ein pantomime belaestigt mich. dabei sah das vorbeigehen an ihm so einfach aus. das weisse gesicht folgt mir. er will nachaeffen. das ist doch keine unterhaltung, sagt er. ich gebe ihm recht. es ist eine qual.
er klatscht dreimal in die hand. die zuschauer verziehen lautlos das gesicht. er hat gegen ihre regeln verstossen.
[pn]
milch mit messern drin.im vorbeigehen fasst mir ploetzlich ein tuerke an die schulter. sehe ich schon so fertig aus? eine frau folgt ihm einige schritte, dreht sich zu mir. geht gleich weiter.
in kurzer schwaeche des aberglaubens meine ich vom todesengel beruehrt worden zu sein. ich kann den sinn nicht einordnen. das fremde paar beraet jetzt am oberen ende der treppen. als ich hochschaue sind ihre koepfe in meiner kadrage abgeschnitten. sie scheinen sich nach polizistenart zu streiten. der mann lehnt am gelaender. rotgruene lichwechsel beleuchten alles durch die rolltreppenaktivierung. mythos treppe? showtreppe. still die treppen hochschleichen. treppensturz. ort des auf und absteigens – alles kann ploetzlich thema werden. ich schaue auf den fahrplan, um mich an etwas konkretem festzuhalten und verstehe die zahlenspiele nicht.
durch die kopfhoerermusik hoere ich eine frau laut nach hilfe rufen. ihr schrei geht durch mark und bein. eine einbildung? ja. synchronizitaet der ereignisse. ich lache zum ersten mal und reagiere nicht weiter. das nichthandeln der anderen menschen legitimiert mir meine ignoranz. wir stehen gemeinsam stumm im ubahn-warteschacht. zwei jugendliche haben sich auf den blossen boden gesetzt. schnell stehen sie wieder auf, nachdem ihnen die revolte zu kalt geworden ist. kompakte einheiten schwaermen die treppen herunter.
mann mann. frau frau. frau mann.
herrlich militaerische ordung. in den plastiktueten liegt immer bier. parallel klirren dazu goennerhafte gedanken aufeinander. oder die schneidezaehne gegen eine sektflasche. jung kaputt spart altersheime. und alt? ich kann samstags nichts veruebeln, auch ich ziehe mich ins innere exil zurueck. bamm! ein gleisarbeiter laesst die schranke zum alles verschlingenden ubahntunnel zufallen. ich sehe nur noch hand und arm in uniform verschwinden. als bild zurueckgebliebene beine in der unschaerfe. ein euphemismus faellt mir dazu ein: er ist ins wasser gegangen.
ich lache innerlich sehr laut auf. draussen bringt schienengeratter die attraktionsverkleideten durcheinander. komisch, die tuer-pneumatik riecht immer nach pisse. gedraengel: zwei klingonische frauen verlassen die ubahn. star trek-convention am ende der stadt in einer klammen lagerhalle. weihnachtslametta ist jetzt sternenstaub – in der phantasie geht alles. wir sind am film entlang erzogen worden. muedes laecheln fuer ein unausgewogenes zitat. identifikation ist rettung. was bedeutet das ? ich bin nicht dran. du bist. ich hoffe, dass sie nichts kaputtes ausser ihren vorstellungen heraustragen werden und steige mit einer gruppe rasselnder skater ein.
betablockerabteil. zwei alte halten sich tuechtig die hand. sieh mal an! fehlt nur noch grillenzirpen. ich stutze. ubahnwaggons haben gar keine abteile. betrunken sehe ich nicht mehr, wie andere mich betrachten.
ein dicker rotkopf schwankt umher und produziert ein gedankenspiel: einige stunden zuvor auf seiner betriebsfeier. der mann laesst sich gehen. heute druecken alle kollegen mal ein auge zu. er persoenlich schliesst genuesslich beide lider. der rest verzieht die schnauze und fuerchtet sich vor dem eigenen blinzeln und der damit verbundenen einsamkeit. die feier endet, nachdem alle anwesenden die schwierigkeit des einzeln-nacheinander-entspannens der augen festgestellt haben. kollektives kopfschuetteln ueber die schnelllebige moderne. immer diese weichen broetchen! in einigen tausend jahren hat der mensch eine kauleiste statt gebiss, sagt eine stimme aus der zweiten reihe. souveraenes raeuspern : immer das ziel im visier behalten! sagt der chef und kratzt sich irgendwo vor ahnungslosigkeit. auf-die-uhr-schauen und verabschieden.bis morgen, klaus! aber nuechtern. haha.
zurueck in der bahn : jetzt kann klaus frei und oeffentlich die ersehnte ohnmacht simulieren. im spass faellt er zu boden.heidewitzka ! ironiebefreite beissende fahne. eine arena bildet sich. halbkreis nach innen offen. eintritt frei. klaus` kollege sitzt meter entfernt und labt sich am einfallsreichtum seines einfachen freundes. er muss morgen noch die dvd zurueckgeben. zum glueck hat er das guenstige spezialangebot wahrgenommen. frohes lachen einer skinhead-handlung ergibt sich spontan bei ihm. oder hat er noch ueber klaus gelacht? es ist schwer einzugrenzen, da er es selbst nicht weiss.
paff! nichts passiert. sofort sind klaus&kollege von allen u-bahnnauten vergessen. irritiert und verunsichert hoffen beide wenigstens einmal aufzufallen. ihr finaler traum ist es ins fernsehen zu kommen. anlass egal. stattdessen faehrt im scheibenfenster die welt unbeeindruckt als asphalt vorbei. eine flaeche die nahtlos zwei raeume verbindet. die kamera faehrt zurueck, wird neu justiert. werbung draussen und drinnen.
mein bodenblick zeigt zu viele quadratische schuhe. schnitt. ich lehne mich in die sitzschale zurueck. halte und stosse partikel weg. unertraegliches rauchverbot. ich wundere mich, wieso ich auf der strasse keine haeuserdaecher erkenne. verortung ist truegerisch. wo ich nicht bin, existiert nichts. likoerpathos: zeitgeist ist das geniessen beruehrungsfreier augenblicke in anstaendiger grundnot. der totale geistige buergerkrieg. als guerillakaempfer gegen die mediale intelligenzija vertilgen wir den bilderhunger durch bilderproduktion: sagt der photograph und besteht weiterhin darauf, mit ph geschrieben zu werden. trotzdem herrschen banalsysteme. im kopf sind hindernisse und entscheidungsklappen eingesetzt. heraus quillt die gaenze unserer vollstreckung.
