Alle texte in ‘wachsfigurenkabinett’
blaue eckige kuehltruhenreihe. davor ein monitor mit nachrichtenbildern. in ihm stadtmeldungen. statt dyson-sphaeren werden bloss schuttrutschen in den angrenzenden fabriken im akkord gebaut. demolierwut? ha ha, sagt der auspacker im supermarkt. er schaut wieder kurz zum aufsteigenden kalten dampf, um davon aesthetisch verwirrt, aber dann unbeeindruckt die pappschachteln weiter in das eisfach zu stapeln. pizzadreck, denkt er und zerreisst ploetzlich das innere geistige mosaik. er vergisst sein komplettes leben. besser dies, als nichts zu fressen. der auspacker ignoriert die rauschende menschheitsgeschichte zugunsten seiner gegenwart, in der die haende mehr der kaelte, als dem angeblich erhaltenswerten zusammenhang fuehlen. der clinch von oeffentlicher und privater erzaehlung. der auspacker braucht keinen namen. im supermarkt wird er nicht danach gefragt. karton um karton. haehnchenteile mit rosa abbildungen, auf denen die erzwungene petersilie mit auf dem teller liegt. serviervorschlag aus scham? vielleicht sollte man nur nach rezeptvorschlaegen leben. trugschluss. nach dem aufreissen versinkt die falsche phantasie. die zusammengefrorenen fleischteile liegen orange in plastik und realisieren sich nun tumultartig, entbloessen die unzulaenglichkeit des realen. kurz wird das offensichtliche eingestochen. klein a. vulgaer ist bloss der eigene schock, sich beim erkannten selbstbetrug zu ertappen, denkt der auspacker, um danach eilig im verdraengten zu verschwinden.
im markt sind die gangreihen fruehmorgens noch leer. niemand summt. bloss unscharfe bewegungen der kunden. alles ist in hypnotischer hochgeschwindigkeit gedreht. die wenigen schreiten wie durch ein mausoleum. sie drehen sich auf den hacken und achten alles in unterdrueckter erregung, sind froh den toten gegenstaenden als verzehrer zu begegnen und verzeihen sich dabei schubweise die lust, strafen und beleidigen sich sonst mit verzichtsgesichtern. auf der foerderbahn der kasse ist der striptaese der lebensfuehrung hingegen schon reine gewohnheit. im stehen trinkt der auspacker einen kaffeeersatz aus dem maschinenspender. strahlende produktion. zehn minuten spaeter. backstage die taegliche palettenbefreiung. so viele ertraeumen sich einen blick hinter die fernsehstudiofassade, so wenige meiner arbeit zuzuschauen, denkt auspacker und schneidet mit dem teppichmesser die bunten plastikrippen der verschweissten ware durch. er trennt einen regenbogen. falsch, da dies sich aendert , denkt auspacker. es gibt sendungen ueber ordnungsdienst und zaehlerleser. der auspacker will auch woanders arbeiten. er wuerde sich anstrengen. bewerbungen wuerde er schreiben. alsbald. anbei schicke ich ihnen meinen lebenslauf. dem auspacker ist seine situation klar. er befindet sich hier, wie ein migrantenkind, bereits in zementierten fiktionen des staatapparats. es gibt fuer ihn programme. auspacker fragt sich, aus welchem grund die politiker eigentlich immer nur beste fuer alle wollen und es behaupten? niemand fragt sie. der auspacker denkt an sein bewerbungsgespräch zurueck. an die ueberheblichkeit des armseligen filialleiters. die politiker sollten jedes jahr ihre motivation oeffentlich aussprechen, denkt auspacker und lacht ueber die geschmacklosen tiere auf den cornflakespackungen des discounters.
die papierpresse wird jetzt beladen. piktogramme weisen den weg. achtung! ein lkw faehrt draussen ab. kaltlichtgewitter der deckenroehren. alle leben sich selbst, denkt auspacker, und lassen sich dabei gern taeuschen. er freut sich auf den feierabend, da er die abgelaufenen lebensmittel dann wegschmeissen darf. auspacker muss dann oft grundlos vor dem abschliessbaren container lachen. noch nicht freuen, denkt er mahnend und tritt durch metalltueren in den supermarkt zurueck. auspacker sieht sofort, wie sich die verspiegelte tuer des kontrollraums oeffnet und zwei finger seines leiters wuetend an die decke zeigen. einge videokameras sind schon seit zwei tagen defekt. kuemmer dich doch selbst darum, du faules arschloch, denkt auspacker.
