gezeiten



junge und maedchen laufen durch den dunklen wald, die zweige schlagen an ihren gesichtern vorbei, er hat seine hatz und seinen schutz um sie gelegt und macht ihr angst. achtet auf geraeusche und zeigt zwischen die baueme. heerscharen ueberfallen sie, richten ihre haare auf, die farben werden umspuelt. keine brueche, sie waren spazieren , hoer auf, sagt sie und hat grosse augen, er fuehlt sich sicher, sein glaube an monster ist schwach. naiv sehnt er die moeglichkeiten herbei. sie gehen ueber moosflaechen und grau. sie glaubt an ihr unglueck, traegt einen ruecken und auf ihm einen schatten. der junge haelt ihre hand, die weich ist vor angst. er denkt an kannibalen und an ihren mund, ihre grauen lippen, die zoegerlich die zunge geben, harte abgeschliffene zaehne. in ihm die gefuehle einer anderen nacht. sie fuehlt ihre liebe gehen und ist froh darueber, wie spaet ist es ? er hat keine uhr, sie traegt keine, weil es unglueck bringt, ihre beine sind in der bewegung eingeschlafen. sie greifen sich an, er stoesst sie vor sich her, sie solle doch gehen, es gaebe nichts wovor man sich fuerchten muesste. er ziert sich, will stark erscheinen, dabei hat er schmale schultern. vor dem spiegel stehen sie gemeinsam, er greift um ihre taille, sie traeumen von einem geist, der seelen schmelzen laesst, bis nur noch ein kern bleibt. klartraum. der junge stellt sich vor , dass er das boese sein koennte. in seiner anwesenheit fallen die gegenstaende aus den haenden , drohen unfaelle. schlagen menschen um sich und gegen ihre koepfe. er zerrt sich die phantasie zurecht, er drueckt sie gegen einen baum, will sie entkleiden, kann den hosenknopf nicht oeffnen, es ist eng, er hasst die tulpen, die sie liebt. sie denkt nicht an blumen, sie denkt an einen anderen. ihre angst ist fatalistisch. anklopfen an der wand, wenn jemand stirbt, jeder kennt die geschichte der grossvateruhr, die stehenbleibt. sie ist selbst die bewegung, das kratzen des zeigers, ihre schritte fliessen ueber dornen und waldeshaut. deshalb bleibt stehen. was soll das ? ihre frage ist banal und drohend. er schleudert seinen kopf in eine andere richtung, die erste die ihm einfaellt, zu ihr. er sieht sie an. trotz der dunkelheit dringt er in sie ein, spiegelt sich auf der pupille, kein mondlicht. das licht strahlt aus ihr. er stellt sich selbst die fragen, hoer ihr nicht zu. verstehst du nicht, dass ich dich liebe? das maedchen zieht die blaetter von einem ast, zaehlt keinen abzaehlreim, ihre finger wollen etwas spueren, nicht ihn. sie reisst ein stueck rinde vom baum, der streifen des himmels durchlaesst, die sie blenden. wir muessen weiter. sie denken sich eine abkehr, ein loslassen. glaubst du an geister? er will hoehnisch klingen, die stimme ueberschlaegt sich, als sei er wieder jung. angst ist eine maschine, eine die durch zeit reisen kann. glaubst du daran? sie will nichts sagen, spuert nur die splitter unter den naegeln, heiss wird ihr. etwas aendert sich, sie fuehlt sich wohl, schaut genauer hin, wird ruhig. sie weiss, dass sie geben kann, verteilt ihren zweifel auf die umgebung.

auseinander werden sie geschoben, mit zunehmender entfernung wird er unruhig, stottert ,wie auf einer zerkratzten platte. sendungsbewusstsein verschwindet, klapperschlangen im unterholz. kalte augen, um sie herum wird gelebt. gegen die natur, sagt er und wundert sich. dann kann er sie greifen, schlaegt sich in den aermel ihres pullovers, grobgestricktes. sie laesst es zu, mit geschlossen augen probiert sie , ob sie sich an sein gesicht erinnern kann. sie kann sich nicht entscheiden, es brennt. ein ast hat sie im gesicht gekuesst , der wald , sie laechelt und spuert, das sie gehen. sie ist besitz und besitzende, die bilder rauschen im kopf. was waere , wenn wir anders waeren, der zug wird stark. er moechte asphalt unter den schuhen , einen widerstand. er hoert musik im kopf, er oeffnet beinah seine lippen um zu singen. wind zieht auf.er fuehlt wie ein betrunkender. sie erreichen eine lichtung, auf der es noch dunkler ist. grobe loecher im boden, menschenwerk. ueberzeichnet und arrogant, schnelle erfolge und eilender gang. er fuehlt beinah die hitze der maschinen, die hohen geraeusche des aneinander vorbeigezogenen metalls, die motoren. sie vergisst er nicht. ihre hand ist waermer geworden. er fuehlt , als haette er nur den arm mit sich genommen.

tau liegt ueber dem sand. sie beleidigen sich mit der stille und der langsamkeit. gift in ihren leibern, dass der nachdruck zum ausdruck wird. er macht eine geste, als wolle er sie umarmen oder kuessen.haelt sie immernoch. sie wartet. ihr ist sein gesicht wieder eingefallen, doch nur eine haelfte, die andere ist mit begriffen beschmiert, zufall , dass sie seine augen liebt, auch wenn sie luegen.

ihr ist so heiss, dass sie jetzt schwitzt. auschlaege nach unten und nach oben, nur wir menschen kennen die langeweile, fragt sie und findet ihre stimme wieder. sie streiten mit sorgfalt, leise und melodisch. er denkt an umkehr, noch einmal durch den wald werden wir nicht gehen koennen, sagt er. ich weiß. das maedchen steht wieder auf, es ist schoen, besonders als silhoutte, ein filigraner scherenschnitt. es blitzt in ihrer einbildung. er haelt sie fest, dass sie kaum luft mehr atmen kann. die geste der versoehnung ist sehr grob. er faengt sein zittern ab und moechte alles ungeschehen machen. mit worten , die er vorbereitet hat. sie spuert nichts. gewachsen fuehlt sie sich, als haette sie ein leben schon gehabt, ergraut und weise, fasst ihn und streicht ihm ueber das gesicht, haelt ihr becken vor, beruehrt ihn , um sich aus seiner haltung zu loesen. wie plastik steht er da, nur ausgehoehlt, umstaendlich. sie geht nun vor, schliesst die augen, stuerzt in der drehung nochmal zu ihm, da sie ihn sehen will. sie sinkt nicht tief, nur einen meter. durch ihren ruecken stoesst ein metallrohr, ein zweites durch den hals.

[pn]