die angst vor jesus

1. ein junge und ein maedchen steigen ueber eine huegelkuppe, um auf die stadt hinabzusehen. wir sehen sie beim abstieg. der junge bleibt stehen und nimmt ein wenig erde in die hand.

j: hier wuerde ich gerne einen feuer legen, den brand sieht man noch aus grosser entfernung. selbst dahinten.

er zeigt in eine richtung. das maedchen schlaegt sich den kragen hoch. sie sagt nichts.

2. die beiden sind in der stadt. sie gehen eine dunkle strasse entlang. kaufen in einem kiosk zwei bier. er fragt , ob er ihre flasche oeffnen soll. sie bejaht.

m: ich habe dir die flasche nur so gegeben. ich haette sie auch alleine geoeffnet.

j: gut. wie du meinst.

er nimmt einen schluck aus der flasche. eine gruppe geht vorbei. wir sehen die beiden kurz zoegern und dann folgen.

3. ein geburtstag in einer wohnung. das maedchen steht in der kueche. sie unterhaelt sich mit einigen gaesten.der junge kommt nach einigen minuten hinzu.

m: wo warst du ? ich dachte du waerst gegangen.
j: das dachte ich von dir. kennst du hier jemanden ?

gaeste zwaengen sich immer wieder an ihnen vorbei. tragen getraenke und teller vor sich. das stimmengewirr wird lauter.

J: vielleicht gehen wir ?
m: ja. ich hole meine jacke.

sie dreht sich zum fenster. sie sagt etwas, dass wir nicht hoeren. wir sehen, wie sie den jungen am arm zum fenster zieht. beide stehen davor und schauen heraus. auf den huegeln ist feuer.

[pn]

im krankenhaus

die frau wird geoeffnet, der reissverschluss ist neu eingenaeht, die schlaeuche, gelbe kanaele, durch diese wird der mensch zum menschen, frisst, uebertragung von fluessigkeiten, angehoerige warten draussen im kunstlicht, augenbinden der zuversicht, nichts als schritte. ich frage eine krankenschwester nach bunten tabletten, sie fordert einen beleg, ich schreibe etwas auf, schon bin ich arzt und diener der wissenschaft, die erbaermlicher schatten bleibt.

[pn]

zivilisationskrankheit

wenn zahnschmerzen so unangenehm sind, wie fuehlt sich das verhungern an ? schwer und hohl werden die glieder, der gegorene schaum liegt um die mundwinkel. es ist anstrengend dabei zuzusehen. bastion um bastion, sie gehen an mir vorbei, sagt der tod und spuert die jugend, zieht sich, zieht die hand zurueck, von einer heissen herdplatte. vorangehen, er darf nur einen anteil nehmen, ist verzueckt, wenn menschen altern, fahrig werden. seine nahrung ist der spott und sein gewuerz der kummer. es gibt keine seele, um die er sich reissen muss. das warten macht ihm angst. fuer eine stille sekunde darf er die koerper in den armen halten, sich an ihnen waermen, bis sie ihm entgleiten. fuer jeden toten laesst er eine traene fallen, sie ziehen furchen in sein gesicht, wie wasser einen stein umspuelt. seine ewigkeit ist nur durch blitze aufgehellt, ein jeder griff nach einem leib kostet auch ihn willen und anstrengung. der tod ist bloss armer sklave, das quaelen und die schadenfreude bleiben auf der erde, diesseits bringen sie uns feuchte freude. er wird erst sterben und erloesung finden, wenn ihm nicht mehr kalt und keiner boshaft schreckt und messer wetzt, jetzt elektronisch, als maehr von frommen kriegen und befreiung. sobald ihm schlaege auf die augen entspannung liefern und die dunkelheit um ihn herum erst lindern, so kann er sehen in ein jedes gesicht, das gehen muss. er weiss recht wenig ueber seinen sinn, ist kein befreier. auch er schaut auf in seine schwaerze. sein groesster wunsch ist es zu halten und keine loecher mehr zu haben in umarmung, die nicht wiederkehrt. in einer bewegung, bei der kurz sein gemuet weich wird, glaubt er sich zu sehen. der tod wird betrogen, kann sich nicht fuehlen, wenn er an sich herabstreicht ist dort leere, er schaut nach vorn und weiss noch, dass die toten vor ihm geboren werden und gleich verschwinden, zeit und zustandslos. in jedem gesicht erkennt er sich, wartet hinter spiegeln, etraeumt sich dort die lebendigkeit.

[pn]

der guetige koenig

die konkubine ihrer majestaet fragt nicht nach problemen,
sie ist gefuegig, amuesiert den zuschauer durch schoenheit.
ihr augenausdruck ist beruflich. ihre anwesenheit ist eine pflicht.
der koenig pflegt ihr regelmaessig die haende zu brechen,
natuerlich nur, wenn sie wieder verheilt sind.
er mag das ungeschickte klappern der tasse,
wenn ihm der tee gebracht wird.

[pn]

soldat ohne sitte

als hoelderlin, ein leidiger soldat, eine frau auftragsgemaess zu beschuetzen hatte, stand er im zorn auf vom tisch, so dass brot und wein arg kippten, doch erst als er sich soweit gedreht hatte, damit er seine angst nicht mehr zu zeigen brauchte. sie verstand.

