trieblosigkeit stattet kopf und wand nur duerftig aus. statt dem gewuenschten aus-setzen , der angestrebten flucht, bleibt nur die angst vor leerer flaeche, die wir mit jedem neuen geruch synaestethisch begreifen. [pn]

unterstellte ohnmacht

die grossen gesten machen die bedrohung nicht duldbarer. du langweilst mich. die schatten in dir sehe ich seltener, dafuer umso klarer. zumeist handelt es sich um einen bestimmten ausdruck oder eine angedeutete und nicht zuende gefuehrte bewegung. manchmal drehe ich den kopf dann erschrocken um, als gaebe es etwas neben dir zu sehen, es findet sich jedoch nie. wahrscheinlich verschwindet es, solange ich noch geradeaus schauen kann. die angst mein gesichtsfeld verengte sich, wurde durch aufwaendige messungen widerlegt. wenn ein arzt eine krankheit nicht zu gesicht bekommt, leide ich auch nicht darunter. ein gentleman agreement stuetzt mein verschweigen- was mir passiert ist und immernoch passiert. ich wende mich nur als beispiel an. flucht aus der wohnung, wo es in den waenden rasselt. gestern habe ich mir feinde gemacht durch hoeflichkeit. im alkoholischen kopf klingen selbst die lautesten stimmen dumpf. ein hereintreten ist moeglich, durch eine triggerhandlung ausgeloeste reaktionen, so folgerichtig, als sei ein kartenhaus im windstoss eingestuerzt. der betrunkene hatte vor einer kneipe trinklieder gesungen, gehaessigkeiten ueber andere nationen, ruettelte die schwarz-rot-goldenene dazu. steht aufrecht, um sich gleich zu buecken. so demonstriert er allen wie die hollaender gehen, wie krueppel. ich achte auf die pause, damit er luft holen kann. sein kleines rudel hat sich um ihn gescharrt, weil er der opferclown geworden ist. ich trete an ihn heran und frage, wieso er solche lieder singt. ich bin selbst betrunken und weiss, dass ihn die frage provozieren wird. meine bosheit nenne ich zivilcourage. es folgt die androhung von gewalt von seiner seite. ich schwenke ihn in die verwirrung, durch worte wird er fortgetragen, schnell will er sich abschuetteln, beleidigt ueberfordert, schaut fragend in die runde.beisteher auf beiden seiten der parteien, krumme argumente, willkuerliche positionen. es geht ums feiern, um alkoholische meinungen. so fest, dass man schreien will, nein muss, weil niemand mehr zuhoeren kann. der rat beschliesst aus muedigkeit und abnehmender geschwindigkeit einen hohlen kompromiss, als haette nichts zuvor hier stattgefunden. die meisten schauen blass mit roten augen. keine wirkliche loesung, nur der wirt tritt ab un zu vor die tuer, um uns alle wegzubitten. versoehnlich wird gelacht. man solidarisiert sich, flaschenklirren. die lautstaerke erfordert andere mittel, er droht mit haengenden armen, lustlos mit der polizei, die schon oft an dem gesamten pulk vorbeigefahren ist, ohne sich darum zu scheren, wie laut es auf der strasse ist. erst am naechsten abend, als alles schon vorueber ist, sagt die polzistin, die sich das bild von der netzhaut in erinnerung ruft, durch halbgeschlossene lippen, man moege etwas leiser sein. jetzt haben wir auch verstanden. [pn]

der zermalmte hund

kopschmerzen,
an der spitze ist die leere suess, bricht diese ab fliesst eiter. lassen sie sich nicht aufhalten. jederzeit ist eine kontrolle moeglich, wird ausgefuehrt. die stille, die hinter den brillenglaesern sitzt ist eingetrocknet. wundmale lassen sich nur schwer finden. einen arzt erkennt man am stethoskop oder kittel, nicht am gesicht.