in der zeitung: chinesisch-islamisches erstarken wird realbedrohung durch den europaeischen zusammenbruch des selbstverstaendnisses.
in der groben wirklichkeit, die in keine schlagzeile passt, zieht sich der ohnmachts-suechtige mit rotem kopf wieder vom boden hoch. er ist der wahre kulturfaschist. die sinne reichen ihm vollkommen. selbst der nasse tunnelblick hindert ihn nicht mit seiner ungelenken koerpersprache folgendes zu sagen :
die aufklaerung eingefaltet zu tautologischen seitenblicken. zu fruehe selbstreflektion behindert neue handlungen. das ende der geschichte durch rueckbesinnung auf bereits gelebtes. schale second hand moden. musikalische loops. die tuecke der retrospektive ist die gefahr der selbstueberschaetzung. wo schon gestriges zum leitfaden eines imaginaeren morgen ausreicht, findet sich schnell falscher stolz. die festung europa beginnt nach angst zu stinken. arrogante erhebungen durch illusion der kulturellen vielfalt und der einigkeit der teilnehmer auf die vormachtsstellung. verkappte professorenfuerze. seht mich an! ich leiste den wichtigen beitrag durch absolute deckung meines inneren mit dem aussen!
das tanzen des betrunkenen ist meine theorie geworden. beim muedewerden sitzt mein doppelgaenger im nebenvierer. vierer? di-normierter vierersitz. die schuettelrasseln der skateboarder sind leiser geworden. die euphorie des wartens hat uns gerade ueberrannt. die bahn steht bereits zehn minuten unterirdisch. wie schoen.
kurz bin ich in der lage aufrecht zu sitzen. vertrautes zusammensinken kehrt wieder. zusammensinken – eine ueberschrift, die im weissblatt auftauchen wird. die neuen medien bestehen aus weisser schrift auf weissem papier. filme ohne bild. schweigen wird gold werden. hotels mit dunkelkammern steigen dann aus der erde. wellness beginnt heute und das neue ruhe-finden von morgen ist abosulute reizlosigkeit.
oft ausgebucht.
in der gegenwart: der treue hat sich hier niemand verschrieben. freundliche tritte gegen meine rueckenlehne. endlich fahren wir los. die anspannung abstellen, nichts wollen-muessen, trotzig gewicht aufladen. ironie der geistigen und koerperlichen trennung. alkoholische kopfnuss. saettigungsempfindung. nanosekunde der unterdrueckung im wahrnehmungsstottern der bewegung. blankpause zur ertraeglichkeit. jeder nervenimpuls fordert seine zeitspanne.
aendert sich das bild noch? erstaunlicher mensch mit zahnfaeule. die rippen sind einfach da und bewegen den brustkorb dennoch. manchmal herzschlagen. ich vergesse, dass ich nur im transportmittel sitze und kratze aufmerksamkeit zusammen, damit sie mich nicht verhaften muessen. denn es ist laecherlich wie ich aus der bahn aussteige. [pn]
diese luege beginnt auch an einer kreuzung. wo sonst ? am schnittpunkt zweier geraden. unterschiede nur im ausgleich der geschwindigkeiten. die wartenden haben oft radkappen unter sich, andere brauchen nur die vertikale streckung, um signale zu empfangen und zu versenden. wo der koerper nicht mehr ist als zerebraler schwindelanfall stossen sich bewusste begierden aneinander ab, dann folgt die gruenphase. verfangene passanten. klebrige orte finden sich immer an meschenansammlungen. abfall in genussrueckstaenden ist neben imaginationsleerstellen der flanierenden geister in den raum gelegt. austausch und wunschefuellung durch begegnung. ein arsch, ein mueder arm, steigender blick. cinema direct. musique concrete. worthuelse wird zum stolperstein. kurzes kulturelles spiel gefolgt von befangenheit – denkt alles der banale mann.
ein ebenso banaler name kleidet ihn, den blondinenliebhaber. er stolpert den frauen hinterher. elektrischer eklektiker, mit tschibo – digitalkamera. abstand halten ist sehr wichtig.
die angstbereiter-polizisten nennen ihn spanner-hans, halten die trillerpfeife im maul, waehrend sie im dienstwagen um die haeuserecken gleiten. danach spielen sie karten.
hans ist ein redundantes wesen, er gefaellt sich in der vorstellung ein evolutionaerer baustein zu sein. eine treppenstufe, die naechste genrationen endgueltig zu formalmenschen machen kann. frontalmenschen, verbessert sich hans. er hasst es fehler zu machen.
die eigenschaften der welt konsumiert er still, nur manchmal droht ein seufzen ueber seine zaehne zu rutschen, wenn ihn eine lieblingssorte wurst enstellt. gesichtslappen statt backen, eine hakennase darin versenkt. hans haelt sich fuer einen schoenen mann. immer wenn neben ihm der buergersteig gefegt wird tritt er naeher heran, um seinem augenblick beizuwohnen und ihn auszukosten. in den schritten der fremden hoert er rufe und bitten nach seiner anwesenheit.
stoffhose, dunkle stoffschuhe. heimlich ohne sohlen. flecken am hemdknopf unterhalb des adamsapfels. auf dem schaedel sind haarflaechen aufgespannt. die ohren ragen inkonsequent aus dem haarkranz. der kopf sitzt auf einem doppelt gebrochenen giraffenhals. holzast staendig in der hand.
hans sieht sich ploetzlich in eine apotheke laufen. rueckwaerts durch die lichtschranke. die warnglocke des kunden. eine alarmanlage, die gefaehrdung durch handelssituationen ankuendigt. hans hoert nichts. er ist omnipotenter betrachter seiner selbst. auf zweiter und dritter ebene liegt er zappelnd auf der personalplattform und betrachtet sich.oft kann er es sich nicht verkneifen auf den eigenen kopf zu spucken.
hans erwacht wieder. koerpersaft steht im regal. hans lacht. hustensaft ! er hustet beim lachen, bis apotheker (ohne artikel) vorwurfsvoll durch den ganzen laden schaut. hier kauft der gute deutsche also gesundheit ein?
deutschland? fuer einen augenblick ist es nicht klar woher die frage kommt. eine gelenkige frau aus der mitte (a) der gesellschaft (b) des raumes schlichtet den streit, indem sie mit doppelten fingern auf erschrockenen apotheker zeigt, der in seine geheimnisvolle hinterraeume verschwindet.