[pn]

08/15

was braucht es jetzt hier und heute, eine weitere doppelmoral? nein, doppelten boden. damit der fall nicht so eng ist und alles sich aussitzen laesst. es muss die geschichte noch triefen voll hoffnung oder voll stolzer duldsamkeit. dem kleinen mann gefaellt der kleine mann nicht, er moechte entfuehrt werden in einen anderen kreis. [pn]

andreas ems sagt

anna war schon immer so schlank gewesen, dass wir uns am anfang nichts dabei dachten, als sie ihre tage nicht bekam. eine woche spaeter , ich war gerade auf dem heimweg von der arbeit, rief sie an und bat mich einen test zu besorgen. sie wollte es jetzt wissen, das sagte sie so, als haette ich nichts damit zu tun. damals dachte ich, sie sei nur aufgeregt gewesen. ich fuehlte nichts, dazu war es zu abstrakt. in der apotheke stand ich herum und wunderte mich ueber die verschiedenen arten und preise der schwangerschaftstester. hatten einige mehr funktionen? wie kann man aus allem ein geschaeft machen ? die ironie wollte, dass eine marke tests gerade im angebot zu kaufen war. wie erbsendosen im markt standen sie auf einem tisch gestapelt. ich hatte kein bargeld dabei, weil ich es fuers essen in der pizzeria ausgegeben hatte. die kantine hatten sie uns damals schon zwei monate dichtgemacht. ich bezahlte den test mit der karte, das lesegeraet streikte so lange, bis jemand aus dem hinterraum geholt wurde. fuenf euro neunundneunzig, die dein leben veraendern koennen. den kassenbon eingesteckt. jede handlung hinausgezoegert, am liebsten haette ich die apotheke nicht mehr verlassen, nicht um anna im stich zu lassen, sondern die situation zu verhindern. der apotheker schaute neutral, so wie sie es wahrscheinlich alle beigebracht bekommen. zu jedem medikament eine leidensgeschichte, zu jedem schwangerschaftstest eine unglueckliche familie. ich war ploetzlich wuetend auf diesen fremden mann, seinen weissen sterilen kittel, waehrend ich mit einem kleinen karton, auf dem ein gefaelliges model abgebildet war, vor ihm stand. gleichzeitig dachte ich an anna, die zu hause wartete und die wut war wieder weg. draussen auf der strasse hatte sich nichts geandert. im bus las ich den beipackzettel. gibt es soetwas wie stolze furcht ? ich wusste nicht, wie ich mich fuehlen sollte. ich dachte gleichzeitig an den streit zwei tage zuvor und an das lachen von ihr. daran, dass ich ihr nicht richtig zugehoert hatte in den letzten wochen.

als ich in die wohnung kam, sass sie lesend in der kueche. sie schien nicht betruebt oder aufgewuehlt. ich legte die schachtel leise auf den tisch. danke. mit kleinen schnellen schritten ging sie ins bad. wir haben beim warten nicht so viel geredet, jedenfalls erinnere ich mich nicht an etwas besonderes, wir waren eher still. was soll man in einer solchen situation sagen ? haben eine nach der anderen geraucht. nach einigen minuten stand sie auf und ich folgte ihr, obwohl ich spuerte, dass sie es zuerst wissen wollte. ich stand auf der schwelle und sah sie an. anna kippte den indikator gegens licht. dann gab sie ihn mir, sie war sich nicht sicher. im nachhinein weiss ich jetzt wieso es teure und billige tests gibt, die billigen kann man kaum ablesen. sie war schwanger. obwohl sie noch zum arzt gehen wollte, um sicherzugehen, wussten wir es beide. wir umarmten uns, draussen fuhr ein schwerer lkw vorbei. es war ein ganz anderes gefuehl sie jetzt zu umarmen, doch ich spuerte, dass sie mit offenen augen ins leere schaute.

[pn]

irgendein anderer mittwoch

du bist doch nie im krieg gewesen. du weisst doch nicht, wie das ist. sagt einer und hat noch nie mit schlechten zaehnen dagesessen. seine stimme verschwindet wie ein staubsaugerkabel im raum, in einer flucht, mit dem wind schulter an schulter,sitze ich und druecke den hinterkopf in die ecke. durch das panoramafenster schlagen stahltraeger ein, 17 haelt die last einen augenblick, als reiner widerstand, hat keine zeit mehr zu uns zu schauen, verschwindet unter ihnen. das geraeusch tritt uns ins gesicht, die helme werden heiss, viele reissen sie sich vom kopf herunter, ziehen einen haarteig mit heraus. ihr erstaunen ist gross, sie hassen augenblicklich ihren herrscher. in der ecke werden wir verschont. 128 stoesst mich an. ich habe getraeumt, die zeit sei die gleiche, nur haetten wir statt zahlen namen besessen. wir lachen darueber, befinden uns im wirklichen raum, drehen die gesichter in friedenserwartung zurecht, ohne zu wissen, dass es als drohgebaerde verstanden wird.

[pn]

A

beim gestikulieren zeigt sich ihre besondere staerke. sie zeigt sich schwach. ihr hin und herlaufen soll beilaeufig wirken, dabei macht ihre kaltschnaeuzigkeit mich krank. der naechste handstreich wirkt boshaft, laienhaft. die spur, die sie zieht, soll graben sein fuer maenner, die sich dort verstecken. es reicht nur fuer zwei finger. in ihr ist es kalt.