er steckt sich einen induktionshoerer ins ohr. eine wissenschaftssendung laeuft. der mond entfernt sich jedes jahr um 4 cm von der erde. wieso wird diese flucht von niemanden bedauert? im konservenlaufgang runzelt auspacker trotzdem die stirn, als ein anzugtraeger ihn direkt anspricht oder anzusprechen scheint. auspacker kann sich nicht konzentrieren. wenigstens beginnt der tag im radio stetig und immerwaehrend sicher. spricht der kunde, das radio oder meine stimme? denkt auspacker. es gilt als charmant meine sendungen zu ende zu hoeren, sagt der radiomoderator ihm jetzt ins ohr. der auspacker irrt jedoch gewaltig. der etikettenversunkene kunde hat ihn in seiner meditation gar nicht wahrgenommen. in wirklichkeit fuehlt sich der kunde nur aus den augenwinkeln dem kitteltraeger ueberlegen und geniesst stattdessen. treffsicher landet deshalb ein statement in seinem einkaufswagen. [pn]
selbst die bodenflaeche stiess ihn jetzt ab. mirek ging das gekuehlte treppenhaus hinauf, waehrend eine lautsprecherstimme verhaltenshinweise in den raum blies. die taschen niemals stehenzulassen, sondern immer nur in den eigenen haenden zu halten, war ihr befehl. nichterbrachte zugehoerigkeiten wuerden sofort geahndet werden. die stimme war seicht und betoerend, gehoerte also zweifelsfrei einer fetten und haesslichen frau. mirek war sich sicher. mit der unbandagierten hand zog er den schulterriemen des rucksacks fester, um stufe um stufe einzeln zu steigen. neonlichtroehren an graubetonierten waenden, zwischendurch zahlenschilder, die hinter den schallisolierten tueren die geraeusche des kaufhauses verschluckten. bullaugen aus panzerglas. statt anspannung nur langeweile im herzen. mirek schuettelte den edding um gehend eine linie achtlos gerade auf die feingekoernte wand zu zeichnen. wir wollen alle etwas hinterlassen, dachte er. andere kehlen durchschneiden. wieviel hast du noch von uns, wenn du kommst, jesus?
unsicher, wieso er an diese esoterische figur dachte, drueckte er unbequem zielstrebig die tueren zur hoechsten ebene auf. not macht erfinderisch. sofort gab ihm die pneumatik ihre kraft hinzu. einige anzeigen zeigten in nebenraeumen ein gruenes licht. gummidichtungen rieben an den raendern dafuer ab. ein tuerpfleger kommt bestimmt. es gibt heute fuer alles eine typenbezeichnung.
der laerm im transitgang war jetzt so stark, dass mirek ihn ins unterbewusstsein schieben musste. dumpfes fade in. quietschende sohlen auf marmorimitat. hunderte von gespraechen gleichzeitig zerstueckelt. der anstrengende ton des bienenstocks. ekelerregend. viele menschenstimmen klingen selten harmonisch, sind immer ein ungelenker kompromiss. doch ein zuviel ist immer gut. emotionalisierter dreck selbst beim starren auf die computerladebalken. screen shit. mirek floss jetzt gluecklich in der menschenmenge mit. wie ein morsches treibholz auf der wasserflaeche. die atmosphaere machte ihn vollends besoffen. innerlich schmatzte er vor begeisterung. nicht das schoene bunte. das sichere war bewunderswert. mirek verstellte seinen gang. jetzt war er endlich noch gleicher. die freude krampfte ihm dafuer die linke hand fest zu. in der von architekten offenflaechig gestalteten passage stand eine soldatenschulter an jeder ecke. dazu soldatenschelte in den umherrirrenden biologischen augen. alles war bloß gut gemeint. an ihren seiten schwebten dauerfilmende videodrohnen. die gibt es noch nicht. bewegungsscanner schon. trotzdem besser zu boden schauen. wem dies zu schnell ist, sollte sich stets lieber selbst, statt anderen etwas beweisen. so dachte mirek und sah sich in den glatten flaechen tausendfach gespiegelt. viel gute sauberkeit, lachte er auf. darauf koennen wir zu recht stolz sein. [pn]
gewerbegebiet. die wagentueren stehen offen. emmas schuhe stampfen auf dem parkplatzboden. sie dreht sich eng im licht der frontscheinwerfer. details. die jeans reicht ihr ueber die schuhe. nur du traegst diese hosen, denkt georg und muss ihre unterarme festhalten. trotzdem findet sie ihn. schlaege treffen ins gesicht. emmas ring schneidet ihm warm die lippe auf. er nimmt die wunde in den mund. emma reisst sich schlagartig los. georg kann nur die knisternde jacke in bewegung hoeren. im wagen liegt der brief immernoch auf der ablage. laternenlicht von oben. er kann ihre reflektierenden augen kurz zwischen den haaren sehen. sie hat einen schal um den kopf gebunden. ihre ohren werde schnell kalt. scheibenwischer kippen trocken hin und her. ein helles polizeauto faehrt im hintergrund vorbei. der fahrer hupt, als er die szene entdeckt. beamte steigen jetzt mit schnellen schritten aus. ein fernsehteam folgt ihnen mit kopflicht und eingeschalteter kamera. sie werden sich nicht die kleidung vor trauer einreissen. gleich sind sie da. georg stellt fest, dass er lautlos weint. er sieht emmas ruecken in der silbergruenen diskojacke atmen. immer wieder muss er darauf den schriftzug lesen.
dieselmotorlaerm. nicht auf den ruecksitz schauen. emma raucht mit tauben fingern. jetzt ist es egal. boese blumen wachsen ihr im hals hinauf. emmas kopf steckt im schraubstock. sie schaut nicht zum eingeschlagenen fenster, vor dem georg empfangbare sender im rauschen sucht. er ueberdreht. zugluft faellt geruchlos in den fahrenden wagen. halt irgendwo an, sagt emma. georg hat die absicht zu nicken, stattdessen nur ein abgebrochens wort, das wie ein ja klingen soll.