abends im laternenlicht gehen wir spazieren, unterdruecken dabei freiwillig eine welt. nur die baumkronen empfinden das gelbstichige kunstlicht als nahrstoffarm. E120 ist die klassifikationsnummer des farbstoffs in deinem campari, eingestanzte laeuse, vielleicht trinken wir deshalb so gerne den chininsaft. angebliche horrorgeschichten der lebensmittelindurstrie, die unterhaltsam von ihren wahren schrecken abhalten. ploetzlich ist es tag, mir kommt es vor, als sei der sproede schlaf umsonst gewesen. er deckt die traeume des gestrigen tages zu. heute folgten anrufe der verzweiflung, versuche der konzentration am telefon, umstossende bemerkungen. glatte sommerbeine, eingelaufene kleidung, verwaschene gesichter. gespraeche unter uns, die verdoppelt wirkten. zum ersten mal fuehle ich den boden in dieser stadt, die langsam in mich einkriecht. im hellen schwitzt sie, schiebt passanten umher, nachts schliesst sie in klimatisierten fahrten oberirdisch koerper ein. du siehst jetzt anders aus vor dem bauzaun und den abgestellten fahrraedern. an der station haengen die menschen und trauen sich jetzt alles im halbdunkeln, was ihnen im sonnenlicht zu grausam oder peinlich erscheint. aber da irre ich mich erneut, du ermunterst mich zum hoffnungsvollen glauben, selbst wenn du an den falschen stellen lachst, wenn ich erst ernst geworden bin oder muede. naiv, sage ich und weiss nicht mehr, welchen teil ich in mir meine. stop rufen, doch dann ist das wochenende vorbei, das gute gefuehl verschwindet mit. dieses jahr schwingt sich eine abschnittslosigkeit hinauf. schnitte koennen nur anhand des grob gewordenen kalenders entstehen, dabei benutze ich schon die fernsehzeitung dazu. so finden wir eine gemeinsame sprache. gluck gluck, macht es wenn du trinkst. ich hasse diese lautmalerei in der beschreibung, aber es soll mir beim erinnern auch kalt am ruecken werden. zurueck, im park beobachten wir die frau im mantel, „in den spaeteren jahren ziehen manche frauen die wangen nach innen, fuerchten sich aber vor ausgewoelbten schenkeln.“ an einer ausgesprochen langen leine fuehrt die spezielle person einen hund herum. doch dort, wo er ohren hat, klemmen nadeln. er schuettelt sich, will kuehl sein in dieser sommerhitze. der hund hat einen bruder verloren unter den reifen eines lastwagens.

[ wahrscheinlich stammt diese bezeichnung aus dem dritten reich. die dazugehoerige ladung entschied ueber sieg oder niederlage, waren es knoepfe fuer uniformen oder granathuelsen, die gleichsam in den boden und zu boden fielen, an ihren seiten handabruecke, fingerabdruecke und schweiss. geschichten einer achtzehn stunden schicht unter zwang und mit schlechter nahrung. weniger fleisch, als der uebriggebliebene hund heute bekommt ]

„erstaunlich, dass selbst die groessten menschlichen anstrengungen und katastrophen letztendlich von mikroskopischen bewegungen einzelner abhaengen,“ stellen wir fest und ich beruehre erst deine und dann meine haut, um einen unterschied festzustellen. [pn]

rotor

liebste […] die schutzbeduerftigen schreiten voran. die jungen, die nichts geworden sind, werden nichts mehr. sie koennen kaum die beine heben, bleiben in der erde stecken. nadelregen faellt. die offiziere lassen sich von huren zusammenklappen. vom feldherrenhuegel erscheinen die maenner wie punkte, sie zerfallen, sfumato. letzte woche waren wir zu hause, bei den frauen aus angst. zum glueck hat keiner kinder. im generalskarton: porzellantassen werden fuer die tiere geliefert. dieses weiss schreit uns an, schlaegt uns die zaehne aus der fresse. unsere vorgesetzten zoegern beim sprechen, haben einen sekundenatem, wenn sie uns verschleudern. jemand hat ein akkordeon mitgebracht, doch wir hoeren lieber das radio. dort werden uns tausend kuesse versprochen. die zahlengitter auf den landkarten erobern wir. planquadrat um planquadrat. allein die farbe rot erregt. die huren tragen rouge und lippenstift, den will ich verschmiert sehen am kinn der kameraden, die in die granaten laufen. aufgehaengte leiber um stacheldraht und panzerketten gelegt. so viel pulverdampf, dass man nicht atmen kann. frontpriester segnen unsere gewehre, pruefungen, die bestanden werden sollen. wir kennen den feind nicht. ich schlafe schlecht, weil immer neue zuege kommen, aus denen schlotternd maenner aussteigen. bleich bei der ankunft, bleich beim wegfahren. ich sage dir, die sind nicht mehr als draehte oder zwiebelschalen. kuesse dich aus erbarmungsloser entfernung, […]