[pn]

bei voller fahrt

mit dem linken fuss aussteigen, ist falsch, er legt den kopf auf den drehenden erdenball, asphaltkuss, schenkt ihm eine sicht auf seine blanken knochen, er fand die wangen seiner frau zu dick, poliert sie auf der schmirgelflaeche, potenzangst, wenn er in der wunde steht, operation, er war angst, hat geholfen, jetzt schaut er frauen hinterher, hinter sich die staatsgewalt, hubschrauberstimmen, unter sich eine hose, das lenkrad dreht sich nach links, leitplanke fuehrt ihn, stromschlaege in die nerven, seine geliebte schreit, reisst sich fort, rudert, schwimmt auf dem grau und wirft sich zurueck, die gelenke strahlen, sind spiegelung der fahrt. eine erklaerung ist die wahl des falschen beines zum aufstehen.

[pn]

die stille kassandra

hinter mir das stuehleruecken, vor mir die scheibe, dahinter ein platz. wurde ich gedreht, ohne es zu bemerken? in den knien wieder schmerzen, vom anwinkeln und strecken. ich gehe nicht zum arzt. ich habe aerzte satt.selbst das wort irritiert mich, die hilfe nehme ich nur noch im notfall in anspruch, das erkennen faellt schwer, viel schwerer als sonst. wo genau liegt der punkt der wiederkehr, der moeglichkeit, der suessen. ich befinde mich an der harten grenze dieser frage, die scheibe schweigt. klopfen von schritten, mehr menschen treten ein, immer herein, die schmerzen im kopf werden nicht mehr schlimmer.

auf den roten steinen draussen sitzen tauben, weiss und grau auf rot. hier drinnen stinkt es nach comfort und schlechtem kaffeepulver, obwohl er unter dampf gepresst wird, ausgeklopft und eingefuellt. die tassen schwer, dies ist ein gutes zeichen, sie halten temperaturen angemessen. vorsicht beim blicken, die gaeste sind beschaeftigt, halten inne, haben muehe in dem grossen raum. kugelleuchten haengen von der decke, wir haengen auf dem boden. ihr durchmesser entspricht unserem abstand beim gespraech. ich brauche keine sorgen mehr, keine quadergestalten, sehne mich nach einem EEG. presse die hand in mein gesicht, in einer frequenz, die ein trugbild eines denkers erzeugt. beim letzten bild klappe ich mein bein aus, es knackt, die muecken tanzen vor mir, in mir, in meinen augen. aufgerissen bis zum anschlag, eingeschlafen die seele. niemandem befohlen, dass er mich wecken soll.

in der platzmitte eine erhebung, ergebniss einer flucht gen osten, ein brueckenschlag ueber den fluss mit namen rhein. eisenbahnen unter dampf, nicht mehr, ich luege, nur noch elektrische entladungen. jetzt ist es hell, nur das geraeusch ist hoerbar, nicht der funkenschlag. ich warte auf kassandra. sie soll nicht sprechen, sie spricht nicht. sie ist ganz still mit ihren hellen ellenbogen, ihr nacken kalt, der blick faellt an mir vorbei. das zoegern meinerseits, als sie hereintritt ist zur abwechslung echt, innerlich stehe ich auf, will sie begruessen, bleibe doch sitzen, drehe das buch um auf dem kaffeetisch, das ich gelesen hatte. sie traegt heute anthrazit, ich mag das wort mehr, als die farbe. kassandra bleckt die zaehne , giert durch den raum, an den anderen tischen vorbei, sie weiss , dass sie gesehen wird. geisterhaende liegen auf ihr und ihren nackten waden. beim durchqueren dieser kleinen halle, bleibt sie an einem tisch kurz haften und drueckt mit drehung ihres handgelenks die zigarette aus. blaest den rauch nach oben, wir, die zuschauer steigen mit ihm auf, bis an die decke, nur um eine neue perspektive ihrer schoenheit zu erhalten. augenblicklich bricht die aufmerksamkeit auf, jeder ist zurueckgefallen, auch ich. die geschwindigkeit, die verlangsamt worden ist wird aufgeholt, eingeholt , ueberdreht. die geraeusche schwellen wieder an, sie gruesst mich, ich stehe halb auf, druecke ihre hand zu fest. wir beide haben es gemerkt. sie setzt sich. ich habe mir bereits vor stunden vorgenommen, dass nicht ich anfangen werde etwas zu sagen. jetzt staut sich meine anspannung, kassandra hat es nicht so eilig. als sie die tasse hochnimmt und an meinem kaffee nippt hoere ich mich sprechen, er sei schon kalt. ich sehe sie an, weil ich sie haben will. sie macht es kurz und sagt, es kaemen wolken durch die fensterscheibe. ich weiss, dass sie die sonne meint. ich sehe, wie sie den kellner heranwinkt.

[ kassandra hat ein muttermal auf dem linken schulterblatt. es hat keine gegenstaendliche form, auch nicht die form eines landes oder einer anderen direkten assoziation. ich werde es trotzdem nicht vergessen und koennte es jederzeit zeichnen ]

das notebook ist heruntergefallen, es ist nichts herausgebrochen. auf den ersten blick scheint es keine veraenderung an dem geraet zu geben. mit zornesschamesroete hebe ich es auf und glaette die situation. die passagiere sollen sich wieder mit sich beschaeftigen. ich denke an datensicherung und meine zittrigen haende. setze mich wieder, stecke den computer in die tasche zurueck. jetzt nach den schaeden zu schauen waere ein unpassender hoehepunkt meiner vorstellung. sollen sie doch an der neugier ersticken. die u-bahn faehrt in einen bahnhof ein. mehr menschen steigen ein, es ist heiss, selbst im november. ich habe durst. ich hasse oeffentliche verkehrsmittel, vor allem, wenn ich sie ohne ziel benutze.