leichter schneefall. meinst du, dass sie hier videokameras haben? sie schaut auf die andere strassenseite. emma hofft, dass es endlich im fond schreit. dann koennte sie ihre handlungen noch aufhalten. das kind ist still. georg sagt nein. er zwingt sich zu beherrschen und oeffnet als erster die tuer. scherben knirschen unter seinen fuessen. er muss um den wagen zur beifahrertuer herumgehen. als er sich herunterbeugt, um emmas bein per hand herauszustellen, stoesst sie ihn erbost von sich fort. schnee faellt ihm kalt in den kragen. emma nimmt die sporttasche vorsichtig vom ruecksitz. georg folgt ihr mit abstand, als sie die leere strasse ueberqueren. vor der klappe sehen sie sich seit langer zeit wieder in die augen. er denkt an muelleimer. emma hebt das warme buendel aus der tasche heraus. wie verabredet legen sie es gemeinsam in das bettchen, das dem gewicht leicht nachgibt. eine bunte spieluhr haengt darin. stiller alarm. der raum dahinter ist kahl, eine einzelne triste tuer an der wand. als sich georg umdreht, sieht er wie emma auf der strasse die spuren im weiss verwischt.
vier haende zittern. wir koennen nicht mit dem bus dahinfahren, sagt sie im flur, mach einmal etwas richtig. emma haelt eine kleine jacke. georg nimmt einen hammer aus der werkzeugkiste und geht auf die strasse herunter.
[pn]
februar. der schirm im ruecksitz zeigt die aktuelle position auf einer digitalen karte. in minutenabstaenden wird die animation der imaginaeren verfolgerperspektive des flugzeugs eingeblendet. schlecht gerendert. die luft in der kabine ist trocken, zwingt zum lippenlecken. alle passagiere sind ruhig. ueberschminkte flugbegleiterinnen verkaufen parfuem und stofftiere im monotonen turbinenlaerm. garner klopft filmisch auf das uhrglas am handgelenk und bestellt eine teure cola. beim einschenken in den duennen plastikbecher sieht er, dass die landschaft auf dem computerschirm eine komplett andere als im bullauge zeigt. reif klettert darin hoch. garner presst das gesicht an das kalte fenster, probiert wie lange er direkt in die sonne schauen kann. unter ihm schwimmen in einem wolkenloch die alpen vorbei. garner laesst den augenfleck umherspringen, stanzt damit gesichter aus. ich anonymisiere wie in einem tatsachenbericht, denkt er. eine bewegung dicht neben im. laika ist von der toilette zurueckgekommen. sie ist immer noch angespannt. der druck beim steigen der maschine hat ihr waehrend des starts schmerzen bereitet. garner legt ihr jetzt seine hand aufs knie. so beruhigt er immer. laika blaettert langsam durch eine grelle illustrierte. ich kaufe sowas nur im urlaub, sagt sie.
die wollen die gletscher mit grauen planen abdecken, sagt garner. laika oeffnet die augen: ja, und nebenher laufen die schneekanonen. die zeitschrift rutscht ihr vom schoss und wird von einer stewardess aufgehoben. ihr halstuch ist schmutzig. sie beugt sich leicht herunter, um betreuung zu signalisieren. moechten sie noch etwas? laika schuettelt den kopf. der plastikbecher verschwindet in einem muellsack. garner ueberspannt die armbanduhrmechanik beim aufziehen. ein leichtes raunen geht durch die reihen, als die bildschirme das digitale flugzeug ohne hintergrund zeigen. keine sorge, lacht die abgehende stewardess, ich versichere ihnen, dass es draussen eine welt gibt. vor den fenstern ist es grau. vereinzelt suchen die insassen selbst darin bestaetigung.
die abgenutzen tragflaechen fahren in zwei stufen zur landung aus. do not step here. garner fasst an die hosentasche. die ecstasy liegen in der minzschachtel. laika sieht ihn fragend an. das signal zum anschnallen blinkt auf. er gaehnt. sie hat sich mit seiner jacke zugedeckt. ihm ist selbst kalt. er spuert seine beine kaum. hoffentlich klatscht niemand unprofessionell nach der landung, sagt jemand auf dem vordersitz.
arbeitslaecheln, als sie die maschine verlassen. wieso nennt man ein flugzeug immer maschine. es gibt doch viele maschinen, denkt garner. erfrischungstuecher werden ausgegeben. stahltreppen. das shuttle faehrt vor. die feuchte hitze legt sich ihnen sofort auf die haut. arbeiter werfen das gepaeck herum. die passagiere tragen abgeklaerte gesichter in den schmutzigen bus. der fahrer hoert einen schlagersender. er hat die langweiligste und kuerzeste route, wird im gebaeude von den kollegen ausgelacht. faehrt deshalb hart in trance der routine. die meisten wissen darum und halten sich an den ledergurten fest. die naiven schleudern umher.