spanner-hans springt in einem satz hinterher und apotheker an die gurgel. er vermutet etwas schlimmes. beim festdruecken schaut er sich um: hier werden keine salben gemischt oder pulver zerstossen. hier hat der apotheker – die stimmung droht fast ernst zu werden – eine junge frau an die heizung gebunden. der rock fehlt ihr, eine schere hat die locken abgeschnitten, loetkolben und zange liegen strahlend sauber auf dem beistelltisch im stil der fuenfziger. kokosduft eines toillettensprays. streng. die frau hat sich eingenaesst.
hans schliesst leise die tuer hinter sich, die haende krampfen, obwohl doch jetzt der widerstand des eingedrueckten kopfes der apothekerkehle fehlt. die fremde dame im verkaufsfoyer reibt badesalz auf ihre haut. es geht schliesslich um vertraeglichkeit. immer.
sie schaut auf : das steht ihnen aber gut! sagt sie und zeigt auf apothekermantel-hans.
mit neuem image verschwindet dieser jedoch bereits im strassenbild. nur sein abbild in der linse der ueberwachungskamera brennt sich in den alten bildschirm ein und zieht schlieren. auf dem brustkorb des ex-apothekers liegt ein zettel: danke hans!
p.s. die frau ist fuer einige jahre gerettet. versprochen.
[pn]
ohne motor. die beine geheftet und um den rahmen gelegt. unter den johlenden gaumen der zuschauer wirft der fahrer sich die huegelketten hinab. im kopf hebt sich ein futuristischer wunsch aus dem nichts empor: die lust den lenker zu verdrehen und dem boden in voller fahrt zu begegnen. mann gegen asphalt. baum baum baum, im netzhautpapier eingestanzte andauernde veraenderung. der fahrer woelbt die schulterblaetter auseinander. die alten fluegel wachsen ihm. gestern erfaehrt er, dass er bald gehen muss. jeder sport wird ab morgen simuliert. die stimmgabelgespraeche werden im nichts verlaufen. [pn]
elektriker tauber stellt die koffer auf das laminat. seien sie vorsichtig, sagt die kundin. ich habe angst vor dem strom. sie lacht und wechselt die oktave dabei, um sich zu verbessern: nein, einen riesen-respekt ! tauber winkt ab. seien sie nicht laecherlich, gnaed`ge frau. ich mach das schon zwanzig jahr.
am tag zuvor. tauber stoesst erneut an. der neue schwager lallt schon. wohl bekommts, lieber neuer dicker schwager dirk. tauber geniert sich waehrend der ansprache der eltern, die schon alt sind. ist doch normal, der arbeitskollege eckt ihn mit dem ellenbogen an. die duerfen das! tauber runzelt die stirn : alt sein ? der kollege dreher trinkt weiter. gelange ersteinmal in den goldenen herbst, sagt er und meint es auch so platt.tauber denkt : meine schwester ist so haesslich. er wischt die handflaeche an der hose trocken und schwenkt das glas zum frischen paar. er muss die augen aufreissen beim schlucken. alle klatschen. tauber hat die pointe verpasst.
ist es ungewoehnlich einen elektriker fuer sowas zu bestellen? sagt die kundin und uebt neckisch zu sein. im augenwinkel sieht tauber seine eigene routine und ihre. mmmh. ne. tauber irrt sich gleich bei den anschluessen. der spannungspruefer steckt arbeitslos in der schweinsledertasche im dritten einsteckfach. taubers kopf sinkt fuellig nieder. die kundin wundert sich ueber die muedigkeit – diese handwerker ! sie lacht und knackt mit dem knie beim beugen. sind sie in ordnung? fuenzehn minuten spaeter. die koerperhandwerker kommen, um den leblosen in eine plastikplane einzusacken. die ex-kundin sieht ploetzlich zeichentrickfiguren vor sich, die finger in steckdosen stecken, dann zucken und kleine rauchwoelkchen aufsteigen lassen. wie die leute so eine starke phantasie aufbringen, sich derart dramatisches auszudenken? das ist ihr schleierhaft. [pn]
rasenflaeche. ich sitze auf der steinkante. selbst der russe neben mir spricht ueber neuordnungen und politische bildung. da hat er absichten insgeheim in sich geschoben, die keiner der hier anwesenden erfuellen kann. er telefoniert. ich drehe mich ab, mit dem styroporbecher in den haenden. sofort wird mir schlecht. geworden! er lacht ueber sein deutsch. integriere dich, meint er zu mir, als ich den kaffee wegschuette. er beginnt, ohne dass ich mich wehren kann :
in unserer zeit ist selbst ein stuhl zur suende geworden. wieso? da das sitzen unerhoerterweise zum selbstzweck geworden ist. geworden! nicht aus gruenden der faulheit, da diese ja nur im vergleich betrachtet wird. im gegenteil, es sind aesthetische gruende.
er amuesiert sich ueber das tempus, als sei es gezeitenwechsel an einem verdreckten strand seiner vor-vergangenheit. die leute koennen selbst in sibirien im sommer durch fluesse steigen und an buchten im meer versinken, bevor der eisboden nasenbrueche fabriziert. er haelt eine unsichtbare flasche an den hals, schlaegt mit zwei fingern dagegen und lacht sein so-geht-das. woher diese freude? ich habe mich bereits mehrere schritte entfernt, als er mir gruessend entgegenkommt. dem putin ganz aehnlich, denken die teutonen im park und greifen nach heruntergefallenen muenzen. du bist gar kein russe, sage ich und will ihn nicht durch willkuerliches raten verletzen. da haben wir alle noch einmal glueck gehabt. niemand wurde totgeschlagen, wenigstens in den naechsten vierhundert minuten in dieser stadt. da lacht er wieder, diesmal wohl ueber eine dilletantische moral am anderen ende der leitung. [pn]
langweilige monologe haben keinen anspruch auf heilung. vielleicht sagten die aerzte damals nichts, aber ich nehme schon zuviel vorweg. den abstand zu planen ist zu meinem beruf geworden. jahrelang interesse heucheln, um dann in erweckungsstarre zu beginnen. wenn ein tag mit ansteigender zahl mich einholt und die monate sich rapide beschleunigen, habe ich das gefuehl einen leierkastenspieler anzuhoeren, der fertigwerden will, der sich selbst schon satt hat. das datum wird zu einem klumpen mit kern, macht den kopf erbarmungslos muede, dass ich mich frage, ob ich wirklich erwacht bin und ohne traum. [pn]