das gerede ist zu laut, die farben der einrichtung erzeugen stress, kreischen mich an. an der naechsten station steige ich aus, ohne zu wissen , wo ich mich befinde. an der oberflaeche stehen hohe haeuser, endlich. ich bleibe stehen und zaehle die stockwerke. einundzwanzig, so viele querstrassen werde ich kreuzen und dann nach geschmack abbiegen. meine muedigkeit ist niederschmetternd und irritierend. ich habe sechszehn stunden geschlafen, gedoest und hin und hergedreht. woher kommt sie? nimmt mir meine konzentration, zeigt mir wie lustlos ich bin, wie gewalthungrig, abgestumpft. der asphalt ist reines grau, neue organische wagen stehen an der strasse. wenige passanten. hier werde ich nichts fuer meine absolution tun koennen. der gedanke macht mir spass, ist jedoch kein ansporn mich richtig zu verhalten. eigentlich haette ich viele dinge zu erledigen, buerokratische und persoenliche, sie wuerden mir helfen und mich naeher an die herbeigesehnte struktur, die nur abstrakt beim ausbleiben geschaetzt wird, bringen. stress durch arbeit, stress durch fehlende beschaeftigung. durch uebermass und untertreibung. wind schlaegt um die ecke.

[ zwist und trockenheit. wie viele stimmen koennen einen menschen toeten. die perfekte waffe wurde einmal von den geheimdiensten im kalten krieg gesucht. experten haben geforscht, ob es moeglich waere durch eine bestimmte frequenz und erzeugung einer schwingung durch das telefon menschen zu schaden. der perfekte anschlag. ein mensch nimmt einen hoerer ab und faellt augenblicklich um oder verliert den verstand ]

es knackt beim kauen. auch in der nacht, wenn ich mit den zaehnen knirsche. meine zaehne leiden. an die vorstellung eine kauschiene aus plastik anzulegen, kann ich mich nicht gewoehnen. sie sagte mir, dass es ihr aufgefallen waere in der nacht. ich haette geredet. ich frage mich nach dem inhalt. meine schwester sagte mir einmal, ich wuerde im schlaf singen. das mochte ich nicht. mir selbst machte es immer angst, wenn anwesende im traum gesprochen haben. so klingen tote. so empfindsam, dass mir schlecht wird.

ich wuerde mir gerne das gesicht waschen, doch soviel kaltes wasser gibt es nicht. es kommt nicht aus der leitung, ist in keinem fluss oder meer zu finden. das gesicht brennt, wie nach einer chemischen attacke, aus dem dunkeln heraus, aus dem hinterhalt. ich frage mich, wie sehr ich mich infrage stellen kann. wieviel ist notwendig? wieviel gesund? mein zustand laesst mich herumgehen, in den strassen finde ich nichts, was mich beruehrt. habe gefuehle verlernt. an dem gefaengnis mitgebaut, in dem ich insasse und waerter bin. der direktor schlaeft. er laesst uns spielen, uns quaelen. bis die grauen haare kommen, die besorgungen sich von alleine erledigen, in der erde ist es kuehl, das tut der haut gut. dort schlaegt das herz nicht so schnell, es ist ertragbar. ich schreibe keine briefe, gehe nicht an das telefon, lege es unter decken, damit ich das klingeln nicht hoeren muss, zu feige es auszuschalten.

in der strasse malen sie die haeuser an.der ameisenstaat pulsiert. lastwagen fahren, bringen den billigen wein, das obst, das aus glas oder plastik geformt ist. nicht zum verzehr geeignet. wie oft trifft dies auf menschen zu, wie oft wurde dieser gedanke ueber mich verfasst. in den schaedeln traumata, in den haenden gewichte, in den augen sehnsucht. folgen, fangen, festhalten. ovid singt seine lieder bis in unser ohr. es juckt, dann kratzt man halt. ich beherrsche mich, im kaputtschlagen war ich meister, habe lust auf plexiglas. jedes material hat eine schwachstelle, vor allem der sack seele. unfoermig liegt er irgendwo im hirn. ein punkt, ein nervengeflecht. zum heulen schoen, wir die strommenschen. stroh. bloss keine feuer und wenn ja, dann sollen sie lodern mit sicherheitsabstand. ich bin einer von den verwirrten geworden? gemacht habe ich mich selbst dazu. kognition, der naechste schritt.

an der bahnschranke vorbei, dies ist nur ein lebensmittelgeschaeft auf der linken seite. schluesselgeklapper. hinein und gluecklich kaufen. so schrott und eintoenig diese haltung. zu einfach gedacht, nicht zuende gefuehrt. nichts zuende gefuehrt. draussen kippen die menschen die koepfe. ich sehe eine schoene frau und habe nichts davon. ich trinke einen kaffee, bekomme magenschmerzen. in mir rumort es.

kassandra hat stil. dies laesst sich behaupten, deshalb tue ich es. sie bewegt sich wie eine gazelle. eine frau sollte sich bewegen koennen. ich recherchiere in mir. ich nur kern, lernte sie kennen, als sie an einer strassenecke stand. sie fragte mich nach dem weg. mich fragte jemand nach dem weg. ich wurde herausgerissen aus der starre, sie stand mit eingenickter huefte, asynchron und sagte nichts. als ich den mund oeffnete, fuehlte ich mich, als haette ich staub gegessen. ich konnte ihr nicht helfen. dann gab es eine kunstpause, die zu lang dauerte. da ich nichts mehr sagte , ging sie, hinter ihr folgten marionetten.

