kitschflaeche

unter mir besiedelte flaeche,
herumgeworfene menschen,
druckabfall,
der pilot fliegt schleifen
sind in deinem haar.

[pn]

kontrollueberzeugung

`beim luegen fuehle ich mich wie eine hure`, sagt emily und blaettert dabei lustlos durch die illustrierte. die bilder sind ihr nicht bunt genug. die zeitschrift ist von 97. emily lacht ueber die frisuren der models. mit dem kugelschreiber malt sie ihnen die augenhoehlen aus. die spitze reisst papierlagen hinter sich her.

`wenn das der erste stock ist`, sagt sie und zeigt auf die oberste seite,
`dann fahre ich jetzt in den keller.`

`du bist ein schlaues maedchen, emily.` die blonde frau hat sich vom fensterwischen abgedreht. vor der scheibe halten zwei polizeireiter.

`du kannst dir noch ein eis nehmen.`

`du weisst doch, ich hab kein geld.`emily setzt ihre kapuze wieder auf.

die blonde zeigt in die ecke des ladens. emily steht auf.
`weisst du, mein vater kann nicht lesen.` sie nimmt eine weisse verpackung aus der plastiktruhe. der verschluss zischt kurz. ein polizist ist draussen abgestiegen und kontrolliert einen obdachlosen. er haelt den ausweis mit zwei fingern fest und reicht ihn seinem vorgesetzten hoch. die worte werden von der scheibe geschluckt. die blonde bittet emily hinter den tresen zu gehen und einen knopf zu druecken. emily kleckert etwas eis auf ihren pullover.

`drueck jetzt den blauen knopf.`die stimme der frau ueberschlaegt sich wuetend. hektik draussen. die fenster des ladens verspiegeln sich. emily zieht die augenbrauen hoch. pferdewiehern. etwas schlaegt hohl gegen das fenster.

`kannst du lesen?` emily reibt das eis in die kleidung. die blonde stellt den aufgehaengten fernseher lauter. immer mehr balken in der anzeige. volksmusik droehnt durch den raum. emily sieht sich in der spiegelflaeche. sie aergert sich ueber den fleck und die ueberfluessigen kalorien. draussen schreie. grotesker peitschenknall. die glaeser in den vitrinen zittern. die blonde konzentriert sich schweigend auf den bildschirm. `kennst du dieses lied, emily?`

pferde im galopp.

`ich muss nach hause, bevor es dunkel ist, tante.`

`gleich.`sagt die blonde und greift den putzeimer. `male noch ein paar minuten etwas aus, ja ?`

emily nickt. der kugelschreiber ist leer. emily kratzt augen aus. als sich die schleuse oeffnet, faellt der blonden ein, dass sie emily sagen will, dass sie das wort nicht mehr benutzen soll.

[pn]

9° celsius

innere versprechen loesen sich leichter auf, als ich folgen kann. in dieser nacht wache ich erneut auf und halte meinen kopf ueber fremdes. ich muss mich zuegeln dich nicht zu beissen. anscheinend ist niemand gemeint. kopfschmerzen. in der zeitung, die diesmal nicht gestohlen wurde, lese ich, dass shakespeare gekifft haben koennte. das ist kein eckenbrueller. unwichtiger kann eine information wohl nicht sein. kunst des loslassens? stattdessen : zwischen gelben waenden, die suechte einer lauwarmen vergangenheit. die woche ist unendlich lang. anstrengung in ramponierter gefallsucht. ziehende tuworte.

heute morgen an einem asylbewerberhochhaus vorbeigelaufen. links eine betongegossene hochbahn mit beklebten waggonseiten. sie fahren ekelerregend langsam vorbei. im vordergrund erreicht der antennenwald an der hausfassade seinen hoehepunkt, den ich nachts nicht finden konnte. die schlaefen sind mir kalt geworden. jetzt wieder im hellen. am hoffungsbunker satellitenschuesselsalat, der in die heimat treiben soll. ungewissheit in zigarettenrauch auf abgebrochenen balkonen. das szenario eines einfallslosen zukunftsfilms. kinder sind an meinen flanken entlanggelaufen. ich hoffte, dass sie sich auf die schule freuen. richtungswechsel beim gehen. der unterfuehrungsboden ist haeufig nur parkplatz und flaschenbedeckte transitflaeche. auf den buergersteigen, die zu unrecht den namen tragen, altmodische hochgesteckte frisuren.