in der stadt gibt es eine brutstaette der voegel, an der die laeufer erde aufruetteln. durch stampfen ihrer beine und gewichtsverlagerung verstaendnis fuer den eigenen koerper wecken. das zischen der kalten schwaene stoert sie ebensowenig, wie die blicke der sitzenden. stempelbewegung, flaschenklirren um die geborgenheit ihrer gedanken. so grausam ihr lebenswille und scheinbar vollkommen, kein wort haelt sie auf. passanten photgraphieren uniform mit telefonen alle voegel tot. sie wirken dabei ungelenk wie die kueken. der schwanenhals mit grossem kopf am wasser, eine fuetterungshand reicht etwas. gideon lehnt die augen zur seite, folgt den geraeuschen im koerper, stoesst von innen an das trommelfell. eine frau tritt heran, hochgewachsen birkenhaft. gideon sagt: du scheinst etwas im haar zu haben, unwillkuerlich. ueber der szene bedeckt sich der himmel, er kann niemals bedrohen. die aufgehaengten flaggen bedienen die furcht. die frau spuert fahrraeder im park. hohn neigt sich, wie eine
roehre, von gast zu gast. im hintergrund ein polizeieinsatz. [pn]
der cowboy mit der winkenden zigarette wird immer gezeigt, grelles neon selbstverstaendlich. alkoholische spieler und alkoholische nutten suchen zuflucht. der mikroskopische krieg in jedem einzeln aufgeblasen, private schulden eingeschlossen. dieser ort betoert nicht anders, als die uebrigen. umso schlimmer, dass buntes licht in den schaedel faellt. keine uhren an den waenden, reisswolf im hals. blondinen mit roten augen ueber verschuettem salz, das streit vorraussagt. am kantstein halten sich betrunkene neben schwangeren die baeuche fest. schlechtes essen, frisuren mit bunten spitzen und ansaetzen. amateure mit kurzen ideen und in sich verstellten sinnesfreuden. die ereignisse sinken ueberdeutlich und gleichzeitig nieder. die zweifach gebrochene nase einfach im wind verheilen lassen, ins betaeubungstapeten-casino gehen, die zierfruechte im inneren anfassen. geruchloses wachs. ueber den besuchern sind roentgenstrahler an die decke montiert. dem geld ist es egal. krebskrankenhaus an jedes plastikschild gereiht. die lippen der patienten champagnerverbrannt. krawatte mit brandloch, gerissene achillesfersen, die fortlaufen und selbst ein naehertreten verhindern. zusammengeschlagene arme um den koerper eines polizisten im krankenhausgang. an ihm vorbei und genauer: bruder jackpot. [pn]
entlassungswelle? deutlicher, herr ansgar, sie haben ja schaum auf der jacke und schmutz um die mundwinkel. jetzt setzen wir uns
erstmal und besprechen in ruhe unsere situation.
im selben augenblick klopft es an der tuer, die leichtbekleidete junge sekretaerin geizt nicht mit geschmeidigkeit, als sie die tassen auf den eisenholztisch stellt, das tablett ins rechte licht rueckt und die haare offen knetet. sie laechelt ihr entlassungslaecheln. beim hinausgehen goennt sie ansgar einen ausgehnten blick auf ihre auslage. der direktor schaut, als haette er einen koestlichen herrenwitz erzaehlt: ein minister hat seine brille im bordell vergessen. das zwinkern verkeift er sich knapp, sie verstehen? er schiebt ansgar das formular zu. dieser muss mit voller armlaenge ueber den tisch greifen, dabei leicht aufstehen und selbst jetzt beruehren sich die haende nicht. beide federhalter versagen beim schreiben. der direktor drueckt einen unsichtbaren knopf an der schreibtischunterseite und sagt mit rollender stimme: fraeullein, wuerden sie bitte einmal? dann warten alle, auch das fraeulein vor der tuer, auf ihren moment. [pn]
im buero. ich stelle fest: die klimaanlage ist eingestellt, dass man sich an der kaelte verbrennt. mir gegenueber sagt der mann: dieses oxymoron ist ein unnoetiger vergleich. sie haben den knopf doch vorhin selbst abgerissen.
wir sehen die atemkristalle zu boden fallen. in der muetze und dem geliehenen pullover sieht er wie ein stoerrisches kind aus. ich klopfe die akten auf dem holztisch gerade, das geraeusch klingt angenehm klar. das kind schliesst die fischaugen, er moechte meinen erklaerungen nicht mehr zuhoeren, ist dazu gezwungen, mein armer praktikant. aussergewoehnlich langsam zeige ich ihm jeden arbeitsschritt. verziere mit unnoetigen ausschweifungen, expandiere jedes wort und jede fachbezeichnung. selbst ein einfacher vorgang, wie das vorschriftsgemaesse entsorgen delikater akten oder das abheften einer notiz weite ich zum staatsakt aus, beschmiere alltaegliches und selbstredendes mit wichtigkeit und wuerde. an dem winkel seiner schultern, die er links und rechts vom starren hals abhaengen laesst, sehe ich die schwere seiner langeweile. er nickt und folgt eifrig im glauben so meine ausfuehrlichkeit zu daempfen, er will durch exakte ueberlappung und richtigkeit die zeit antreiben. der praktikant wirkt hilflos, als wolle er irgendwo mit spielgeld bezahlen. ich blende ihn, drehe mich von jeder arbeitsposition leicht weg. das scheue blitzen in den augen zeigt mir die hoffnung seinerseits. sollte dieser schritt schon ausgestanden sein? beendet? willkuerlich fuege ich deshalb zwischenschritte ein, erklaere etwas kurz vor teppichrand und lueftungsrohr. der starre hals muss wie eine puppe blicken, folgt meinem zeigefinger, der wie eine peitsche herumschlaegt. inkongruent erzaehle ich banales, das vom tonfall heiter wirken soll und mache ein unfreundliches gesicht dazu. bei ernstem und entscheidungsgrenzen beklopfe ich ihn kumpelhaft und verzerre den mund zum laecheln, lege sorgenfalten auf die stirn und halte mir die seiten. im anschluss schon den naechsten beweis auf den lippen. zum thema: die tischraender. gefahr am arbeitsplatz erkannt? frage ich. der mann hat seine eigene stimme schon seit stunden nicht gehoert und ist sichtlich verbluefft angesprochen zu werden. unsicher glaubt er an eine list. wuetend spanne ich die hand in die raumluft, dehne die gelenke. das gas knackt erfreulich. beim durchdruecken der haende beachte ich den praktikanten nicht mehr. am letzten knochen bleibt das geraeusch aus. jetzt liegt die genugtuung auf seinem gesicht. ein spiegel ist so aufgehaengt, dass man uns beide aus einer bestimmten perspektive im anschnitt sieht. eine gruene zimmerranke waechst ihm aus dem kopf. ich trete den bestimmten schritt zur seite, jeden augenblick darauf gefasst photographiert zu werden. [pn]