[ die sterne stuerben einen tod ,alle gleich, alle. der himmel machte blind ]

ich erhole mich, so scheint es. alles spielt sich auf der strasse ab. in den wohnboxen ist es still. sehen wir uns heute? ins kino, ins cafe, ins nirgendwo. verplempern unsere zeit. vielleicht. vielleicht auch nicht. der drang zu leben, auch mit abgebissenen beinen. im museumscafe eine horde auslaendischer kinder. hunderte. alle essen apfelstrudel mit sahne. trinken mocca. die lehrer nicken und wechseln sich mit der aufsicht ab, so koennen sie abwechselnd die lang ersehnte zigarette rauchen. um die ecke gehen sie hierzu, oder im anflug einer schwaeche, drehen sie sich weg von den kindern, die schon rauchen. die zigaretten viel zu lang fuer ihre finger. sehen aus wie teleskope. das geschrei schlaegt wie wellen an mich heran. dort wo ein keim fuer einen gedanken lag, fahren jetzt bulldozer.

[trugschluss: lass den ofen doch offen, das ist eine heizung, die nichts kostet.]

kassandra steckt sich die haare hoch. komisch, dass ich dabei an eine andere denken muss. die geste ist aehnlich, grundverschiedene menschen. tauche ich in fremden traeumen auf ? wieso fuehle ich es nicht, wenn an mich gedacht wird? weil ich an niemanden denke? das stimmt irgendwie nicht. ich tue es, aber nur, als haette ich eine karte gezogen und sie angeschaut. selbst der versuch, mir diese zu merken ist blanker hohn. ich ich ich, so einfaeltig ist meine welt. ich GLAUBE heisst es richtig, stattdessen benutzen beinah alle, ich DENKE , was eine uebertreibung ist.

sanftes ventilatorengeraeusch. wo sind wir? es ist beliebig und scheinbar austauschbar. so selten finde ich einen haken zum festhalten, ich stolpere ins tal mit zu hoher geschwindigkeit. kassandra hat dunkle augen, keine bestimmte farbe. sie fragt mit ihnen, obwohl sie den kopf dabei schuettelt, oder wenn man sie fragt, was sie wissen moechte. es erscheint nur, sie durchdringt, dass loest den reflex aus, eine abwehrhaltung. sie raucht nicht mehr, zieht aber oft an einer meiner zigaretten. dafuer rauche ich fuer uns beide. spaeter gehen wir spazieren, der herbst ist dieses jahr mild und unaufdringlich. wir sind kein paar, sehen anderen zu.

[auf einer photographie sieht man keine bewegungen. in einem film selten stillstand. dabei beinhalten sie sich.]

amtliche kennzeichen und gebete beim discounter. nichts gefaellt, das warten strengt an.

[ heute gestritten und in der diskothek ein maedchen gekuesst. sie hat den mund selten aufgemacht, weil sie sich zu schade war.]

[pn]

sobaka

abgewoehnen. das musst du dir abgewoehnen, sobaka, sage ich und gehe die treppenstufen herunter. sind die immer so steil gewesen? trolleys und wartende. blaue koffer und gefangene. ich stelle mir vor, wie es waere stehenzubleiben. im zug koennen wir unsere beine austrecken. sobaka schaut zu den lieferwagen, die ueber eine bruecke fahren. sie verschmieren alles, stossen ihr licht in die daemmerung, die keine mehr ist. er hat einen parka an, zieht ihn zu. wir fahren nach koeln. vor dem einsteigen werden noch zigaretten geraucht. zwei. sicher, dass wir im nichtraucher sitzen. die anderen schauen aus den erleuchteten wagen zu uns heraus. ihre gesichter noch voll schlaf bekuemmert. einige aufgeregt. russische kinder begeistert ueber touchscreens der deutschen bahn. sie kaufen keine tickets. sie tauschen zeit. kauen brote, die ihnen eine besorgte mutter zubereitet hat. thermoskannen und rote gesichter. sobaka seufzt und rotzt auf den boden. noch zwei minuten, der zug faehrt ab. zum glueck sehen wir heute keine wasserflaechen, sonst muesste ich kotzen. im inneren stehen wir in dem zwischenabteil und schauen lange, wir haben karten, trennen uns nicht von den reisenden, haben nichts vor. stehen. die laternen sind noch an, stoeren uns nicht. sobaka hat einen kaugummi im mund, spricht so undeutlich, dass ich ihm nicht zuhoeren kann. bewege den kopf zufaellig. der kontrolleur kommt, er ist in der mitte dick, hat ein schlankes gesicht. sein arm ist muede geowrden vom jahrelangen austrecken und entgegennehmen der fahrscheine. ich taeusche mich wahrscheinlich.