die frauen bleiben lange im kiosk stehen und fuehren gespraeche, die immer in die traurigkeit zu muenden scheinen. sie wollen nicht nach hause, sondern fuenf minuten herauszuzoegern. echte strassenkaempferinnen. die verkaeuferin demonstriert mir mit ihrer miene, dass sie lieber mit lottoscheinen und dichten tabakwaren handeln wuerde. ich will ihre anbiederung nicht und lasse sie innerlich abgleiten. es widert mich an, dass sie ihre stammkundin betruegt und an einen fremden verraet, der ihr nicht mehr als gebrauchte muenzen geben wird. pneumatische busse fahren vorbei. menschen verschwinden in der erde. keine grosstadt. keine symphonie. joachim witt singt sein missverstandenstes lied in meinen ohren. niemand hat seinen texten damals zugehoert. es wird zu allem getanzt. danach haengt das publikum artig die waesche ab. protokollarisch wird dankbarkeit des inruhelassens geteilt.

auch ich schlucke die gefuehlsprophylaxe und weiss, dass alle abends trinken werden. wohl bekommts, rattenjunge. im nest versteckte vorraete fuer alle jahreszeiten. blosse gelenke, die blank und duenn werden. passanten kreuzen und hoffen nichts aus den taschen zu verlieren. beim augenschliessen ziehen sie schlieren hinter mir her. ich vergesse, dass auch sie mich sehen koennen, wenn ich sie anschaue. zierende plakatwaende, in denen etwas nacktes sich vor mich draengt. this home is nice. ein mann im blaumann arbeitet daran. in der werbung sind die zigaretten nie angesteckt. eingefroren vor dem punkt, an dem der schaden in die welt tritt. merkwuerdige unnoetige dopplungen. du denkst, du bist fein raus. reine wieworte.

irgendwann erwischt du mich beim kuessen zur kirschbluetenzeit. dann hoffe ich, dass sich die dinge nicht ploetzlich umdrehen werden. vielleicht haben sie dann auch keine rueckseiten. obwohl dies nicht wirklich tragisch waere – eine theorie wuerde schnell darauf wachsen. [pn]

drehscheiben

die tristesse in der neuen jacke eingekleidet,
umworben von allem, was ich einst in schoenheit fand.
diesmal stolpern wir und schreiben uns derart fest,
dass jeder hass ohnmaechtig macht.

[pn]

muenchhausen-by-proxy

holzcity. im baumarkt vor den schrauben. ein skin mit fluoreszierendem headset spricht anscheinend mit seiner besseren haelfte. die stimme ist auffallend leise. `miss es bitte nochmal aus, schatz.` er stellt ein bein federnd auf die warenablage, laesst sie nachgeben. seine kopfhaut glaenzt nicht, sie wirkt matt und gepudert. abgeflachter hinterkopf. seine mutter hat ihn als baby nicht genug auf die seiten gedreht. ich fahre das regal dicht neben ihm ab. greife verpackungen heraus. im hintergrund ziehen kunden drahtkabel von der trommel, nehmen mass, kneifen gewuenschte laengen ab. der geruch im markt ist charakteristisch. jeder mitarbeiter hat bereits nach wochen kopfschmerzen. ich ueberhole den skin und hoere ihm jetzt mit dem ruecken zu. ein endlosvideo erklaert leierrnd duebelsorten, versperrt mir den telefoninhalt. sein schatz beginnt vielleicht zu weinen. `beruhig dich.` der tonfall des skins wird unertraeglich sanft. macht uns zuhoerer im gang befangen. selbst der abteilungsleiter, der hinzugetreten ist, zieht ein fragendes gesicht und verschwindet wieder.

als ich beginne das interesse zu verlieren, bricht ploetzlich das schraubenregal entzwei. fluegel, kaefig und hut-muttern. triwing, sechskant, phillipsschrauben. vierzig sorten stuerzen auf den abwaschbaren boden.