womoeglich faellt bei jeder deiner drehungen im bett etwas fuer mich ab. vor dem abrutschen in ein daemmern des bewusstseins dachte ich an das photographieren. an die tatsache, dass wir uns die alptraeume bringen. in unseren umarmungen versuchen wir das zu finden, was uns allein vergoennt ist. die alte formulierung erscheint unzeitgemaess, die fuellung des satzes mit zwei zeitbestimmungen ebenso. in tatsachenberichten ueber beruehmtheiten wird neben dem geburtsort oft das sterbedatum mit dem vermerkt ebenda versehen, als sei die gezeigte person im selben ort umgefallen, an einer herzkrampfattacke oder altersmild in enten oder gaensefedern dort verstorben. bruecken in die vergangenheit sind blaue socken zu schwarzen schuhen, es knirscht beim anschauen, wie beim ueberschreiten. betrachte dich nicht, sonst vergisst du nur den text, fluestert eine stimme in mein ohr. ich kann nicht erkennen, ob sie mir wohlgesonnen ist. durch schoenheit erreicht laufe ich auf die andere seite, zwei arme verbogen dich festzuhalten, jeder schritt vibrationsquelle, du zitterst und wirfst dich leise schluchzend um. die decke ziehst du mit dir fort, wickelst dich und schraubst dich darin ein. stunden spaeter, da bin ich schon lange halbwach und in eile den zug zu erwischen, sehe ich folgende begebenheit: eine gruppe reisegepaeckbeladener frauen im mittleren alter. sie kreischen bei jedem wort ihr alleinsein heraus, als sei dieser aufruf eine seltsame art geworden ihre situation zu unterstreichen. sie verstecken sich im dialekt, verpassen ihre station.lachen auch darueber. wissen nie genau, wohin sie fahren und was sie hinnehmen wollen ohne wellen zu verursachen, lehnen sich an die haltegriffe ihrer koffer, ruhen sich aus. sind ja schliesslich auf reisen. sie reden nichts, erfahren untereinander nichts mehr, die nasen eingedrueckt. durch lautstaerke, die sie ausgelassenheit nennen,warten sie gesehen zu werden, oder ihre miniaturrucksaecke auf den ruecken. die gruppe steigt unter raedergeklapper aus, zerfaellt am abend. sie schlafen und schlafen ein. ich bin vielleicht auch nur zu einer merkwuerdigen figur in ihren traeumen geworden, trage jetzt alle attribute, die ich ihnen verpasste. beim aufwachen werde ich endlich. durst. du schiebst etwas atmend um zentimeter weiter, vier minuten liege ich da, kann mich befreien und schlafe kurz wieder ein, ohne folgen zu vermeiden oder zu bedauern. [pn]
der sand klebt unter den nassen fusssohlen, er hat dreck in die wohnung gebracht. eine wohnsituation, sagt klara, du ziehst hier aus!sie will entschlossen wirken und erkennt nicht, das ihr gesicht entsetzlich leer ist. hans denkt sich: du neutrale. aber nur im stillen. er stellt das radio lauter, nickt und verzichtet auf den sportteil, den er nur liest, weil sein vater dies tat. menschlichkeit ist erziehungssache. hans sieht den vater kleinteilige bewegungen machen, vor allem nach dessen operation. kehlkopfkrebs, danach nur hochgeschlossene hemdkragen, als koennte ein erwachsener mann nicht feststellen wo sein hals endet. merkwuerdig sah der vater aus. hans telefoniert nur ungern nach hause, die scheppernde kastenstimme verzieht sich durch die leitung. unmoeglich staendig nachzufragen, da fuehlen sich doch beide teilnehmer bescheuert distanziert. um wuerdevoller sprechen zu lernen reicht es schon aus extensionen in die saetze einbauen. im kopf sitzt hans in der rhetorikschulung seiner firma. drei wochen noch, denkt hans und schiebt die eierschale auf das naechste tischdeckenkaro. klara schuettelt die teller in die spuele, ihr ruecken zeigt ihm, dass sie ueber die defekte programmautomatik der spuelmaschine veraergert ist.
der erste helfer im haushalt! hans greift sich an die finger, er hat die aufzaehlungen satt , die hierarchie der kuechengeraetschaften schon so haeufig gehoert. es gleicht einem abzaehlreim der nachbarskinder, die in der anliegenden allee herumirren, scheinbar spielen und dabei singen. frueher zog klara noch manchmal abwechselnd kleine und grosse augen beim vorbeifahren an den grossen fassaden, den repraesentativen vorgaerten und reklamefreien briefkaesten. die firmen trauen sich heute nichts, wegen der teuren anwaelte in wartestellung! hans lacht ueber das anwaltsproletariat. dort wird keine werbung eingeworfen. in seinem viertel quollen die buntverschnittenen prospekte foermlich in die freiheit. ausgestattet mit einem ueberlebenstrieb aus papier, menuefolgen billiger chinesen durch wind in die baumkronen gehaengt. die stadtteile brauchten keine einkommensstatistiken, das unterschiedliche gewicht der bedraengungsbotschaften reichte bereits. hans kann es sogar ohne feingestimmte briefwaage verstehen. er laesst die reste des fruehstuecks stehen, einen schluck in der tasse, ein angebissenes stueck brot auf dem brett. klara nimmt dies immer wie rache auf. sie drueckt mit der spitze der pumps auf den muelleimertritt und laesst aus unnatuerlicher hoehe essensreste in die blaue tuete stuerzen. sie schiebt immer nur mit der gabel nach, nie mit den fingern. [pn]
man kann sich auch im trueben licht betrachten, denkt der mann und fasst sich zur sicherheit in sein kranichgesicht. lassen sie die kleidung ruhig an, sagt er und hebt das kinn, als wuerde sein kopf nach vorne fallen. ich sollte jetzt nicht muede sein, sagt er, gerade laut genug, dass ihn die prostituierte hoert. sie hat die beine nicht uebereinander geschlagen, doch der kranichmann verspuert keinen reiz. er hat durst. die frau unterbricht ihn: wollen sie mir einen namen geben? sie haben schon fuer eine stunde bezahlt und glauben sie mir, ich muss nicht gerettet werden. von ihrer sorte kommen jede woche zwei.
