Texte - 2006



verbietet kinderlieder

die polizisten kehren abends wieder, werfen ihre muetzen und schultern an die haken. zurueck in die wohnungen. teller stehen bereit, hausschuhe gleiten ueber gruenes linoleum. aludeckel abziehen. sich spaeter unter eine aludecke legen.

sie fragt: wie war dein tag?
er : gut. heute nur ein paar kinder vom aphalt gescheucht. die wollten nur knieknacken spielen.

die liebste runzelt die stirn.

sie : knieknacken? was fuer ein spiel ist das?

der polizist laechelt jetzt, weil er etwas erklaeren kann. streckt sich einmal den ruecken,atmet beim essen regelmaessig ein.

er: es gibt ein schoenes lied dazu, das alle dabei singen. hoer mal: such dir ein schoenes stueck asphalt. spring hoch so fest du kannst, zieh dann deine beine an und lass die knie knacken !

die frau zieht den vorhang zur seite und zuckt leicht. der polizist hoert auf zu singen.

sie sagt: meinst du das man es auch unter laternenlicht spielen kann?

da nimmt der polizist hektisch die muetze vom haken und die trillerpfeife von der ablage. er schafft es gerade noch den letzten bissen herunterzuschlucken. dann eilt er heraus.

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hebebuehne & schonung

radlader und bagger aus dem hinterhalt,
die augen zeigen, niemand hat etwas gewusst.
schon wie damals,
abgerissene gebaeude,
was bauen wir heute?
einen parkplatz unter der erde,
dafuer pflanzen wir einen baum
obendrauf.

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verzehrt-pause-verzerrt

alles ist herrlich und gruen. echte ziele gibt es vielleicht nichtmehr, sagt sie und zieht die beiden letzten worte zusammen, wirft sich zurueck aufs bett. dort versteckt sie sich unter der decke, nur der rauch entkommt und ihre beine. sonic youth im lautsprecher spielen einen song von ihrem 88er album. ich kann mir die titel nicht mehr merken, denke ich. der laser faehrt gleichmaessig ueber die scheibe.cross the breeze. wir leben doch schon in der zukunft. sie kichert. beim aufstehen kippe ich auf dem bodem ein glas um. das wasser faerbt den teppich dunkel. expandiert. bei mir erst aerger, dann ein stich im kopf. mit der rechten schlaefe streife ich den boden. fallgesetz, der koerper verfaerbt sich, die kleidung zieht mich zu sehr herunter. es rauscht in den ohren, als ich aufschlage. die haende verspaeten sich, sie stehen selbst unter schock. ich schaue mir kurz von aussen zu, im zitternden bild stehen tischbeine. unter ihnen liegt eine muenze, die ich seit zwei tagen suche. dann spuere ich eine hand auf dem nacken. was ist los? oh gott? was ist? dies ist das erste mal, dass ich sie soetwas sagen hoere. in den augenwinkeln sehe ich ihr buendiges erschrecken. mit verzogenen augenbrauen hilft sie mir mich aufzurichten. meine glitschigen fuesse wollen nicht stehen, deshalb hocke ich auf der bettkante. ich habe mir auf die zunge gebissen, halte mir eine hand vor den mund, damit ich bloss kein stueck auspucken muss. sie sagt immernoch nichts, schaut mit grossen augen. ihr arm will sich auf meine schulter legen. eine beruehrung ist das letzte was ich will, ich zucke, bevor sie ganz in meiner naehe ist. alles in ordnung? bei der dritten nachfrage stehe ich schreiend auf. hoer auf, sage ich und habe blut um den mund verschmiert. darauf hat sie gewartet. automatisch zeigt sie mir ihre handflaechen und gefriert im gesicht fuer einen augenblick, bevor sie anfaengt stur zu laecheln. sie bietet mir ihre gesichtsausdruecke an, als brauchte ich nur stopp zu sagen. macht pausen dazwischen, gleitet in die leere, um nach panischen wechseln beim mitleid zu verharren. perfide schlaegt sie auf die oberschenkel einen takt dazu, signalisiert so ihre abwesenheit. hinter ihr faellt ein photo von der wand. synkronizitaet. ich schaue genau, praege mir ihre zwischenschritte ein, beim naechsten mal, wenn wir in ruhe stehen, rufe ich mir etwas davon ab. die schwingung, die zu diesem tag erhalten bleibt, lege ich in eine schublade, markiere sie sorgfaeltig, damit ich nichts zu suchen habe. jetzt laechle auch ich und verschraenke die arme am ruecken, reisse sie mir heimlich aus. frontal betrachtet wirke ich teilnahmslos, blosse leinwand fuer ihre projektion. wir bestrahlen uns gegenseitig, werden wohl blind davon. an der ihr abgewandten seite entlaedt sich in der schulter spannung, die muskeln uebersaeuern. bauernthaeter. als sie anfaengt laut zu lachen gehe ich ins badezimmer und schlage dort mit der faust drei weisse kacheln ein.