der skin und ich springen zurueck. eine kettenreaktion. regalwaende kippen von uns weg, legen sich schiebend gegeneinander. hobel und bohrmaschinen gleiten von ihnen ab. begraben ahnungslose unter sich. schreie mischen sich unter das stahlkonzert. die neonroehren fallen aus. ich fuehle, wie mich eisenwaren streifen. dann sehe ich das schwache licht an seinem schaedel. dankbar folge ich dem skin. lege mich geschmeidig in die kurven. reisse mir beim stolpern die kleidung auf. renne dem gluehwuermchen hinterher. es aendert sein tempo andauernd und boshaft. die regale fallen immernoch. dumpfe dunkelheit. menschen weinen um eingeklemmte koerperteile und zerdrueckte freunde. sie bedauern tiefe einschnitte. soetwas passiert doch nur im film und im ausland. in kasachstan zum beispiel. eine lautsprecherstimme bittet um das bewahren der ruhe. die folgende rueckkopplung laesst dutzende von armen synchron zu den ohren greifen. beissender geruch erreicht mich. feuerfarne wachsen an den wellblechwaenden. cobaltblauer plastikrauch legt sich als firnis auf die haut. lackverbrannte ohnmachtsangst. das headsetlicht versinkt. ich steige ueber menschenberge. fuehle haende an den hosenbeinen zerren. in panik wird gelacht.

draussen sirenen. hoffnung auf rettungswagen, wie kinder auf den eismann. hinlaufen. klimpernde groschen in der hand. auch wenn er nur drei aufgetaute sorten hat. es schmeckt, weil es anders ist. woher kommt dieses ploetzliche sommergefuehl? ich weiss nicht, ob ich noch in bewegung bin und muss an ambrose bierce denken. dann sehe ich das kleine licht doch noch. es scheint aufzusteigen, als haette der skin sich emporgeworfen. seine staerke aus der ernaehrung des helden. bier oder wasser. verschiedene wege zum selben ziel. alles eine aneinanderreihung. es wird mir zu bewusst. selbst auf der flucht finde ich zeit fuer widerspureche: ich lenke meinen koerper nicht geschickt genug. an einem berg aus umgeworfenen rasenmaehern muss ich halten. die klingen drehen sich hitzethermisch. unfaelle sind unsere luxuskriege, denke ich. wir ueberlebenden sammeln uns an dieser letzten barriere und schauen uns an, suchen nach loesungen und einem anfuehrer, der deutliche worte spricht. `ich habe damals ueber den elften september und seine bildgewalt gestaunt.`sagt eine frau weinend und unaufgefordert neben mir. `diese zu boden stuerzenden koerper mit angstkreisenden armen.`sie beisst achtlos ihre lippe auf. `als sei das fluegelschlagen ein ausdruck des lebens und nicht des sterbens.` zum ersten mal an diesem vormittag bin ich ueberrascht. [pn]

die vergroesserte spinne wird wahr und ersetzt das eingesetzte stereotyp

du erwartest wahrscheinlich etwas ueber dich zu hoeren, dabei habe heute ich in deinem namen nur ein programm gecrackt. ohne anleitung hexzahlen veraendert in meinem system. danach teure karten fuer ein konzert gekauft, zu dem wir nicht mehr gehen werden. 80 €. es wuerde dir gefallen. `und dann ? das ist nicht eindrucksvoll genug` hoere ich dich sagen. das wort `genug` wird von dir stoerrisch nachgeschoben. `da sind doch andere. ganze massen. schau dich doch um` du uebersiehst, dass es in dieser stadt nur eine handvoll menschen gibt. du sagst: `zeit nehme ich mir einfach. vielleicht fahre ich irgendwo mit dem flugzeug hin.` schliesslich fahren ballons doch auch. gilt das fuer kinderballons, die vom wind vertrieben werden, um in stromleitungen zu landen?schwarzweissbild. starker fritz lang. er braucht nur einen buchstaben fuer den titel. die verleiher haengen einen appendix dran. entscheidungen werden abgenommen. ich antworte darauf nicht. ich schaue es nur an. ich will, dass etwas in meinem herzen stirbt. ich erfuelle dir einen wunsch, damit du deinen kopf im zukuenftigen jetzt schuetteln kannst.