im raum, der schuhkastenfoermig den schall schluckt und nur platz fuer das bett und eine kleine kommode laesst, wird es still. der elektrische strom selbst ist hoerbar, in den waenden klopfen andere sich den frust aus ihren koerpern, leiten ihn in fremde knochen. du bist meine tochter, sagt der mann beim aufstehen, die bettkante lehnt sich zurueck. die frau kann jetzt sehen, dass er eine ganz schmale nase traegt, kurz und bescheiden. als er weiterspricht glaubt sie erst an eine luege, an den witz eines perversen. seine unlust ist dafuer zu echt. sie wusste, dass sie adoptiert wurde und bei fremden aufgewachsen ist. die waren gut zu ihr, aber immer still. immer leise, dass sie in den raeumen der elterlichen wohnung – stiefeltern, unterbricht sie der kranich, stiefeltern – sie verbessert sich und bejaht , waehrend sie im abgetrennten nassbereich die eigene gesichtsform abgleicht. ihr faellt erneut nur diese stille ein, die dumm und hohl war. als kleines maedchen musste sie deshalb schon zwingend laut sein. wurde ermahnt in dieser gruft zu leben, beruehrt nur von badezimmerkacheln, vom besteck mit langen griffen oder den gelben teetassen. in der hand lag nichts, staendig begleitet vom blick der zaudernden und immer verschreckten mutter, die tagelang im bett gelegen hat, als anabelle dann spaeter weglief. laut war sie beim hinaustreten aus der korktuer, die gewalt der geraeuschkulisse in dieser nacht beschlug ihr dicht die trommelfelle.
ich kenne dein leben nicht, sagt der mann, kann dir auch nichts geben, weil ich selbst nichts habe. wir koennen an der ecke einen kaffee trinken, im bratendunst, mit stoerenden anderen, die uns die begegnung zermalmen wollen. sich im gedaechtnis einbrennen, durch ihre grobheit. staendig zum ueberstreichen unserer vorsichtigen bilder bereit, da sie sehen, dass unser schluck vom becher, dein blick, meine armbewegung und unser atemzug unwiederholbar sind. im licht wirst du sehen, dass ich anders bin und gleichzeitig nicht besser als jeder andere mensch auf deiner bordsteinkante.
als es an der tuer klopft wissen beide nicht in welcher reihenfolge sie gesprochen haben. ergaenzt und ein wenig gluecklich sich wenigstens in dieser haelfte zu begreifen, bewahren die worte anabelle davor mit dem vater zu gehen, den raum wirklich zu verlassen. stattdessen blickt sie in den papiergefuellten abfalleimer.
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den mund erschrocken ueber dem hals zu bedecken faellt leicht, als der nieselregen einsetzt, der krankenwagen um die ecke biegt, an der sichtkante auftaucht, den passanten gleich, deren temperamente an der gangart nach wetterlage erkennbar sind. gaffer suchen sich augenblicklich unter den regenschirmen zusammen, die jetzt spontan geteilt werden. lohnenswert der schlechte atem dicht im nacken. spritzwasser von ellenbogen, das jacken dunkel faerbt, solange am umgestuerzten fahrrad die speichen sich noch drehen. das vorschieben zoegerlich, umstellt die menschentraube die personen am boden. jeder notarzt muss diesen ring durchbrechen, tonlos, da der fluchtreflex oft ausreicht. die rote weste warnend mit den utensilien bestueckt, aerztekoffer daran, mit armen und eilenden beinen, hinter denen die trage folgt zur blutenden frau mit verdrehtem bein und kind, blassgelegen. durch die menschenkette ohne lichter, hinein in den innenhof der betrachtung. am schauplatz werden positionen besetzt. selbst bei unglueck greift ein katalog an handlungen, offizielle dirigieren unter rueckenstoessen. wie eine zurueckgezogene welle sammelt die stroemung auch unbeteiligte auf. dankbarkeit fuer sichtbares. der arzt sagt nach zahlen und medizinerlatein einen satz, auf den alle warten: hochschauen zum eintreffenden hubschrauber! er landet sanft. gleichzeitiges festhalten der sommerhuete, vulgaeres hochreissen der roecke. im regen faehrt die kamera asymmetrisch zurueck, legt in der totalen den blick auf die umherliegenden haeuser und felder frei, um blaulichtvermischt im regenvorhang zu verschwinden. dort gibt es interessanteres, als einen fahrradunfall ohne helm. das kind ueberlebt. was der arzt jedoch zum zustand der verdrehten frau sagt ist bereits unhoerbar und undeutlich genug zum abwenden. [pn]
als sie aufwacht ist der raum noch voller dunst. automatisch springen die filter an, die luft wird getauscht. guten morgen, guten morgen, die stimme wiederholt die worte in einem langgezogenen stueck. sie denkt an einen alten tag , in der schule, sie weiss nun, dass man das geraeusch der kreide schon im kopf erwartet, einige sekunden frueher, bevor die kreide an der tafel reisst. sie stellt die schwachen beine auf den boden. es regnet, faellt in stecknadeln. sie hat kein brot im haus, trinkt einen kaffee. ihre medikamente nimmt sie mit einem glas saft vom vortag. er ist warm, das kann sie nicht ausstehen. in ihrem mantel ist nichts, sie stellt fest, dass sie noch platz hat. auch beim atmen macht es ihr keine probleme. ihre haare sind wirklich schoen. sie denkt es sich, obwohl sie den traum vergessen hat. deshalb nimmt sie beim herausgehen zwei lange messer und steckt sie in die innentaschen.
draussen ist es hell. als waere ein film ueberbelichtet worden. zwei oder drei blenden. an der ecke trinkt sie ihren zweiten kaffee. wirft angewiderte blicke an die passanten. fast alle tragen weisse augen. huebsch, huebsch. die messer druecken nicht. sind angenehm an der haut. die ist ebenfalls schoen, das sagt ihr spiegel. in dem styroporbecher schwimmen fliegen, gleich zwei. der kaffee ist billig, aber sie laesst ihn stehen. die jahreszeiten wurden abgeschafft, es wird gezaehlt. es ist alles eine nummer. die dystopie ist wirklichkeit, kam schleichend. so dass alle sie gefressen haben. das fernsehen steckt man sich noch nicht in den schaedel, man ist noch nicht soweit. konventionell brennt es sich auf die retina. gefressen wird immernoch aus der tuete und mit heissen wasser gekocht. sie ist erstaunt ueber ihre kritikfaehigkeit. sie kann noch denken. wagen fahren vorbei, an ihnen pulsieren die bilder. es ist relativ still. heute muss ein konzerntag sein, denn es sind mehrere sonnen an den himmel projeziert. von ihrer position kann sie drei sehen. der kellner kommt vorbei und wischt den tisch wieder weiss. er traegt weiss, die waende sind weiss, seine augen. er fragt ,ob sie kaffee will. eine digitaluhr an der wand zeigt absteigende zahlen. solange ist der kaffee frei. sie schaut ihn nicht an. schaut auf die strasse. er wartet, dann dreht er ab.