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chiaroscuro

sonne, 5600 kelvin, an der ampel trete ich einen schritt vor und lasse mich von einem vierzigtonner niederwalzen.
der koerper hat keine zeit, das gummiprofil zerreisst die haut, zwischen den gelenkstangen eingeklemmt schmiert die
bremsung mein fleisch auf die strasse. menschen kreischen, sind mir fremd, jemand weint, weil er soetwas nur aus
dem fernsehen kennt. die traenen kommen, da man immernoch das gesicht erkennt und einen ausdruck, den ich selbst studieren wollte. doch man haelt mir keinen spiegel vor, nicht in diesem moment. [pn]

verbietet kinderlieder

die polizisten kehren abends wieder, werfen ihre muetzen und schultern an die haken. zurueck in die wohnungen. teller stehen bereit, hausschuhe gleiten ueber gruenes linoleum. aludeckel abziehen. sich spaeter unter eine aludecke legen.

sie fragt: wie war dein tag?
er : gut. heute nur ein paar kinder vom aphalt gescheucht. die wollten nur knieknacken spielen.

die liebste runzelt die stirn.

sie : knieknacken? was fuer ein spiel ist das?

der polizist laechelt jetzt, weil er etwas erklaeren kann. streckt sich einmal den ruecken,atmet beim essen regelmaessig ein.

er: es gibt ein schoenes lied dazu, das alle dabei singen. hoer mal: such dir ein schoenes stueck asphalt. spring hoch so fest du kannst, zieh dann deine beine an und lass die knie knacken !

die frau zieht den vorhang zur seite und zuckt leicht. der polizist hoert auf zu singen.

sie sagt: meinst du das man es auch unter laternenlicht spielen kann?

da nimmt der polizist hektisch die muetze vom haken und die trillerpfeife von der ablage. er schafft es gerade noch den letzten bissen herunterzuschlucken. dann eilt er heraus.

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hebebuehne & schonung

radlader und bagger aus dem hinterhalt,
die augen zeigen, niemand hat etwas gewusst.
schon wie damals,
abgerissene gebaeude,
was bauen wir heute?
einen parkplatz unter der erde,
dafuer pflanzen wir einen baum
obendrauf.

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verzehrt-pause-verzerrt

alles ist herrlich und gruen. echte ziele gibt es vielleicht nichtmehr, sagt sie und zieht die beiden letzten worte zusammen, wirft sich zurueck aufs bett. dort versteckt sie sich unter der decke, nur der rauch entkommt und ihre beine. sonic youth im lautsprecher spielen einen song von ihrem 88er album. ich kann mir die titel nicht mehr merken, denke ich. der laser faehrt gleichmaessig ueber die scheibe.cross the breeze. wir leben doch schon in der zukunft. sie kichert. beim aufstehen kippe ich auf dem bodem ein glas um. das wasser faerbt den teppich dunkel. expandiert. bei mir erst aerger, dann ein stich im kopf. mit der rechten schlaefe streife ich den boden. fallgesetz, der koerper verfaerbt sich, die kleidung zieht mich zu sehr herunter. es rauscht in den ohren, als ich aufschlage. die haende verspaeten sich, sie stehen selbst unter schock. ich schaue mir kurz von aussen zu, im zitternden bild stehen tischbeine. unter ihnen liegt eine muenze, die ich seit zwei tagen suche. dann spuere ich eine hand auf dem nacken. was ist los? oh gott? was ist? dies ist das erste mal, dass ich sie soetwas sagen hoere. in den augenwinkeln sehe ich ihr buendiges erschrecken. mit verzogenen augenbrauen hilft sie mir mich aufzurichten. meine glitschigen fuesse wollen nicht stehen, deshalb hocke ich auf der bettkante. ich habe mir auf die zunge gebissen, halte mir eine hand vor den mund, damit ich bloss kein stueck auspucken muss. sie sagt immernoch nichts, schaut mit grossen augen. ihr arm will sich auf meine schulter legen. eine beruehrung ist das letzte was ich will, ich zucke, bevor sie ganz in meiner naehe ist. alles in ordnung? bei der dritten nachfrage stehe ich schreiend auf. hoer auf, sage ich und habe blut um den mund verschmiert. darauf hat sie gewartet. automatisch zeigt sie mir ihre handflaechen und gefriert im gesicht fuer einen augenblick, bevor sie anfaengt stur zu laecheln. sie bietet mir ihre gesichtsausdruecke an, als brauchte ich nur stopp zu sagen. macht pausen dazwischen, gleitet in die leere, um nach panischen wechseln beim mitleid zu verharren. perfide schlaegt sie auf die oberschenkel einen takt dazu, signalisiert so ihre abwesenheit. hinter ihr faellt ein photo von der wand. synkronizitaet. ich schaue genau, praege mir ihre zwischenschritte ein, beim naechsten mal, wenn wir in ruhe stehen, rufe ich mir etwas davon ab. die schwingung, die zu diesem tag erhalten bleibt, lege ich in eine schublade, markiere sie sorgfaeltig, damit ich nichts zu suchen habe. jetzt laechle auch ich und verschraenke die arme am ruecken, reisse sie mir heimlich aus. frontal betrachtet wirke ich teilnahmslos, blosse leinwand fuer ihre projektion. wir bestrahlen uns gegenseitig, werden wohl blind davon. an der ihr abgewandten seite entlaedt sich in der schulter spannung, die muskeln uebersaeuern. bauernthaeter. als sie anfaengt laut zu lachen gehe ich ins badezimmer und schlage dort mit der faust drei weisse kacheln ein.