im ruecken will ich keine lachenden sprecher haben. keine kopfhoerer und bedingungen. kratzender pullover. ich stelle den sitz imaginaer nach hinten und tue so , als wuerde ich schlafen. sobaka starrt haessliche frauen an, die uns jetzt gegenuebersitzen. wenn wir fahren geben wir uns gerne als journalisten aus, die brauchen nichts zu koennen und haben meist nur stift und papier in der hand. wenn einer von uns schreibt , schaut der andere gedankenverloren auf die landschaft und greift sich ans kinn. rodin haette eine freude daran. freundlichkeit und bestimmtheit.sobaka hat den ganzen jargon drauf, so gut, dass wir noch nicht einmal ein telefon ans ohr halten muessen. die frauen haben sich nichts zu sagen. mit jedem kilometer werden sie dicker und duemmer. sobaka laufen die traenen herunter, er denkt an seine mutter, die vorgestern gestorben ist. im droehnenden zwischenteil rauche ich eine weitere zigarette, obwohl es verboten ist. mir ist nicht kalt , obwohl ich nicht geschlafen habe. der geschmack von rotwein ist unter der zahnpasta. kein akkordeon, keine mundharmonika. dies waren und sind bedingungen. sobaka hat eine merkwuerdige fresse , als ich wieder ins grossabteil trete. seine zehen zeigen in richtung fleisch. mir wird doch uebel. eine durchsage, rauschend und unvollstaendig. wir fahren mit der d-bahn. an der naechsten station sehe ich einen beleuchteten automaten,als ich versuche die preise zu lesen wird neben mir ein fenster aufgerissen. arbeiter steigen hinzu. ein mann mit billigem anzug sitzt einige plaetze hinter mir. er wird der chef genannt. spricht durch die kehle. gruesst artig und schwach. hinter seinem ruecken wird er niedergemacht. artig gruessen auch die angestellten, wuenschen ihm ein gutes neues jahr. sobaka stoesst mich an, gestern war silvester. jetzt ist erneut der januar beinah vorbei.in der kneipe haben wir gefeiert, sind nur kurz aufgestanden. haben angestossen mit glaesern , die nicht nach glas klingen, sondern nach plastik. wie der sekt, den wir tranken. dieses jahr stehe ich zum ersten mal nicht vor der tuer, umarme niemanden. keine glueckwuensche. stattdessen wird weitergetrunken. ich habe getraeumt von aufklebern und der ex. hat wieder keinen sinn ergeben. durch die halbgeoffneten augen sehe ich, dass sobaka mit den frauen beim rauchen ist. zufrieden strecke ich die beine aus. ziehe sie zurueck , als sie wiederkommen. ich merke, dass wir eine weile fahren, als die ersten papiere rascheln und die gespraeche verebben. es riecht nach wurst und kaese. wieso gibt es diese vorstellung der bekanntschaften, die man waehrend einer zugfahrt machen kann ? niemand spricht einen fremden an, es sei denn ihm ist wirklich schlecht und er hilfe braucht. sobaka und die frauen ziehen einen gestank von nikotin hinter sich her. ich koennte wieder rauchen. erneut eine station. mehr arbeiter. mehr schweigen. mehr wurstbrote. gruene jacken. die polizisten , die von bundesland zu bundesland geschoben werden fahren mit dem zug. planspiel. entweder rechnen sie am monatsende ab oder kriegen eine monatskarte zweiter klasse gestellt. schiefe gesichter , blonde pferdezoepfe und bundeswehrruecken. dies ist buergerdienst. grobe rucksaecke und frisuren. die polizisten essen eierbrote und trinken cola light. rinnsale von paragraphen. die augen wachsam gegen die decke gerichtet. sobaka ist nervoes, da er ein wenig grass dabei hat. er reibt sich ueber die brusttasche seiner jacke, verteilt so den geruch. solange keine hunde da sind, denkt er, denke ich fuer ihn. er schaut mich an. ich erkenne und tue so , als waeren wir wieder in einem gespraech gelandet , dass wir vor kurzen fuehrten. die frauen schauen zu den bullen.ordnung muss sein. vielleicht hoffen sie jemanden wiederzuerkennen aus einschlaegigen polizeisendungen. je weniger sterne auf den schultern umso wuerdevoller wird geordnet und angeordnet. mit nachdruck. ich reibe mir erst die haende und dann die augen, da mir langweilig ist. der zug rutscht auf der schiene entlang. hatten die vorfahren noch angst bei fuenfzig kmh zu verbrennen oder den verstand zu verlieren , gaehnen wir und hoffen auf den tod. es geht uns nicht schnell genug. im fernsehen sah ich neulich eine sendung,in der ein pianist erklaerte wie der blick der menschen sich veraendert haette. er sprach ueber die interpretation von kompositionen, laut ihm spielten viele pianisten zu schnell. fixiert man im zug einen punkt statt fern nur nah, wenige meter vor das abteilfenster, so hat das auge keinen platz etwas festzuhalten. es stolpert wirklich, alles verwischt. liegt der blick jedoch am horizont, ruht er dort. den betrachter ueberkommt ein gefuehl entsprechend der geschwindigkeit. lustlosigkeit , da man vermeintlich neben dem zug herlaufen koennte. wir sind mobile fernrohre. die lange brennweite laesst alles flaechig und langsam erscheinen. ein bild kann nur eine gewisse zeitspanne ueberdauern, bis es verdaut ist. lassen wir uns darauf ein hat es bereits eine kriterienliste passiert, im schlechtesten fall sediert es nur. der blick hat sich geandert, sagt der pianist und kriegt sein gutes geld dafuer. tut doch niemandem was, klimpert so herum. wenn es keine koerper rettet, so dringt manches in den geist. ich moechte dies gern alles ausprobieren. muss lange duldsam auf die polster schauen, da es draussen noch dunkel ist. sobaka hat die zigarettenpackung in den zu kleinen behaelter gedrueckt. er laesst sich jetzt nicht mehr schliessen. wurde noch nie geleert. keine obligatorische bananenschale. ist anders eingeschmiert mit essensresten und papier. eine pepsidose, noch klar im design, noch nicht erdrueckt von gewinnspiel und aktionstreuepunkten ist der beweis. schlicht, wie aus einer zeitmaschine ist sie entstiegen. selbst die werbung hatte damals einen stolz. damals? vor kurzem.