salmiakgeruch. am gepaeckband wird garner bleich. im hintergrund stehen polizisten mit hunden. die uniformen wirken in diesem land martialisch. zu viele abzeichen. fuenf grosse ventilatoren drehen sich an der holzdecke. der polizist setzt einen fuss ruhig nach vorne, er hat zeit. der schaeferhund senkt den kopf zu boden. das fliessband bleibt leer. familien stehen dichtgedraengt im halbkreis. niemand versteht, dass er bloss einige schritte zuruecktreten muesste. so koennten alle gut sehen. garner stottert. angstschweiss um das gepaeck bei den anderen. laika nimmt garners hand, drueckt fest. der hund zerrt an der kurzen leine. draussen warten die palmen.
die automatischen tueren sind kaputt. der hund riecht um die aufgestellte leiter, auf der ein handwerker die lichtschranke kontrolliert. vor dem gebaeude muss garner die pillen in den bueschen zuruecklassen. der bus faehrt erst in zwanzig minuten. verdammt. er raucht zwei zigaretten heiss. laika hat etwas im auge, sie schaut in den puderdosenspiegel. garner zieht ihr einen kleinen splitter aus der rosa augenhaut. vergiss es, denkt er, dies ist urlaub.
im hotel schiesst garner einige photos. laika will nur schwarzweiss. mit diesen kleinen zahlen am rand, sagt sie. sie schlafen bei offenem fenster miteinander. laika duscht. das wasser laesst sich nicht richtig einstellen. sie hat von einem sturz einen violetten bluterguss an der wade. laika will sich endlich die haare faerben. garner reisst ein stueck brot auseinander, legt es zurueck auf den nachttisch. im fernsehen laeuft das gleiche wie zu hause. elektronisches orakel fuer geld. menschen reden mit ihren toten verwandten. es beruhigt garner nichts verstehen zu koennen. er schaltet stumm, zappt. stille ist eine grobe form der verzweiflung. jetzt sieht er ein maedchen mit vier armen. [pn]
sanfte vanitas im reproduktionszyklus. er wird falsch verstanden. in-a-gadda-da-vida. die eitelkeiten aufgerissener haut. elektrische sicherungen springen heraus. der mann wechselt deshalb die schaedliche gluebirne in der deckenlampe. seine hautschuppen liegen danach auf dem kirschholzparkett. ein imitat. sie hat ihren unterkoerper wieder zugedeckt. mit der nazidecke, wie sie sagt. nur weil der stoff braun ist. in der raumecke bewohnen duenne spinnen ihre netze. brauchbares wird fuer eine zukunft zurueckgelegt. grzech schaut der erwartung der tiere zu und zieht sein unterhemd wieder an. er beneidet die spinnen kurz um ihre hoffnungen, schuettelt den kopf innerlich und dreht sich zu der frau zurueck. ihre haende riechen nach kaltem espresso. grzech muss ploetzlich an gott und seine propaganda denken. im winter bleiben die fenster und jalouisen verschlossen. es ist zu warm, wirklichkeit reicht nicht mehr als nahrungsmittel. im radio fluechten eine million menschen vor einem hurricane. das vorstellungsvermoegen endet abrupt. was ist eine wettervorhersage? maentel und stiefel kommen durch sie von dachboeden und kellern an die oberflaeche. binaercodes meteorologischer computer kleiden den menschen. grzech kann nicht mehr laenger in seiner phantasie bleiben. er wird in seinen koerper gespuelt. statt notwendiger fragen ist ein hochfrequenter ton in ihm entstanden. sie presst ihre beine zusammen. hoer auf, sagt sie in einer angst, wenn grzech dumme versprechen haelt. [pn]
beim atmen spuere ich jetzt die neue innenform der lungen. eine plastiktuete in der brust mit grausamer eigenresonanz. insgesamt berechtigt. ich mache haken auf die liste. schmerz des pankreas. ich verstehe nichts von medizin, riskiere ein dicke lippe vor den anwesenden aerzten. beuge mich weit in die angestaubten gesichter, die vor der mattscheibe stecken. zaunphaenomene, sagen die studierten. ich schweige betroffen, hebe stattdessen die hand zum olympischen gruss. dafuer gibt es keine kuesse, sondern trockene nackenschlaege. uniformierte schleifen schlaeuche in die halle hinein. ihre abzeichen blitzen streng. selbst die alten halten sich jetzt breit und abseits, starren mich bloss an, als kaltes wasser auf mich abgeschossen wird. im hintergrund geht heimlich eine zigarette unter den doktoren herum. sie versuchen mir bereits seit wochen eine lungenentzuendung zu verpassen. kostbare sendezeit verstreicht. spaeter wird mir etwas nahrung gereicht. erniedrigende kunststueckchen fuehre dankbar dafuer aus. manche klatschen sogar. einschaltquote stimmt. erstaunlich frisch fuer soviel leid. ich lache oft aus ehrlichem schmerz. der koerper missversteht sich langsam selbst. schade um seine gruendlichkeiten. ich schlafe unfreiwillig dann. sie schlagen mich ins koma. davor lachen sie wahrscheinlich. ich hoere beim fallen immer schlecht. der kiefer davon schon zugeschraubt und sproede. jahre vergehen. sie pflegen mich bemueht und intensiv. musik wird live gespielt, tanz soll das erwachen animieren. erst effekte. beleidigungen folgen, wenn monate ereignislos vergehen. die schuld wird fluessig an mich verfuettert. schokolade