im bereits vergangenen jetzt drehe die haende auf fensterhoehe und stelle fest, dass ich mich taeglich an ihnen verletze. sie haben am wochenende moebel umgestellt, wie du sicher weisst. in dieser neuen gegend werfen die menschen ihre verwohnten gegenstaende einfach auf die strasse(n = oesterreichischer plural ). jugendlicher uebermut zerfleddert ihre restwuerde. es splittert spanplattenholz ueber den buergersteig. einsilbige plastiktueten mit alten kleidungstuecken sind an haeuserwaende gelehnt. es wird hastig mit seitenblicken sortiert. da ist derart viel scham und gier vermischt, dass ich den gangrhythmus verliere. kleidung in der natur irritiert mich immer. da steigt im nachrichtendeutsch eine schlimme annahme in mir auf. gibt es eigentlich das schlimmste ? bedeutung wird durch vergabe erst verteilt, nicht durch starres erleben. das ist zu breit erzaehlt. das kann doch kein mensch verstehen. du schuettelst fuer mich erneut unsichtbar den kopf. ich muss ja nicht explizit werden, schreibst du. keine satte sorge. ich werde es nicht sein.

tagsueber sehe ich den mond am himmel, nachts nicht. schaust du nach oben ? oder an die seiten ? im befreiungsschlag legst du scheuklappen an. kompromissbereitschaft aeussert sich in zu lautem lachen, einer ueberspitzten euphorie, einem staendigen zuviel. am saum der blinden hysterie befestigt, wie ein schulterpolster-yuppie in reiner erwartung des naechsten kicks. vorfreude auf droge und erfahrung, statt tatsaechlicher aktion. das deutsch geht mir bereits aus fuer die beschreibung der zustaende. es scheint sich soviel zu reimen, was sperrig bleiben sollte. der staat kuemmert sich auch. gruendet eine akademie nach der anderen. dort stroemen wir hin. erleben das altern in bewusster enttaeuschung. primitivo heisst auch ein wein. ein wenig konitinuitaet schadet nicht.

war frueher alles besser? du sagst es andauernd, auch wenn du in die zukunft schauen willst. wir sprachen einst darueber : die endrucksvollste praesenz des unbelebten ist immer bedrueckend. immer komplexer als das zitterrn eines stoffwechselkoerpers. unvergesslich. deshalb toetet ein holzkeil, eine kugel oder ein messer gieriger als eine hand, die kraft verliert. ein youtube-kommentar: „ich wuerde dich so derb schlagen, bis meine hand zerreisst.“ veraenderung ist gut, sagen die anderen. das stimmt fast. ein trost bleibt: ich habe das gedaechtnis eines traumakindes. die vergessen das entscheidende und schneiden es ab. sich selbst. andere. spaeter. telegramm. ende. [pn]

haus der trivial aufgehenden sonne

eric burdon sah fuer seine stimme damals zu jung aus. interessant wie asynchron ein mensch laufen kann. keine uhr kann das.
mit dreiundzwanzig jahren dachte burdon nicht : ich muss erst bei wikipedia nachschauen, ob das wort, dass ich gleich im gespraech benutze auch die definierte entsprechung des gefuehls dafuer ist. eric burdon musste nicht erst auf metaebene ueberlegen, ob ein derartiger gedanke eventuell ungesund sein koennte. ein dreiundzwanzigjaehriger heute fragt sich : wer ist eric burdon ?

ein britisches tablettenkind, dass eine pille schmeissen will am wochenende ? oder taeglich. eine eintagsfliege mit schlechten zaehnen? alles eine frage der routine – die gibt es auch in wirtschaftsklostern. elitenbildung auf der gegenueberliegenden strassenseite. . kritik ? suche nach gardemass in der leere in einem anderen stadtteil. hohlphrase : das geld ist guetig und tragisch zugleich. im geld sind alle gleich. wiederholungen sind langweilig. selbst wiederholungen von worten sind langweilig. wovon soll eigentlich was losgeloest werden? wer fragt das ?

der erzaehler oder die stimme im kopf im moment des lesens ? vorsicht vor selbstreferenzialitaeten. dies ist hypermodern. haiper sogar. wenn selbst galaxien voneinander abgestossen werden, wie dynamisch sind das unsere eigenen teilchen ? new age. old age. middle age. im alltag ist kein platz fuer tarot. gut so. auch unscharf die idee, wir seien energie und sternenstaub. keine linderung. viel religion ist viel krieg. lernen aus der geschichte? selbst der grundschullehrer schuettelt seinen kindern mit der freien hand den kopf, waehrend er im spiegel blaettert. hitler ist ein coverstar. breaking news : mein nachbar trennt nachts fischen mit einer stumpfen schere die koepfe ab. abbilden. vielleicht aufhoeren mit der fluechtigkeit? fuer einen moment wenigstens. falsche und richtige analsye sind kynismus. vielleicht wurde das immer schon so gemacht. denn : nur das aktuelle ist vollstaendig und attraktiv. diese kulturtechnik im koenigsplural als massenphantasma aufgeblasen – eine reproduktionsanstalt von sozioemotionalen schnittmengen. schoenheiten in uns erfinden. das fernsehen ist dabei in wahrheit die hoechste aller kuenste. inselbildung ist reine bereitstellung. was bedeutet dann integration von einzelnen subjekten in eine moderne gesellschaft ? anforderungen. steuergesetze. verbote und chancengleichstellungsausgleichsbehoerden.

