butaneule
die wohnung ist rechtwinklig geschnitten, wie das brot, welches grossmutter auf dem holzbrett schneidet. sie streicht die butter dick auf die scheibe, auch wenn calvin schreit, er koenne nicht so fett werden. sie zieht den ihr unbekannten namen beim rufen in die laenge. caalviiiin, drei brote sind fertig! sie leckt ihren finger ab, legt den aufschnitt in den kuehlschrank zurueck. das radio spielt einen schlager. es ist laut aufgedreht.
calvin hoert die grossmutter rufen, schaut mit erwachsenem blick in sein zimmer. jedenfalls stellt er sich so einen aelteren blick vor. er weiss nicht, dass menschen ihre innere integritaet vergessen, die tatsache, dass sie in jedem lebensalter nicht nur sich, sondern auch ihre probleme ernst nehmen. wieso schauen sie dann laechelnd auf die kinder und streichen ihnen sacht ueber den kopf, wenn sie sagen, dass es keine monster gibt, wenn sie das licht loeschen.obwohl sie genau wissen, dass sie luegen. calvin ist elf jahre alt, er mag die wurst nicht, die seine oma auf die brote legt. er glaubt, dass sie immernoch entzuendete augen hat. calvin ist zu besuch. er schaut wieder in sein zimmer. grossvaters kleidung haengt neben seiner jacke in dem weissen schrank. zeitschriften liegen auf dem bett. er geht zum spiegel, sein bild fasst an die roten haare, an die eigenen.
die frau in der kueche trinkt einen brennesseltee. ihr ist unwohl. sie hat das beduerfnis zu rauchen, obwohl sie es vor zwanzig jahren aufgegeben hat. ihr mann ist an lungenkrebs gestorben, an einem donnerstag. sie kann sich ihre nervoesitaet nicht erklaeren. hinter dem fenster geschieht nicht viel.
calvin dreht den schluessel im badezimmer um und spuckt in das waschbecken. von der ablage nimmt er eine deoflasche herunter. sie ist kuehl. er zieht die socken aus, bevor er in die duschkabine steigt. calvin leert das deodorant im hocken aus. das zischen riecht suess und schwer, stumpfer nebel steht in der kabine, dringt in den jungen ein. calvin atmet tief und ruhig, inhaliert, spuert das abgleiten. es aehnelt dem zucken beim einschlafen. ploetzlich spuert er bitterkeit. in zehn tagen stirbt sein hirn im staedtischen krankenhaus, zwoelf strassen weiter.
[pn]
Kategorie: erzaehlung
Schlagworte: gewalt
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