ich mag tiere auch. aber deshalb gehe ich nicht in den zoo. ich schaue ihr zu, wenn sie photographiert und mit zwiespaeltigem blick durch die gitter nach tieren sucht. sie liebt sie. ich sie. wir uns? manchmal sind kurze gedanken besser. es gibt schliesslich andere anachronismen, wie den circus. dahin geht man mit kindern. liebende gehen in den park. brrrr. zieh die jacke an, sage ich zu mir selbst. im affenhaus schmieren die bewohner verstaendlicherweise ihren dreck an die plastikscheiben. der affe ist doof, sagt ein kleines unbestimmbares kind an die mutterhand angehaengt. ich muss darueber lachen. in der anderen hand haelt es ein buendel werbeprospekte. ich beuge mich zu dem kleinen kopf herunter und sage, dass die herstellung der bunten zettel einen affen im dschungel toetet. die mutter hat mich nicht gehoert, schaut aber, als haette sie einen paedophilen erkannt. als sie weitergehen ist das kind still und laesst auf dem weg die werbung fallen. genugtuung gibt es dafuer nicht. ich lese etwas von den texten gegen die langeweile. ein industrieller hat dem orang utan eine zweite ebene in den kaefig ziehen lassen. jetzt glaenzt sein name in geschmackloser schrift an der messingplakette. dem affen ist es egal. zum traurigschauen braucht er keinen wintergarten. klio kehrt endlich zurueck, sie wirkt so, als haette sie auf die uhr gesehen. kreidebleich haelt sie meinen arm und sagt, dass wir gehen muessen. ich warte, nachdem auch ich blass genug bin, verlassen wir die tieranstalt.

der bus schaukelt ueber die strasse. klio haelt sich die ohren zu. die achten nur noch auf die stoss- und nicht die schalldaempfer, sagt sie. ich drehe meine kaugummiblase vor dem mund vorsichtig zu. klio misst mit beiden haenden ihren umfang, zeichnet sich mit einem kugelschreiber eine linie auf die haut. mit dem fingernagel sticht sie in die kugel, die in ihrem mund verschwindet. an der naechsten station steigt sie als gewinnerin aus. wir suchen nach einem guten platz, um tomaten zu essen. halten uns an den haenden, bis wir auf eine steile treppe stossen. fuenfhundert gramm salz kosten neunzehn cent. ich streue einen bannkreis um uns. die tomaten sind rot und saftig, schmecken nach erde. das salz ist so billig, das wir es stehenlassen. die treppe fuehrt in eine altstadt, escher gruesst cioran heftig beim vorbeilaufen. nur in der bewegung. sie koennen ebensowenig stehenbleiben, wie wir. alle kugeln sich die gelenke beim winken aus. die sonne macht uns die haare heller. ich mag den riss an deinem mundwinkel, sagt klio und zeigt sich mir als spiegel. ich fasse mir an die richtige seite. erst jetzt merke ich, wie durstig ich wirklich bin. marktplatz. an einem brunnen trinken wir, neben uns warten esel,dass man ihnen die pumpe bedient. klio besteht darauf, obwohl es stunden dauert alle tiere zu versorgen. etwas abseits sitze ich im schatten, weil der boden ueberall heiss ist. ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den urlaub gefahren sind, sage ich zu klio und warte, dass sie mich beruhigen kann. du bist nur hingefallen, antwortet sie und haelt mir etwas kaltes vor die stirn. ich frage mich, was auf dem photo war.

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meins meins meins

seine augen sagen: jeder verzicht stuende mir besser. die traenensaecke liegen schwer in den augenhoehlen. wimpern stehen ab, wie latten aus einem ausgerissenen zaun. er fragt sich, ob es nicht zu heiss ist, um die sprache zu verstehen, die hier in der ubahn gesprochen wird. die gruene jacke passt zu seinem teint. viele sorgen hat er in den taschen , ausgebeult haengen sie herab. eine frau, die hinter ihm steht, sieht die herausragenden wirbel in seinem nacken, die linie, die seinen hals an den sitzstuhl bindet. gort hat die stirn zu oft gerunzelt. in diesen falten steht der schweiss, wird weggewischt mit einem taschentuch. er haelt es in der hand. an seinen fuessen steht die tuete, gort ist schon immer gerne kaeufer gewesen. sorgsam stellt er den gelben pvc-sack hin und her, rangiert, wenn andere beine aufstehen und sich strecken. gort schaut nach draussen an ein eufeubedecktes eckhaus, sofort will er schon schlucken, da ist bereits etwas in seinem hals, das ihm in den magen rinnt. die speiseroehre wird zum fahrstuhl, der saeure oft nach oben faehrt. tuechtig schaut gort dem krankenwagen hinterher, den fahradfahrern mit beschaltem kopf. auch den frauen, die in abendkleidern muede zu geschichten ihrer maenner nicken, sich wie verzweifelte durch wuerfe mit polierten messern gluecklich machen. gort weiss sich keinen rat, als alles anzuhalten und vermutungen im kopf zu lassen, die wild sind, obwohl sie erst zahm geboren werden. er legt die zunge im maul auf die andere seite und streicht ueber seinen bauch. jetzt faehrt die bahn noch schneller, versprengte baeume sind im boden eingesteckt. die strasse ist gesaeumt. gort legt das wort laechelnd im kopf zurecht. deckt es zu, als muesste er eine frage beantworten : der gegenstand heisst allee. [pn]

§ 277

die absicht balanciert vorsichtig auf dem tau der taten,
wozwischen ist es gespannt?