ich mag tiere auch. aber deshalb gehe ich nicht in den zoo. ich schaue ihr zu, wenn sie photographiert und mit zwiespaeltigem blick durch die gitter nach tieren sucht. sie liebt sie. ich sie. wir uns? manchmal sind kurze gedanken besser. es gibt schliesslich andere anachronismen, wie den circus. dahin geht man mit kindern. liebende gehen in den park. brrrr. zieh die jacke an, sage ich zu mir selbst. im affenhaus schmieren die bewohner verstaendlicherweise ihren dreck an die plastikscheiben. der affe ist doof, sagt ein kleines unbestimmbares kind an die mutterhand angehaengt. ich muss darueber lachen. in der anderen hand haelt es ein buendel werbeprospekte. ich beuge mich zu dem kleinen kopf herunter und sage, dass die herstellung der bunten zettel einen affen im dschungel toetet. die mutter hat mich nicht gehoert, schaut aber, als haette sie einen paedophilen erkannt. als sie weitergehen ist das kind still und laesst auf dem weg die werbung fallen. genugtuung gibt es dafuer nicht. ich lese etwas von den texten gegen die langeweile. ein industrieller hat dem orang utan eine zweite ebene in den kaefig ziehen lassen. jetzt glaenzt sein name in geschmackloser schrift an der messingplakette. dem affen ist es egal. zum traurigschauen braucht er keinen wintergarten. klio kehrt endlich zurueck, sie wirkt so, als haette sie auf die uhr gesehen. kreidebleich haelt sie meinen arm und sagt, dass wir gehen muessen. ich warte, nachdem auch ich blass genug bin, verlassen wir die tieranstalt.

der bus schaukelt ueber die strasse. klio haelt sich die ohren zu. die achten nur noch auf die stoss- und nicht die schalldaempfer, sagt sie. ich drehe meine kaugummiblase vor dem mund vorsichtig zu. klio misst mit beiden haenden ihren umfang, zeichnet sich mit einem kugelschreiber eine linie auf die haut. mit dem fingernagel sticht sie in die kugel, die in ihrem mund verschwindet. an der naechsten station steigt sie als gewinnerin aus. wir suchen nach einem guten platz, um tomaten zu essen. halten uns an den haenden, bis wir auf eine steile treppe stossen. fuenfhundert gramm salz kosten neunzehn cent. ich streue einen bannkreis um uns. die tomaten sind rot und saftig, schmecken nach erde. das salz ist so billig, das wir es stehenlassen. die treppe fuehrt in eine altstadt, escher gruesst cioran heftig beim vorbeilaufen. nur in der bewegung. sie koennen ebensowenig stehenbleiben, wie wir. alle kugeln sich die gelenke beim winken aus. die sonne macht uns die haare heller. ich mag den riss an deinem mundwinkel, sagt klio und zeigt sich mir als spiegel. ich fasse mir an die richtige seite. erst jetzt merke ich, wie durstig ich wirklich bin. marktplatz. an einem brunnen trinken wir, neben uns warten esel,dass man ihnen die pumpe bedient. klio besteht darauf, obwohl es stunden dauert alle tiere zu versorgen. etwas abseits sitze ich im schatten, weil der boden ueberall heiss ist. ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den urlaub gefahren sind, sage ich zu klio und warte, dass sie mich beruhigen kann. du bist nur hingefallen, antwortet sie und haelt mir etwas kaltes vor die stirn. ich frage mich, was auf dem photo war.

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