der schreck
es gibt keine monster, sagt der vater und ist sich dessen selbst nicht sicher. er gewoehnt sich die manierismen im gesicht ab, er moechte ein jugendstilgesicht. mit der linken hand schaltet er das licht aus. das kind schaut ihn an, schliesst dann schnell die augen , weil der vater nur noch stimme und schatten ist. die tuer wird mit anstrengung geschlossen, sie ist zu gross fuer die zarge. am wochenende hat der mann mit werkzeug zeit sie zurechtzuschneiden. schlafe gut, sagt er in den bunten raum hinein und wundert sich ueber dieses angehaengte e an dem wort. es klingt so final. so sollte es nicht klingen. schlaf gut, wiederholt er. der vater schuettelt sich im flur, hoert sich selbst atmen. die bilder sind noch nicht aufgehaengt, braune umzugskisten, die jetzt grau sind in der dunkelheit. die buecherregale passen hier nicht mehr hinein. er laesst sich nicht die stimmung verderben. wieso magst du kein licht? fragt ihn das kind. er weiss es nicht. es wird wohl besser sein. jetzt ist die nacht doch da. er lacht, verschluckt die laute, muss sie im hals zusammendruecken, damit er keinen laerm macht.es soll doch schlafen koennen. das lachen kitzelt wieder im hals. aus der kueche holt er ein wasserglas, beim zurueckgehen tritt er nicht von der teppichkante herunter. er will sich nicht verbrennen, das waere ein schwerer fehler. der vater, er ist ein bisschen dunkel angezogen, legt das duennwandige glas an die kinderzimmertuer, presst vorsichtig ein ohr daran. er hoert nichts. mit einem finger kratzt er leise an das holz , erst vorsichtig, damit es aufwacht und zeit hat den schlaf abzustreifen, dann mit dem fingernagel unter den weissen lack. es soll beinah echt sein. er hoert das rascheln der gestaerkten decke, wie spitze ellenbogen den verschreckten oberkoerper stuetzen. der vater schlaegt jetzt dumpf und leise gegen die trennwand. von unten. rollt ein tiefes geraeusch aus sich heraus, scharrt mit den fuessen. ein stethoskop waere besser. er trommelt mit den fingerspitzen einen takt zurecht, bis er ein kleines weinen hoert. er sieht wie die decke ueber einen kopf gezogen wird, fuehlt das zittern bis in den korridor hinein. mit grossen weichen schritten geht er auf der kante in das bad. dreht dort die sanduhr um, die ihm die dauer des zaehneputzens zeigt. die buerste traegt gebissabdruecke, weil er sie oft lange im mund behaelt. als er im eigenen bett ist, wird er im schlaf in seinem traum eingesperrt. er steht in einem feld von winterweizen. blosse aehren, die in den himmel zeigen, in dem nichts ist. es ist kein ton zu hoeren. er hat hier keine schuhe an. das gehen ueber diesen grund ist ihm nicht angenehm. er wuerde gerne sitzen, doch ist hier nie ein stuhl zu finden. es gibt hier nichts zu tun, wie jede nacht. er wartet ab, bis es vorbei ist, bis er erwachen darf. am naechsten morgen laeuft dann die routine ab. doch diesmal ist es anders, der schwarze mann hat diese nacht sein kind gefressen. [pn]
Kategorie: erzaehlung
Schlagworte: gesellschaft, gewalt
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