oder vanillie. kontrastschwache anzeigen protokollieren die verbliebene vitalitaet. in meinen adern fliessen potente gifte. maschinen zirpen um das bett. manchmal laden beben erdplatten unter spannung auf. egal. erster wiederaufbau. die ganzen absichten sind auf papier geschrieben. antik und pflichtbewusst. es kreist immernoch atom um atom. darunter strings vielleicht, die energetisch schwingen. boomende stadt trotz allem. volt und watt. wir koennen nie vollstaendig verstehen. deshalb werde ich gebaut. aber, sagen die aerzte, in jeder zukunft gibt es geld. neue ideen. ein neuer therapieansatz. nach elf operationen atme ich wieder eigenstaendig. undankbarkeit ist uebrig. ein alter prozess, der leere zweifel schafft. es wird bald elektrisch geschnitten. ich erfahre es zuletzt. mit offener schaedeldecke deute ich auf karten. lese worte von einem bildschirm herunter. werde gebeten gesichtsausdruecke zu deuten. die sprache geht mir dabei leiernd abhanden. erneut gelaechter, da der koerper synaptisch reagiert. medizinerhumor. zur strafe werde nach der operation in narkose versetzt. zwei pfleger schieben mich auf dem flur hin und her, lassen das bett mit ueblem schwung gegen die waende fahren. selbst in den gurten festgeschnallt falle ich oft fast heraus. gravitationserlebnis. sie machen endlich pause, gehen fort. der fremde wille wirkt. eine stunde lang steht mein bett neben dem arbeitenden reinigungsroboter, der unfaehig ist vorbeizufahren. endlosschleife seiner metallischen bitte den weg freizumachen. ich starre zur decke, versuche ihn zu ueberhoeren. dann dritter montag. ich erkenne die halle still wieder. viele aerzte sind faltenfrei gestorben, aus reiner muedigkeit. der weg ist weit zur perfektion. alte werte, aber neue apparate aufgestellt. ich staune. eine faszination liegt selbst in dunkler wiederholung versteckt. das geheimnis ist in der kontruktion selbst einen punkt zu finden, der einzigartig ist. nach einem auschnitt zu suchen, der damit unbekannt und oberflaechlich metaphysisch wirkt. ich habe dann starken, beinah goettlichen durst. die glasflasche, erst freundlich gereicht, wird mir laut drehbuch ploetzlich gegen die zaehne geschlagen. es gelingt. [pn]
vom hagel verschmierter strand. immer dieses zimmer. seltene b-seiten werden zu dieser jahreszeit am offenen fenster gehoert. ein beamer arbeitet an der entgegengesetzten wand, wirft staendige bewegung darauf. die frau verlaesst das fensterbrett, an dem ihre haut festklebt. sie denkt: du bist wie deine musik. keine strophen, nur refrain. der mann hustet langsam. die reine zeit faellt auf seine schultern. ihm wird kurz bewusst, das altern reines feststellen bedeutet. filter brechen. konjunktive euphorie schlaegt in ihm ein. violetter regen draussen. sie fragt ihn etwas, um distanz zu gewinnen. auf der fensterbrettoberflaeche verschwindet ihr temperaturunterschied im zeitraffer. sie hat den drang sofort ihre hose anziehen zu muessen. erst seine ruckartige bewegung entlaesst sie aus ihrer starre. sie erkennt, dass sie nicht mehr um seine erlaubnis bitten darf. er moechte ihr etwas beruhigendes sagen, aber tut es nicht. sie will diesen gedanken vergessen. das beamerbild zeigt eine gebäudesprengung. wieso schauen wir das? ihm wird kalt. beide ziehen sich an. ersatzhandlungen. sie finden eine vereinbare routine im augenblick. etwas praktisches hilft kurzzeitig. facecrying. wieso klingen sinnleere worte im englischen praegnanter? sie lachen darueber. seit einer halben stunden kippt der raum schon. sie hat jetzt endlich einen guten gedanken. er traegt in sich den krebs. aber dann kennen sie sich nicht mehr. ploetzlich schlaege auf dem dach. sproede aeste brechen ueber dem bungalow von den baeumen. spaeter ein streit, der nicht ernst genommen wird. betrunken gehen sie in den regen hinaus. es ist nur kalt, nicht spielerisch. sie geht schritte voran und spricht ueber chemische wettermanipulation. er loest seinen blick von ihrem hinterkopf. das meer ist weit zurueckgewichen. er ist froh, dass er ihre nassen haare mag. beim hindurchgreifen spuert er die frisch geschnittenen spitzen in seinen fingerzwischenraeumen. sie schuettelt ihn ab. der farbverlauf im himmel sieht kuenstlich aus. staendig eckige bewegungen am horizont. tote pixel. lichter kommen aus den duenen auf sie zu. er hat sich zum tablettenschlucken abgedreht. der regen faellt in handkantenschlaegen. sie lacht auf, als sie die kinder mit den laternen erkennt. freundlichkeit in der schaerfeverlagerung. er zaehlt bewusst die reihen ab, damit er nichts mehr vergisst und hebt beim weitergehen den mantel auf, der ihr zuvor von der huefte abrutscht. [pn]
ich moechte heute abend nicht frieren. es geht ihr so leicht von den lippen. in der klinischen kneipe gibt es in die tische eingelassene schalen, damit die mitgebrachten gegenstaende von der oberflaeche verschwinden. das ist so modern, sagt sie und haelt den arm, als sei es ihr nie zuvor aufgefallen.