in welchen homogenen behaelter wird inkorporiert ? welches konstrukt stellt die masse furchtlos und demonstrativ bereit ? ein leicht beschreibbares material eignet sich. grosse abwaschbare oberflaechen sind im einsatz. die strasse ist swingerclub. medien sind omnipotent, sagen deren macher. zitat : zum aufwaermen von kollektiven erinnerungen wird eine psychische mikrowelle benoetigt. ergo : das ego – staendig durchsichtig duch die fehlende trennung von oeffentlichem und privatem leben. der umstand wird gefeiert. diese an sich neutrale tatsache hat einen entscheidenen schwachpunkt : das kollektiv beginnt bereits bei zwei subjekten. alles ist hier so furchtbar schnell vollgemalt mit leichtfertigen schwuengen. ohne ueberlegung und ohne vorlage. nicht mit weichem bleistift – mit edding. die membran wird zusammengeknuellt und mangels alternativen wieder geoffnet. diese erdachte ultra-offenbarung, als bollwerk der letzten verdriesslichkeit, ist windiges refugium und aufenthaltsort fuer nur wenige generationen, die alle ihre eigenen revolutionen erleben wollen. bio-convenience-food. zeit und frustration wird gespart. der koerper ist maschinell und war es immer schon. nur sind diesmal die gewichtungen verschoben. die kopfprojektoren brennen jedoch knallend aus. geistige potenzschwaechen und leistungsschauen der exzession sind krankheitsbild der kippfreudigen ueberflussgesellschaft. das wissen um das naehern an den pointofnoreturn laueft parallel zum umkippen selbst. die darauf gerichtete aufmerksamkeit macht blind fuer das tatsaechliche uebersteigen der bruchgrenze. keine reflexion ueber die scheinbare regression, sondern beschwichtigungen sind zwingend notwendig :

der wunsch nach abstieg produziert erst den widerstand. arbeitsbeschaffungsmassnahme. eine aufklaererisch-romantische haltung kaempft mit papiertuechern gegen die loecher in der schiffswand durch die die beschleunigung selbst dringt. dieses fade und lustlose bild gibt sich die kulturindustrie selbst. es ist ihre letzte armee. sie trinkt die rasendsuesse betaeubung dankbar aus. als zuschauerpassagier schaukelt man selbst gerne von innen mit an, aus neid nicht teilzunehmen. zu verpassen. the good life ? besser loslassen. es wird schon zu viel geschrien. es muss aber nicht zwingenderweise schlechter werden.

“ 2008 ? “ denkt dann ein kopf. “ ging das nicht zu schnell ? ist das schon unsere zukunft ? “ einige wollen warten. oder wollten ? folge : die metaphorik muss erkalten und gleichzeitig ausreichend barock bleiben, um noch nahrungsquelle zu sein. ein drahtseilakt. [pn]

klassik mitdenken

du wischt dir jetzt deine lang gewachsenen haare mit gestreckten fingern aus der stirn. auf der anderen strassenseite legen drogenfahnder einen menschen zu boden. lederhandschuhe machen den kopf unbeweglich. plastikhandschuhe greifen unter eine kleine zunge. die finger stochern hinter die zaehne: frank, wo ist der andere marokkaner ? der zivilbeamte dreht beim rufen seine kniescheibe fester in die wirbelsaeule. polizistenschulterzucken. dabei tragen sie zuhaelterverkleidungen eines zdf-krimis. konstuemphantasien ehemaliger biologiestudentinnen. der bulle will jetzt mal abfrusten. sieht ja keiner. der kollege zwinkert schon.

du gaehnst fest. drueben kabelbinder. ich schaue an der gebaeudefassade hoch.