[pn]

liegen bleiben & still sein

an dem zerren der mundwinkel erkennt man das unbehagen. sie schieben mich in eine roehre hinein. meine augen sieht man auch draussen, ich schaue nicht in den panikspiegel ,schliesse sie. hoere das pochen auch durch die ohrstoepsel, die roehre summt, zwanzig minuten lang. die frequenzen aendern sich, erst ein hoher und schrillen ton. dann flaechig, wird es zu einem pulsieren. es beruhigt beinah, ist nicht so eng wie ich gedacht habe. nach einiger zeit bewegt sich die liegeflaeche, mein kopf ist immer noch in der fixierschale eingeklemmt, eine schwester tritt an mich heran. sie ist schoen und noch jung. ich halte ihr gerne den arm hin, eine blaue manschette legt sie um, bis blau auch eine vene heraustritt. die kurzwelligen blauanteile im licht werden reflektiert, das langwellige rot absorbiert. kontrastfluessigkeit wird in mich gespritzt. fuer mich bleibt.sie geruch und geschmacklos, unsichtbar.durch meine gefaesse wird mein hirn nun farbig, kapillaren oeffnen sich, blubbern , es schmerzt nichts in dieser diagnostik. einzig das kleine einstichloch im arm zeigt etwas, ist bedeckt von einem weissen pflaster, „damit es keinen bluterguss gibt“, sagt die junge schwester, die blond ist. in diesem augenblick nimmt sie mir meine sorgen ab. ich hoffe mehr, dass sie nicht laechelt ueber meinen schmalen arm.

[pn]

gezeiten

junge und maedchen laufen durch den dunklen wald, die zweige schlagen an ihren gesichtern vorbei, er hat seine hatz und seinen schutz um sie gelegt und macht ihr angst. achtet auf geraeusche und zeigt zwischen die baueme. heerscharen ueberfallen sie, richten ihre haare auf, die farben werden umspuelt. keine brueche, sie waren spazieren , hoer auf, sagt sie und hat grosse augen, er fuehlt sich sicher, sein glaube an monster ist schwach. naiv sehnt er die moeglichkeiten herbei. sie gehen ueber moosflaechen und grau. sie glaubt an ihr unglueck, traegt einen ruecken und auf ihm einen schatten. der junge haelt ihre hand, die weich ist vor angst. er denkt an kannibalen und an ihren mund, ihre grauen lippen, die zoegerlich die zunge geben, harte abgeschliffene zaehne. in ihm die gefuehle einer anderen nacht. sie fuehlt ihre liebe gehen und ist froh darueber, wie spaet ist es ? er hat keine uhr, sie traegt keine, weil es unglueck bringt, ihre beine sind in der bewegung eingeschlafen. sie greifen sich an, er stoesst sie vor sich her, sie solle doch gehen, es gaebe nichts wovor man sich fuerchten muesste. er ziert sich, will stark erscheinen, dabei hat er schmale schultern. vor dem spiegel stehen sie gemeinsam, er greift um ihre taille, sie traeumen von einem geist, der seelen schmelzen laesst, bis nur noch ein kern bleibt. klartraum. der junge stellt sich vor , dass er das boese sein koennte. in seiner anwesenheit fallen die gegenstaende aus den haenden , drohen unfaelle. schlagen menschen um sich und gegen ihre koepfe. er zerrt sich die phantasie zurecht, er drueckt sie gegen einen baum, will sie entkleiden, kann den hosenknopf nicht oeffnen, es ist eng, er hasst die tulpen, die sie liebt. sie denkt nicht an blumen, sie denkt an einen anderen. ihre angst ist fatalistisch. anklopfen an der wand, wenn jemand stirbt, jeder kennt die geschichte der grossvateruhr, die stehenbleibt. sie ist selbst die bewegung, das kratzen des zeigers, ihre schritte fliessen ueber dornen und waldeshaut. deshalb bleibt stehen. was soll das ? ihre frage ist banal und drohend. er schleudert seinen kopf in eine andere richtung, die erste die ihm einfaellt, zu ihr. er sieht sie an. trotz der dunkelheit dringt er in sie ein, spiegelt sich auf der pupille, kein mondlicht. das licht strahlt aus ihr. er stellt sich selbst die fragen, hoer ihr nicht zu. verstehst du nicht, dass ich dich liebe? das maedchen zieht die blaetter von einem ast, zaehlt keinen abzaehlreim, ihre finger wollen etwas spueren, nicht ihn. sie reisst ein stueck rinde vom baum, der streifen des himmels durchlaesst, die sie blenden. wir muessen weiter. sie denken sich eine abkehr, ein loslassen. glaubst du an geister? er will hoehnisch klingen, die stimme ueberschlaegt sich, als sei er wieder jung. angst ist eine maschine, eine die durch zeit reisen kann. glaubst du daran? sie will nichts sagen, spuert nur die splitter unter den naegeln, heiss wird ihr. etwas aendert sich, sie fuehlt sich wohl, schaut genauer hin, wird ruhig. sie weiss, dass sie geben kann, verteilt ihren zweifel auf die umgebung.