sie zittert, als er ihre hand beruehrt – sie denkt sich diese formulierung dazu. er lacht zu seinem arbeitskollegen herueber, zeigt bizeps, verzichtet auf das augenzwinkern. der mantel stuelpt sich ueber sie. hineinstossen ins taxi. kniegriffe. spoettisches trinkgeld. radiorauschen beim aussteigen. sattes schmatzen der tueren – in deutschland mercedes. der fahrer verlaesst den wendehammer.
sie traut sich nicht nach den rueckleuchten zu schauen. waehrend des krieges sind die scheinwerfer blau angemalt, sagt er und tut so, als haette er keine gedanken gelesen. sie mueht sich charmant zu sein, dabei ist sie bloss muede. gib mir was zu trinken, sagt sie noch auf dem kies.
er findet die schluessel nicht. sie liegen im taxi. die kette hat er schon vor jahren abgelegt. er denkt ans joggen beim telefonieren, lehnt sich erst leicht gegen das treppengelaender, kurz darauf, stehhockerposition wie in den tagesthemen. nora steht mit den absaetzen im kies, schaut ein loch in die szene.
minuten. der fahrer biegt um die ecke. fernlicht blendet das illusorische paar. der wagen atmet, dampft. klopfen an die scheibe. das elektrische fenster oeffnet sich um einen spalt. fuenfzig euro, sagt der fahrer. nora wechselt das standbein, als ihr potentieller partner mit der blossen hand die fensterkante greift und daran brechen will. gequetschte schreie, der fahrer lacht, steigt auf der anderen seite wieder aus. nora entzuendet eine zigarette als die schluessel im hohen bogen ins dickicht fallen. sie schweigt, als der fahrer den rueckwaertsgang einlegt und die scheinwerfer ausschaltet.
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`beim luegen fuehle ich mich wie eine hure`, sagt emily und blaettert dabei lustlos durch die illustrierte. die bilder sind ihr nicht bunt genug. die zeitschrift ist von 97. emily lacht ueber die frisuren der models. mit dem kugelschreiber malt sie ihnen die augenhoehlen aus. die spitze reisst papierlagen hinter sich her.
`wenn das der erste stock ist`, sagt sie und zeigt auf die oberste seite,
`dann fahre ich jetzt in den keller.`
`du bist ein schlaues maedchen, emily.` die blonde frau hat sich vom fensterwischen abgedreht. vor der scheibe halten zwei polizeireiter.
`du kannst dir noch ein eis nehmen.`
`du weisst doch, ich hab kein geld.`emily setzt ihre kapuze wieder auf.
die blonde zeigt in die ecke des ladens. emily steht auf.
`weisst du, mein vater kann nicht lesen.` sie nimmt eine weisse verpackung aus der plastiktruhe. der verschluss zischt kurz. ein polizist ist draussen abgestiegen und kontrolliert einen obdachlosen. er haelt den ausweis mit zwei fingern fest und reicht ihn seinem vorgesetzten hoch. die worte werden von der scheibe geschluckt. die blonde bittet emily hinter den tresen zu gehen und einen knopf zu druecken. emily kleckert etwas eis auf ihren pullover.
`drueck jetzt den blauen knopf.`die stimme der frau ueberschlaegt sich wuetend. hektik draussen. die fenster des ladens verspiegeln sich. emily zieht die augenbrauen hoch. pferdewiehern. etwas schlaegt hohl gegen das fenster.
`kannst du lesen?` emily reibt das eis in die kleidung. die blonde stellt den aufgehaengten fernseher lauter. immer mehr balken in der anzeige. volksmusik droehnt durch den raum. emily sieht sich in der spiegelflaeche. sie aergert sich ueber den fleck und die ueberfluessigen kalorien. draussen schreie. grotesker peitschenknall. die glaeser in den vitrinen zittern. die blonde konzentriert sich schweigend auf den bildschirm. `kennst du dieses lied, emily?`
pferde im galopp.
`ich muss nach hause, bevor es dunkel ist, tante.`
`gleich.`sagt die blonde und greift den putzeimer. `male noch ein paar minuten etwas aus, ja ?`
emily nickt. der kugelschreiber ist leer. emily kratzt augen aus. als sich die schleuse oeffnet, faellt der blonden ein, dass sie emily sagen will, dass sie das wort nicht mehr benutzen soll.
[pn]
nicht politisch, sondern im waschbecken. blutspucke und alkoholgestank. news. ein doppeldeckerbus faehrt vorbei. thomas koschwitz macht werbung fuer seine morgenshow. als aufkleber. manche leute sehen nach gewichtsabnahme wie krebskranke aus. sie waren zu lange als dicke bekannt. im netz lese ich spaeter, dass er 2002 einen schlaganfall hatte. so oeffentlich ist das gar nicht.
bei verdacht: nichts zu trinken geben. es besteht aspirationsgefahr, da das gehirn des betroffenen womoeglich den schluckvorgang nicht mehr steuern kann.