du sagst : aufraeumen alleine bringt aber nichts. das ist zu wenig. das musst du kapieren. saubere sachen sind ja ok, aber krieg mal erst besser den kopf sauber. das geht so nicht und wird nicht gehen. ich bin mir zu schade fuer

ich : fuer was ?

du drehst dich weg. rauchst du wieder ? ich habe es den ganzen abend nicht bemerkt.

ich : schade ? schade ??? ( pause ) fick dich. ( pause ) vergiss es.

ich gehe rueckwaerts, mache dramatische bewegungen. du ahmst mich nach. aus der ferne kann ich nicht erkennen ob du laechelst. ich nehme es an und flippe aus. trete die seitenflaechen der parkenden wagen mit den stahlkappen. bammm ! ein seitenspiegel splitter ab. selbst frank laesst kurz von seinem mikrodealer ab. er weist mit kaisershand in unsere richtung. zeitlupe. du gehst schritte auf mich zu, ueberlegst es dir anders und beginnst fortzulaufen. die letzten bilder liegen schraeg. ich spuere das vertraute knie. die hand im nacken. jemand schreit direkt in mein ohr : mainstream. du ekelst mich an. [pn]

rote fahne bei rtl2

nicht politisch, sondern im waschbecken. blutspucke und alkoholgestank. news. ein doppeldeckerbus faehrt vorbei. thomas koschwitz macht werbung fuer seine morgenshow. als aufkleber. manche leute sehen nach gewichtsabnahme wie krebskranke aus. sie waren zu lange als dicke bekannt. im netz lese ich spaeter, dass er 2002 einen schlaganfall hatte. so oeffentlich ist das gar nicht.

bei verdacht: nichts zu trinken geben. es besteht aspirationsgefahr, da das gehirn des betroffenen womoeglich den schluckvorgang nicht mehr steuern kann.

[pn]

das kopfnicken, das ich fuehle, ist mein eigenes

parkett 1

er geht am zaun entlang ,
streicht beilaeufig die haut einer fremden.
sie verzieht den mundwinkel
und schweigt in ihrer konvention.
wundert sich kaum,
aus welchem grund er den zaun beruehrt.

parkett 2

dem unglueck folgt der trost
und beginnt sich zu verformen.
im anfang liegt der wunsch nach zuneigung,
verliert sich in macht,
wie ein fremder in einer stadt
in der alle einheimischen lachen.

[pn]

stichstrecke

ubahn. rush hour. zwei arbeitskollegen(?) unterhalten sich :

sie : mein vater hat krebs.
er :meiner auch,darmkrebs.sie wussten nicht,ob der tumor boesartig ist.
sie : dann hat er doch so einen plastikdarm ?
er : ja.
sie : mein vater hat brustkrebs – als mann.

er steht, um auszusteigen.

sie : dann arbeite nicht so viel. schoenes wochende.
er : tschuess.

hier bleibt mir der apfel, den ich esse, im hals stecken.

[pn]

schneller wohnen

sie zieht die tuer hinter sich zu. immunkompetenzen. riecht sie die krankheiten, die in mir anwachsen ? rhetorische fragen machen sinnvolles grau. paraprosdokian – keine sorge. niemand muss nachschlagen im lexikon. lies den vorletzten satz.

[pn]

transplantationssportler

abgebrochene filme, nacken umdrehen, nach hinten legen, begreifen, dass nichts wertvoll wird, was in der hand schmilzt, ausser machtfuelle. [pn]

veranstaltung

eine lange menschenschlange im winter. wir imitieren russische vektoren, ohne lebensmittelmarken nur mit geld bewaffnet. da nutzt keine routine des armbandschauens, kein handzucken zu eingebildeter musik. als antwort nur das reine stehen. brave kalbsaugen, die sich gesellen wollen und muessen, da wir sonst in uns zurueckgeworfen werden.

trek hoert sich das gedicht an. lastwagengischt schluckt worte. er will den jungen mann besaenftigen, der handschuhlos das papier haelt. ihm aufbauendes sagen, bis ihm ploetzlich nichts mehr einfaellt und er nur noch an die eingeschaltete webcam in seiner wohnung denkt. trek stoert sich nicht daran. der junge stoert und schaut an den schultern der wartenden entlang die strassen ab. trek nimmt die eigene grosse hand und klemmt in ihr das fremde kinn ein : so siehst du doch nix, du depp, schau immer in die augen. was glaubst du wie ich journalist wurde. der augenblick. mir tun die augen weh und so weiter, kapierste?

die zeugen der szene wenden sich langsam ab, ohne die moeglichkeit einer rueckkehr zu vergeuden. den nahen frauen wird es peinlich. drinnen gibt es muckefuck und leise musik, sagt trek und klopft dem dichter auf die schultern. erst links, dann rechts. du wirst alles bald vergessen haben, so wie ich alles vergesse, verstehste ?