auseinander werden sie geschoben, mit zunehmender entfernung wird er unruhig, stottert ,wie auf einer zerkratzten platte. sendungsbewusstsein verschwindet, klapperschlangen im unterholz. kalte augen, um sie herum wird gelebt. gegen die natur, sagt er und wundert sich. dann kann er sie greifen, schlaegt sich in den aermel ihres pullovers, grobgestricktes. sie laesst es zu, mit geschlossen augen probiert sie , ob sie sich an sein gesicht erinnern kann. sie kann sich nicht entscheiden, es brennt. ein ast hat sie im gesicht gekuesst , der wald , sie laechelt und spuert, das sie gehen. sie ist besitz und besitzende, die bilder rauschen im kopf. was waere , wenn wir anders waeren, der zug wird stark. er moechte asphalt unter den schuhen , einen widerstand. er hoert musik im kopf, er oeffnet beinah seine lippen um zu singen. wind zieht auf.er fuehlt wie ein betrunkender. sie erreichen eine lichtung, auf der es noch dunkler ist. grobe loecher im boden, menschenwerk. ueberzeichnet und arrogant, schnelle erfolge und eilender gang. er fuehlt beinah die hitze der maschinen, die hohen geraeusche des aneinander vorbeigezogenen metalls, die motoren. sie vergisst er nicht. ihre hand ist waermer geworden. er fuehlt , als haette er nur den arm mit sich genommen.

tau liegt ueber dem sand. sie beleidigen sich mit der stille und der langsamkeit. gift in ihren leibern, dass der nachdruck zum ausdruck wird. er macht eine geste, als wolle er sie umarmen oder kuessen.haelt sie immernoch. sie wartet. ihr ist sein gesicht wieder eingefallen, doch nur eine haelfte, die andere ist mit begriffen beschmiert, zufall , dass sie seine augen liebt, auch wenn sie luegen.

ihr ist so heiss, dass sie jetzt schwitzt. auschlaege nach unten und nach oben, nur wir menschen kennen die langeweile, fragt sie und findet ihre stimme wieder. sie streiten mit sorgfalt, leise und melodisch. er denkt an umkehr, noch einmal durch den wald werden wir nicht gehen koennen, sagt er. ich weiß. das maedchen steht wieder auf, es ist schoen, besonders als silhoutte, ein filigraner scherenschnitt. es blitzt in ihrer einbildung. er haelt sie fest, dass sie kaum luft mehr atmen kann. die geste der versoehnung ist sehr grob. er faengt sein zittern ab und moechte alles ungeschehen machen. mit worten , die er vorbereitet hat. sie spuert nichts. gewachsen fuehlt sie sich, als haette sie ein leben schon gehabt, ergraut und weise, fasst ihn und streicht ihm ueber das gesicht, haelt ihr becken vor, beruehrt ihn , um sich aus seiner haltung zu loesen. wie plastik steht er da, nur ausgehoehlt, umstaendlich. sie geht nun vor, schliesst die augen, stuerzt in der drehung nochmal zu ihm, da sie ihn sehen will. sie sinkt nicht tief, nur einen meter. durch ihren ruecken stoesst ein metallrohr, ein zweites durch den hals.

[pn]

p

wladek stoesst das stueck metall mit dem fuss fort. die haende greifen nach dem kopf seiner liebsten. die augen geschlossen. sie liegt verzerrt auf dem asphalt. er schluckt das licht und sieht nach unten. die hose ist verklebt. sirenen singen und kommen naeher. eine strasse voller birken. knie dich neben sie, sagt er zu sich. andere wagen halten, gaffer an den seiten. kein rauch. sie glueht elegisch auf der strasse.er geht die schritte, hinab in den trichter, blut ist auf ihrer bluse, legt ihr einen kranz um den hals. mit den fingern zieht er eine rote linie bis zu ihren augen, sieht die farben , die sie sah. der kegel vor seinen augen hat schaumige raender. wieso ist sie so verdreht ? irgendetwas stoestt ihn zu boden. ein schrei faellt auf ihn. die beine geben nach. das konzentrat, die welt, faellt zirkulierend in ihm zusammen.

[pn]

dezember

mit diesen absichten kommst du nicht weit,
deine vorstellungen werden erfuellt,
die positionen falsch.
fremde beine und neugierde,
die angewohnheit zu viel zu sagen,
danach zu schweigen. das gegenueber alleine
zu lassen, wozu die instrumente stimmen,
wenn nicht gespielt wird ?

sie antwortet, nein, das leben sei kein spiel,
ich solle mich melden, wenn ich moechte.
dies ist die moderne variante des verrats.

[pn]

grundierung

es ensteht der eindruck,
dass alles niederfaellt,
was wir anheben.
nafta brennt.
rennfahrer brennt.
haus brennt.
die herztoene asche.
das waren fernsehbilder,
was sollen wir denken,
wenn wir durch einen
anderen rahmen
nach draussen schauen?

ich brauche ruhe,
die haltung macht muede .
magnesium entkrampft.
familien bekaempfen sich
durch stillstand,
andere zehren sich auf.

[pn]

landschaftsdetail

vor der tankstelle, die flammen. uns bleibt nur das zuschauen und das hoeren der rufe. haende winken, schwarzweisse uniformen. ich weiss, dass mein ganzer kiefer schmerzt und fasse dann doch nach aussen. das feuer ist nicht rot, beinah blau fressen die wellen die luft, peitschen wie regen an die fensterscheibe. niemand ist in dem wagen eingesperrt, glauben wir. in der ganzen stadt sind die loeschzuege unterwegs. fahren sich die reifen ab, pumpen das kalte gegen die litfasssaeulen und buergersteige. muessen diese gegenstaende, diese brocken gerettet werden? nichts wird in ein paar tagen davon zeugen, ausser dem geruch. kein ort ein museum, weil es museen gibt. wir verraten die vergangenheit, bauen staedte aus der asche wieder auf, als wuerden wir uns verzeihen und nicht bestrafen wollen. ich muss lachen, weil mich ein mann nach feuer fragt, waehrend unsere gesichter hell und dunkel werden. ich klopfe die taschen ab und muss bedauern. [pn]