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nachrichten. in einem karton an einem gefliessten tisch sitzen wir und koennen nicht genug voneinander bekommen. blau explodiert am himmel. im fernsehen reiben sie sich die schlaefen. womoeglich haben wir vorhin ueber den streifenwagen gelacht, der eine kehrtwende machte um ein verbrechen zu vereiteln. im wagen zwei junge beamte ohne gesicht. der eine fragt mich jetzt, wieso ich die arme so schlaff halte. ich habe keine kraft mehr in den muskeln vom arbeiten. arbeiten? du hast doch zugeschlagen, sagt er und schaut verachtend hinter mich. er muss lange dafuer geuebt haben. [pn]
der interviewer schaltet das dikitiergeraet aus. er hat die journalistenanekdote nicht gelesen in der erklaert wird, dass gerade jetzt unverfaelschte bekenntnisse aus den gespraechspartnern herausplatzen. souveraen ueberhoert er was der geschaedigte muendlich ausfuehrt:
ich mache etwas, was es schon gibt.der schockeffekt beim sprechen. es wird nichts besser. schuebe des bedauerns. futurum exaktum. ein ungeduldiges portrait. dies ist eine parodie auf gemachtes: zu selten finde ich den unvollstaendigen umgang. wieso erinnern wir uns so selten? dabei durchschreiten wir die tage schon wie stoerche und machen lange schritte dabei.
sommerende. ich sehe sie davonfahren und halte es fuer ein grausames bild – ohne das beruehmte umdrehen. andere leute geben mir einen rat. ich solle mich beschwichtigen und zuruecktreten. jeder minister weiss, dass auch ein ende eine beeindruckende noetigung sein kann. reglos laufe ich durch die stadt. finde keinen platz, der mir gefaellt.
in ihrer zuversicht entdeckte ich meine kehrseite. beginnen zweifel nicht oft an willkuerlichen orten? ein nackenbiss toetet nicht immer. im tierreich gibt es keine tortur, die liegt im absoluten willen. blicke der anwesenden gleiten an mir ab. warnergesichter mit kneiflippen. nicht nach dem weg fragen, geradeausfallen. hier und dort ein mikroaufbruch, der erscheinungen daempft. sitzen und zeit sammeln, um sie dann auszugeben wie ein schlechter oekonom. beim zaehneknirschen fuehle ich die abgeschliffenen spitzen. sie sind transparent. wie fremde verstaendigten wir uns. walkmanphaenomen. ich beantworte eine frage am telefon und hoere eine steinigung am ende der leitung. alle versuche erweisen sich als geisterfahrerlogik, sie werden abgeschoben. wagnis, vage, waage? nichts im gleichgewicht, gehirncrack ohne tanzschritte. koepfe werden in tageslichtanlagen zur verstaendigung hinter tueren verschlossen. die riechen nach geld. eine kraeftige stimme im kopf legt mir gerne falsche faehrten. blosse beweise fuer einen korrupten gerichtshof. unglaeubig schaue ich herum und sehe nur konkrete taten und menschliche energiedepots. woher nehmen alle diese kraefte? die stolpernde spezies. ich verlasse mich, waehrend andere sich selbst kennenlernen. und sie?[pn]
ein pantomime belaestigt mich. dabei sah das vorbeigehen an ihm so einfach aus. das weisse gesicht folgt mir. er will nachaeffen. das ist doch keine unterhaltung, sagt er. ich gebe ihm recht. es ist eine qual.
er klatscht dreimal in die hand. die zuschauer verziehen lautlos das gesicht. er hat gegen ihre regeln verstossen.
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ohne motor. die beine geheftet und um den rahmen gelegt. unter den johlenden gaumen der zuschauer wirft der fahrer sich die huegelketten hinab. im kopf hebt sich ein futuristischer wunsch aus dem nichts empor: die lust den lenker zu verdrehen und dem boden in voller fahrt zu begegnen. mann gegen asphalt. baum baum baum, im netzhautpapier eingestanzte andauernde veraenderung. der fahrer woelbt die schulterblaetter auseinander. die alten fluegel wachsen ihm. gestern erfaehrt er, dass er bald gehen muss. jeder sport wird ab morgen simuliert. die stimmgabelgespraeche werden im nichts verlaufen. [pn]
elektriker tauber stellt die koffer auf das laminat. seien sie vorsichtig, sagt die kundin. ich habe angst vor dem strom. sie lacht und wechselt die oktave dabei, um sich zu verbessern: nein, einen riesen-respekt ! tauber winkt ab. seien sie nicht laecherlich, gnaed`ge frau. ich mach das schon zwanzig jahr.
am tag zuvor. tauber stoesst erneut an. der neue schwager lallt schon. wohl bekommts, lieber neuer dicker schwager dirk. tauber geniert sich waehrend der ansprache der eltern, die schon alt sind. ist doch normal, der arbeitskollege eckt ihn mit dem ellenbogen an. die duerfen das! tauber runzelt die stirn : alt sein ? der kollege dreher trinkt weiter. gelange ersteinmal in den goldenen herbst, sagt er und meint es auch so platt.tauber denkt : meine schwester ist so haesslich. er wischt die handflaeche an der hose trocken und schwenkt das glas zum frischen paar. er muss die augen aufreissen beim schlucken. alle klatschen. tauber hat die pointe verpasst.