[pn]

die volksbuehne wird umgebaut

schaut auf das verhaengte, jetzt ist die strasse aehnlicher, die reste verschwinden, jahre werden zu tagen. eine schwarze honda wird mit laufendem motor vorbeigeschoben, benzingeruch geht den buergersteig herunter. wir verhalten uns gegenseitig, liegen hier und da, setzen uns auf den blanken boden, so jung sind wir. bitte erzaehle mir nichts neues mehr, es wirft mich um. ich haette anders leben sollen. mit koffein wird die paracetamol dann leichter und rauscht im blut. [pn]

meta

nachrichten. in einem karton an einem gefliessten tisch sitzen wir und koennen nicht genug voneinander bekommen. blau explodiert am himmel. im fernsehen reiben sie sich die schlaefen. womoeglich haben wir vorhin ueber den streifenwagen gelacht, der eine kehrtwende machte um ein verbrechen zu vereiteln. im wagen zwei junge beamte ohne gesicht. der eine fragt mich jetzt, wieso ich die arme so schlaff halte. ich habe keine kraft mehr in den muskeln vom arbeiten. arbeiten? du hast doch zugeschlagen, sagt er und schaut verachtend hinter mich. er muss lange dafuer geuebt haben. [pn]

marathonmoench

eine gerade ist die kuerzeste verbindung zwischen zwei punkten. beim lesen des satzes zieht der moench die stirn zusammen. die folgenden seiten sind herausgerissen. blitze schlagen ihm loecher in den blick, als er den ratgeber auf den plastikboden gleiten laesst. moench komar steht auf und schaltet den plattenspieler aus. spinner-musik. die nadel haengt trocknend in der letzten rille. seine einsicht : wieso habe ich die gedankenleere begonnen? er dreht sich mit dem oberkoerper zur wand, sucht eine flaeche in der er sich spiegeln kann. am vortag hat ein kunde nach der beichte aus verzweiflung die fensterscheibe eingerissen. kalte luft sticht am pappkarton vorbei in das zimmer. fogging-effekt an den seiten des wohnkartons.

komar hechelt bei jeder bewegung seines schwammigen leibes. draussen fallen duenne nadelstreifen. ein turm aus rauch waelzt sich am horizont entlang. komar biegt eine ecke der pappe zur seite und spuckt hinaus. er wechselt auf eine andere aussicht an der konsole. gruene huegelkuppenwueste, statt endzeit. kontrolle des eigenbildes. die wortkombination schiesst ihm in den kopf. komar will die ratgeberhetorik trainieren.

nachrichten aus der bocs. ungenauigkeit manifestiert sich durch die lautsprecher in den waenden. ladybot gibt die zahlen der verbliebenen baeume bekannt. motivationsansprache und durchhalteparole. traenenwetter. der porno des abends wird angekuendigt. ladybot hat ausgeschlagene zaehne. ein techniker stuetzt ihren hinterkopf mit einem eisenstab. er duckt sich hinter den moderationstisch, seine schultern ragen trotzdem ins bild und verdecken die traditionskarte europas. truppenbewegungen werden in bunten farben auf das display projiziert.

komar sortiert seine buecher, blaettert nebenbei durch eine biographie hitlers. strenger alter hitler! er lacht. die gabel stochert blind in der nahrungsklappe. alles aus einer wand! mit dem aermel der kutte wischt er sich das fett vom mund, laesst stuecke des kalbfleisches an sich abrutschen. in der konserve bleibt nur die gelbe gelatine zurueck. nach dem gebet wird uriniert. komar stellt sich auf die graue neutralplatte. die selbstreinigung glaettet den boden, entzieht die gerueche. luftfiltersymphonie, waehrend die abfaelle abgebaut werden. bot bot nanobot! komar streckt den mittelfinger aus. er kleidet sich in der nebenkammer an. hier ist das kreischen des phantasie-pornos leiser und kaum zu hoeren. komars lange finger greifen nach der bekleidung: gesichtssack, enge brille und trittstiefel.