vorbei an den fontaenen, die u-bahn ist schon seit wochen gesperrt. das gehen tut ihr gut. sie fuehlt, dass die klingen warm geworden sind. sie ueberholt. sie hat magenschmerzen und geht in eine pharmazie, die medikamente sind kostenlos und ohne geschmack. draussen schreit eine menschenmasse, doch nur wenige drehen ihren kopf. als sie heraustritt sind schwarze rettungswagen vorgefahren. und graues militaer. sie sperren die strasse und den platz, weil ein lastwagen umgefallen ist. auf dem boden um die unfallstelle liegen weisse puppen aus prozellan. dort wo die haut des tankes beschaedigt ist sinkt weisser dampf auf die strasse. die menschen werden mit stockschlaegen zurueckgedraengt. es ist ein stickstofftransport. einige augenblicke spaeter sind die hubschrauber am himmel. ihre rotoren sind gewaltig, aber lautlos. sie werfen nur schatten. sie schliesst den mantel und zieht die maske ueber das gesicht. schnee faellt in grossen mengen. puppen, die um diese uhrzeit fettbecher loeffeln oder ihre kleidung richten, schwere aktenkoffer tragen, gefuellt mit geldscheinen oder abfall. nur das affengesicht kann er nicht abstreifen. die kiemen in der maske sind verklebt. sie muss sie oeffnen. an ihr vorbei treiben die wagen. gekochtes farbiges wasser laueft an den haeusern hinab. sie glaenzen so stark, dass keiner in den himmel schauen kann. es gibt dort nichts zu sehen.
eine gruppe kinder kommt aus einem schnellrestaurant. sie sind nicht von hier, denkt sie und sieht die abzeichen an ihren jacken. nur eine werbeaktion. flugzeuge werden mit hungernden gefuellt und in den staedten gefuettert. die gesichter sind starr, mit beruhigungsmitteln aufgeschwemmt. augen klein und grau. jetzt folgen die kameras und der grinsende clown, in den letzen jahren schon oft seinefarbe geaendert. ihr ist schlecht. sie zieht die maske ganz herunter. der schnee gefriert auf ihrer haut, dann will sie sitzen. dort.
das lenkrad dreht sich zu weit nach links. der fahrer steuert gegen. sein aufgeschwemmter koerper ist in die schale eingeklemmt. als der wagen kippt zieht er funkenschlagend eine spur unter sich her, schlaegt kuessend gegen die betonpfaehle. unter der spur , zwei frauen eingeklemmt, nichts weiter. nur noch flecke. die parallele hat zwei loecher in zwei koerper geschlagen, aus dem tank quillt die fluessigkeit genauso wie aus dem mann in der kabine. er lebt noch , als sie ihn verlaesst. auf dem asphalt gefrorenes gewebe, als waere eine turbine angestellt. spaeter atmen sie schwer als sie mit schaufeln die flachen koerper schnell verstecken. adrenalin wird ihnen zugefuehrt. der polizist der vorne steht, hat heute geburtstag.
sie hat zwei stunden gewartet. das herz ist in die richtige richtung gewandert. sie trommelt einen rhythmus auf die glaskacheln, auf denen sie sitzt. jetzt endlich kommt der stotterer, er hat einen schwungvollen gang. von weitem sieht er, wie er gaehnt. er sagt nicht gerne seine saetze. als er naeherkommt sieht sie seine schmutzige gesichtsmaske. lass sie bitte auf, draengt sie. sie kann sehen, wie er unter ihr laechelt. zwei sonnen sind ausgeschaltet worden. es ist dunkel und feucht. die silben aus seinem mund sind ihr gebet. wissen ist truegerisch. alle verhalten sich auffaellig, so kann niemand belangt werden. in der linken hand traegt er eine durchsichtige tuete mit pflanzensamen. er streut sie auf die betonflaechen. das stimmt nicht. sie schuettelt sich. er hat sie angefasst. deshalb hat sie halluzinationen. sie darf ihm nicht zunah kommen. sie bittet ihn seine handschuhe wieder anziehen. damit sie sicher sein kann. nonnen in braun spazieren vorbei. sie tragen aus religioesen gruenden keine masken, ihre haut ist grau. wasserstoff ist in der luft. sie hoert gebete zur postmoderne. es regnet wieder.fuer einen augenblick hat sie die messer, den mann vergessen. sie nimmt keine tabletten mehr. es gibt keine. morgen ist sie frei. dies ist meine zukunftsvision, die baeume sind mir egal. hauptsache es gibt luft und sei sie aus maschinen herausgeatmet. sie kratzt sich. der stotterer moechte die messer sehen, er ist begabt. sie schuettelt den kopf, zittert. nimmt einen schluck aus der wasserflasche, die sie gekauft hat. nur eine pause. der stotterer laechelt. er weiss , dass er nichts weiss. er ist ein moderner prometheus. es ist egal, da es keine ideale gibt. es wird zuviel gesprochen. hoehe toene folgen niedrigen. es ist eine frage der frequenz. keine katastrophenmeldungen mehr. kuesse sind erlaubt, auch das nachfragen. sie steht auf. der stotterer ist gegangen. wuesste sie geschichten aus der vergangenheit, so duerfte ihr die angst in den nacken kriechen. binaeres lachen. stickstofflaster fahren abends haeufiger. chemie, in und um die koerper. sie dehnt sich und spuert sich einen augenblick. hoffentlich hat er sie nicht lange angefasst. es laesst nach, sie biegt ab , sie kennt die strassen, weil sie im kreis geht. ich habe ihn doch zulange angefasst, ihre gedanken sind durcheinander.
wir haben ihnen eine schlinge um den hals gelegt. das mag sie auf den ersten blick erschrecken, aber so koennen wir alle sicher sein,dass sie stehenbleiben. dies ist kein verhoer. nennen sie es anders. wissen sie, wieso wir unsere institution so genannt haben? weil es doch der direkteste weg ist allen mitzuteilen, dass die zukunft schon verloren ist, laecherlich, in den haenden weniger. stoert sie der rauch? sie sind doch noch ein kind. los, gib ihm etwas mit dem stock.
sie moechte nicht nach hause gehen. ihr ist der raum fremd. es klopft an den waenden. man moechte den fernseher einschalten. kommunikation ist erwuenscht. sie fragt sich selbst, wieso sie die umgebung beschreibt. die finger zucken. die messer liegen auf dem tisch. es ist merkwuerdig, doch es gibt beinah keine kriminalitaet. hoer auf, sagt sie jetzt laut. dann legt sie sich schlafen.