ist es ungewoehnlich einen elektriker fuer sowas zu bestellen? sagt die kundin und uebt neckisch zu sein. im augenwinkel sieht tauber seine eigene routine und ihre. mmmh. ne. tauber irrt sich gleich bei den anschluessen. der spannungspruefer steckt arbeitslos in der schweinsledertasche im dritten einsteckfach. taubers kopf sinkt fuellig nieder. die kundin wundert sich ueber die muedigkeit – diese handwerker ! sie lacht und knackt mit dem knie beim beugen. sind sie in ordnung? fuenzehn minuten spaeter. die koerperhandwerker kommen, um den leblosen in eine plastikplane einzusacken. die ex-kundin sieht ploetzlich zeichentrickfiguren vor sich, die finger in steckdosen stecken, dann zucken und kleine rauchwoelkchen aufsteigen lassen. wie die leute so eine starke phantasie aufbringen, sich derart dramatisches auszudenken? das ist ihr schleierhaft. [pn]
in der stadt gibt es eine brutstaette der voegel, an der die laeufer erde aufruetteln. durch stampfen ihrer beine und gewichtsverlagerung verstaendnis fuer den eigenen koerper wecken. das zischen der kalten schwaene stoert sie ebensowenig, wie die blicke der sitzenden. stempelbewegung, flaschenklirren um die geborgenheit ihrer gedanken. so grausam ihr lebenswille und scheinbar vollkommen, kein wort haelt sie auf. passanten photgraphieren uniform mit telefonen alle voegel tot. sie wirken dabei ungelenk wie die kueken. der schwanenhals mit grossem kopf am wasser, eine fuetterungshand reicht etwas. gideon lehnt die augen zur seite, folgt den geraeuschen im koerper, stoesst von innen an das trommelfell. eine frau tritt heran, hochgewachsen birkenhaft. gideon sagt: du scheinst etwas im haar zu haben, unwillkuerlich. ueber der szene bedeckt sich der himmel, er kann niemals bedrohen. die aufgehaengten flaggen bedienen die furcht. die frau spuert fahrraeder im park. hohn neigt sich, wie eine
roehre, von gast zu gast. im hintergrund ein polizeieinsatz. [pn]
der cowboy mit der winkenden zigarette wird immer gezeigt, grelles neon selbstverstaendlich. alkoholische spieler und alkoholische nutten suchen zuflucht. der mikroskopische krieg in jedem einzeln aufgeblasen, private schulden eingeschlossen. dieser ort betoert nicht anders, als die uebrigen. umso schlimmer, dass buntes licht in den schaedel faellt. keine uhren an den waenden, reisswolf im hals. blondinen mit roten augen ueber verschuettem salz, das streit vorraussagt. am kantstein halten sich betrunkene neben schwangeren die baeuche fest. schlechtes essen, frisuren mit bunten spitzen und ansaetzen. amateure mit kurzen ideen und in sich verstellten sinnesfreuden. die ereignisse sinken ueberdeutlich und gleichzeitig nieder. die zweifach gebrochene nase einfach im wind verheilen lassen, ins betaeubungstapeten-casino gehen, die zierfruechte im inneren anfassen. geruchloses wachs. ueber den besuchern sind roentgenstrahler an die decke montiert. dem geld ist es egal. krebskrankenhaus an jedes plastikschild gereiht. die lippen der patienten champagnerverbrannt. krawatte mit brandloch, gerissene achillesfersen, die fortlaufen und selbst ein naehertreten verhindern. zusammengeschlagene arme um den koerper eines polizisten im krankenhausgang. an ihm vorbei und genauer: bruder jackpot. [pn]
entlassungswelle? deutlicher, herr ansgar, sie haben ja schaum auf der jacke und schmutz um die mundwinkel. jetzt setzen wir uns
erstmal und besprechen in ruhe unsere situation.
im selben augenblick klopft es an der tuer, die leichtbekleidete junge sekretaerin geizt nicht mit geschmeidigkeit, als sie die tassen auf den eisenholztisch stellt, das tablett ins rechte licht rueckt und die haare offen knetet. sie laechelt ihr entlassungslaecheln. beim hinausgehen goennt sie ansgar einen ausgehnten blick auf ihre auslage. der direktor schaut, als haette er einen koestlichen herrenwitz erzaehlt: ein minister hat seine brille im bordell vergessen. das zwinkern verkeift er sich knapp, sie verstehen? er schiebt ansgar das formular zu. dieser muss mit voller armlaenge ueber den tisch greifen, dabei leicht aufstehen und selbst jetzt beruehren sich die haende nicht. beide federhalter versagen beim schreiben. der direktor drueckt einen unsichtbaren knopf an der schreibtischunterseite und sagt mit rollender stimme: fraeullein, wuerden sie bitte einmal? dann warten alle, auch das fraeulein vor der tuer, auf ihren moment. [pn]