die h-wache im aufzug sitzt in ihrem kaefig. komar stellt sich in eine enge menschenreihe. vierhundert personen fahren im gedimmten licht zur bodenebene hinab. eine hydraulische frau justiert neben komar leise ihr skelett. zischend steigen kleine wolken aus den kuenstlichen gelenken, ihre endorphinen schuebe bringen komar aus dem takt. laehmung vier? seine frage ist beinah unhoerbar. der druckausgleich presst alle lungenfluegel ein. die masse seufzt.

weibchen, denkt komar. sie streckt ihm die hand eckig entgegen. izzi, sagt sie dazu. ihre gesichtsplatte glaenzt und zeigt ein wunschbild aus komars gehirn. moireeffekt. es wird von stoerrischen linien druchzogen. komar ist dankbar und wundert sich ueber die blaesse seiner konstruktion. das gesicht einer pornobraut. die passagiere ekeln sich ueber die romanze. komar zeigt ihr als ausgleich sein profil und woelbt den sumobauch nach aussen. die kutte spannt sich. fahrstuhlzangen schnappen ein. izzi lacht. ihre linke schulter ist abgerutscht. es stoert ihn kaum. er ist benebelt.

die herde entweicht durch die aufzugstuer. h-wache treibt die menge an. er zerrt schreiend seine stimme, haelt eine hand an den offenen hals, um die pulsierenden baender zu baendigen. dreihundertdreissig trippelschritte bis zum ausgang. kontrolle um kontrolle. izzi schlaegt eine schneise. komar greift die henkel ihres anzugs und zieht sich auf izzis ruecken auf. sie beugt sich nieder. hydraulik pumpt. komar schwebt. wie am fliessband gleiten sie den gang herunter und werfen sich durch die expresstore nach aussen. [pn]

aufstand der anstaendigen jugend

der interviewer schaltet das dikitiergeraet aus. er hat die journalistenanekdote nicht gelesen in der erklaert wird, dass gerade jetzt unverfaelschte bekenntnisse aus den gespraechspartnern herausplatzen. souveraen ueberhoert er was der geschaedigte muendlich ausfuehrt:

ich mache etwas, was es schon gibt.der schockeffekt beim sprechen. es wird nichts besser. schuebe des bedauerns. futurum exaktum. ein ungeduldiges portrait. dies ist eine parodie auf gemachtes: zu selten finde ich den unvollstaendigen umgang. wieso erinnern wir uns so selten? dabei durchschreiten wir die tage schon wie stoerche und machen lange schritte dabei.

sommerende. ich sehe sie davonfahren und halte es fuer ein grausames bild – ohne das beruehmte umdrehen. andere leute geben mir einen rat. ich solle mich beschwichtigen und zuruecktreten. jeder minister weiss, dass auch ein ende eine beeindruckende noetigung sein kann. reglos laufe ich durch die stadt. finde keinen platz, der mir gefaellt.

in ihrer zuversicht entdeckte ich meine kehrseite. beginnen zweifel nicht oft an willkuerlichen orten? ein nackenbiss toetet nicht immer. im tierreich gibt es keine tortur, die liegt im absoluten willen. blicke der anwesenden gleiten an mir ab. warnergesichter mit kneiflippen. nicht nach dem weg fragen, geradeausfallen. hier und dort ein mikroaufbruch, der erscheinungen daempft. sitzen und zeit sammeln, um sie dann auszugeben wie ein schlechter oekonom. beim zaehneknirschen fuehle ich die abgeschliffenen spitzen. sie sind transparent. wie fremde verstaendigten wir uns. walkmanphaenomen. ich beantworte eine frage am telefon und hoere eine steinigung am ende der leitung. alle versuche erweisen sich als geisterfahrerlogik, sie werden abgeschoben. wagnis, vage, waage? nichts im gleichgewicht, gehirncrack ohne tanzschritte. koepfe werden in tageslichtanlagen zur verstaendigung hinter tueren verschlossen. die riechen nach geld. eine kraeftige stimme im kopf legt mir gerne falsche faehrten. blosse beweise fuer einen korrupten gerichtshof. unglaeubig schaue ich herum und sehe nur konkrete taten und menschliche energiedepots. woher nehmen alle diese kraefte? die stolpernde spezies. ich verlasse mich, waehrend andere sich selbst kennenlernen. und sie?[pn]