sie laueft am 332sten tag ihre kilometer herunter. auf den exerzierplaetzen der stadt herrscht das militaer. die politik hat sich abgesetzt, ihre wagen sind farbenfroh. ihre stimmen moduliert. es ist eine deplazierte geste, da jeder blick in gefallsucht ertrinkt. hatte ich freunde? sie bleibt stehen und trinkt. heute ich, ist die luft kalt? ihr kopf schmerzt. sie hat grosse pupillen , sagt der kellner in dem cafe. position eins, sie schaut am nachmittag einen film ueber ertrinkende. zweieinhalbstunden. das popcorn ist gratis und salzig. ein bedarfsarbeiter kommt auf sie zu , er hat duenne arme und einen rasierten kopf. seine uniform ist nagelneu und stinkt nachfabrik und plastik. er ist freiwilliger sagt er und saugt die spucke durch die zaehne. er moechte mit ihr ausgehen. sie schaut nach einem informationsmast und meldet ihn der polizei. am abend wird er mit stoecken halb totgeschlagen. zuvor gibt ihr der zustaendige beamte einen zugangscode, damit sie dem geschehen elektronisch beiwohnen kann.
an den autobahnen, die aus der stadt in die naechste fuehren liegen die handelsgelaende. hohe containerstaedte. ihre waende sind aus blei, trotzdem kommen die menschen um an den matten oberflaechen zu lecken. sie probieren, ob man den dreck und den regen mit menschenkraft und ohne haende loesen kann.
war das eine schoene geschichte ? dann sei brav und geh schlafen. wir gehen noch aus. ruf uns an, wenn etwas nicht in ordnung sein sollte, wir schliessen unser erdloch mit wellblechpappe. du rufst an mit rauchzeichen. wir gehen zur containerstadt und machen unsere traeume wahr, verstehst du? wir bezwingen die realitaet dadurch, dass wir dies verwirklichen, selbst wenn wir die containerstaedte erst noch bauen muessen. und nun schlaf.
sie wacht auf und dreht sich auf die seite. an der decke laeuft der wetterbericht entlang. heute waehlt sie mit. sie ist fuer regen. gewitter. dann denke ich an nichts, das ist schoen. sie moechte jemanden kennenlernen. in ihrem roten anzug kann sie ihre maske sogar nur soweit schliessen, dass die augen natuerlich herausschauen. alles ein bisschen matt. sie stolpert beim tanzen. die programme bringen einen wochenueberblick, den sie ausstellt. es passiert. [pn]
jede bevormundung durch die vorgesetzten ist zu vermeiden, sagt holler und kratzt sich hinter dem feuerwehrohr. die kinder klappen im hof die stuehle zusammen. holler schweigt, er hat dem schwiegersohn nichts zu sagen. dieser haelt die geputzten stiefel an den senkeln in der hand. holler vergisst selbst den vornamen oft, nennt ihn sohn, obwohl er es nicht glauben kann.
judith steht in entfernung unter den birken und winkt ihnen zu. magst du ein bier ? fragt der schwiegersohn, waehrend er in halber drehung die strenge frage stellt und holler in die augen blickt, weil es heute sein muss. holler nickt, als lernte er diesen mann gerade kennen. judith hakt sich bei ihm ein. sie traegt keine kleider mehr, es ist noch warm fuer oktober. holler wechselt das standbein, bleibt aufrecht in seinem zweimeter koerper stehen. einsachtundneunzig, lacht er jedes mal, wenn er von unten gefragt wird. zaeher braten auf den tellern, sie haben im dorf eine alte kuh geschlachtet, weil sie wegmusste. holler zieht mit dem fingernagel eine faser zwischen den zaehnen hervor. die kinder umringen ihn, wuenschen, dass er mit langen schwuengen ihre arme haelt und sich dreht. lass, sagt seine frau und schaut an ihm vorbei. lass, ist zu gefaehrlich.
holler kratzt wieder hinter dem ohr. im wohnhaus gibt es zwei duschen, den russ kann man abwaschen, an den geruch sind alle gewoehnt. streichholz nennen ihn die kinder, wenn sie durch die luft fliegen. holler trinkt ein bier und stellt es auf dem kiesweg ab, drueckt damit eine kleine mulde in die steine. vorgestern: die hitze hat ein loch in den estrich geschlagen, die fenster sind nicht zersprungen, haben sich nach aussen gewoelbt, als haette ein glasblaeser daran gearbeitet. der raum jetzt schwarz tapeziert, der fernseher ein klumpen, ein kleiner orkan in der mitte des zimmers, fetzen von briefen und buechern wirbeln umher, grobes und feines papier, die worte sinken in die lungen ohne atemgeraet. erst waren die anliegenden tueren zum brandherd geschlossen, dann waehrend der flucht der bewohner durch gleichzeitiges oeffnen – sauerstoffzufuhr – lebensspendende energie fuer das rot. temperaturanstieg, die luft hartgebrannt, wie keramik aus dem ofen. die bewohner kleideten mit jedem atemzug ihr inneres aus, ohnmachtsgesten und fersenflucht, ein aneinander vorbeikriechen am boden, in den rauch verkrallte haende, kein platz fuer hilferufe. stille, die der koerper einstellt um kraft zu sparen. holler beugt sich lange herunter fuer das bier. er sieht judith, seine tochter, mit den kindern streiten. sein schwiegersohn hat die zeigefinger in die taschen gehaengt. er unterdrueckt jetzt eine ohrfeige. [pn]
heute wieder irgendein stadtfest. das heisst, dass der allerniederste abschaum mit schraeggestellten gesichtern durch die strassen wankt. geschmackloses deodorant in der strassenbahn, selbst die sonne verzieht sich, laesst raum fuer das bunte feuerwerk, grausam einfache ablenkung fuer die unverspiegelten stauneraugen. geifer an den lefzen, die muender von bierflaschen zerschnitten, es wird wieder gruende zum groehlen geben und brustklopfen, gieriges koerperlecken und einschlafen im morgengrauen. am naechsten tag laufen die samtleichen durch die pfuetzen, florentiner im guertel, kraempfe in den koepfen. heute am tag des vorausschauens klebt die zuversicht wie duenne wunschfolie ueber jedem kinn-stirn brei, macht den augenblick beachtenswert, stillhaltende ooh und aah-rufe beim budenzauber. einige rippenstoesse sind auch zu sehen. hatten die wanderer in den waeldern noch angst vor aufhockenden und kraefteraubenden waldgeistern, so zittern die zeitgenossen bei jedem doppelbild.
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