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gleich vorbei ikonoklast

ich muss schreien, weil er weiter auf die leiche schiesst. er hoert nicht, reisst sie einfach entzwei. zittert schaumig, schaut in den horizont, will dort etwas festhalten. als schuetze kneift er die augen zusammen, verlagert die tiefenschaerfe. das hat er geuebt. das zittern nicht. ich schlage ihm auf die schulter. neben uns hebt die artillerie keller und graeben aus, hier werden keine haeuser gebaut. soldaten laufen ineinander, wie eine tuer mit fluegeln, dahinter raum an raum gehaengt. in jedem dieser raeume hat der soldat einen stuhl gestellt und schaut sich auf der leinwand eine szene seines lebens an. viele gehorchen, alle gehen durch eine phase, fast jeder hat ein bild gewaehlt, auf dem er nicht alleine ist. [pn]

zusammen schmeckt es noch besser

sei nicht neugierig auf meine schmutzige kleidung. der zuckermann ist mitte fuenfzig, schiebt einen kinderwagen vor die ampel. dann kippt er seinen kopf wie ein vogeljunges nach hinten und laesst zucker auf die zunge laufen. zweimal hintereinander vollfuehrt er einen schrittkomplex, legt den kopf erneut nach hinten, der aufgerissene portionierte zucker faellt in ihn hinein. viele lachen ueber seinen hunger, schauen mit sorge auf den kinderwagen, verschlungen in der angst, er koenne das kind vergessen, wie einen gegenstand. zuckermann steht jetzt auf dem zebra , frueher gab es ihn hier, jetzt nicht mehr. zebrastreifen gibt es selten. autohupe. der zucker gaert in dem mann, sein wanst schaut aus der hose hervor. der muss doch schmutzig sein oder dumm oder faul oder geizig. viele koerper stecken in dem mann, gedankenketten, er weiss vielleicht nicht um den ballast auf seinen schultern. er ahnt etwas, mit ihm kann man kirschen essen. bei diesem schlemmermaul beisst nur der zucker loecher in die wangen, dort wo ihm die gesichtshaelfte pocht beim fragen oder vorangehen. wieder herzliche blicke. penner ist doch ein amerikanischer nachname? der deutsche lacht nur um zu vergessen, nicht um zuzulassen. [pn]

angenommene erziehungsstruktur

links saeulen aus stein, zu weich, es muss beton sein, rechts baeume, ich kenne die sorte nicht, weil ich nicht anwesend bin. stiefel auf der gelben strasse, sie haengen an ihrer geometrie eines merkwuerdigen schrittes, zu fest und entschlossen. dies ist eine armee, fluestern die leute sich zu, doch jede saeule bietet nur platz fuer ein versteck, dass sie sich hin und herstossen in den blick des aggressors, so schnell, es faengt zu flimmern an. [pn]

essig

reinigungsmittel. soviel flur , eigentlich nur sechs lange meter. grosse fliesen in kreisrunder bewegung buersten. das wasser grau machen, die ellenbogen daempfen. haare sind nach hinten gebunden. der henkel von dem eimer reisst demnaechst ab. es sieht so aus. die frau traegt eine neue blaue jeanshose. der diplomat tritt ein. er achtet auf seinen gang, die trocknenden stellen zwingen ihn zu einer absurden abfolge der schritte. er kann sich einen blick herunter nicht verkneifen, um folgendes zu sagen:

„gnaedigste, ich kenne sie nicht. aber nehmen wir an, ich wollte raum fuer eine seele schaffen. dann sagte ich zu dir, liebende duzen sich haeufig: ich finde einen undatierten brief von dir. deine sprache ist klar und schoen, ich lese ihn als erhielte ich ihn gestern. er verwirrt mich so sehr, dass ich angst vor ganzen saetzen habe. merkst du nicht, dass alles zerfleddert? als die kriege groesser wurden, wuchsen auch die dummheiten in uns. sie wachsen immernoch.“

sie schaut nicht hoch, als sie ihm antwortet und putzt dabei um seine schuhe herum: „ja.ich kenne dich.ich sehe dich in unserer wohnung.die maler sind da und treten auf den teppich. die ersten zoegern noch, dem rest ist es egal. unter den schuhen verschmiert die farbe jedoch nicht einheitlich. selbst der routinierte aesthet kann in dem muster kein ideal finden oder der situation eine schoenheit abzwingen. es ekelt dich fest, obwohl der teppich alt ist und die haeuser bald abgerissen werden. du wunderst dich ueber die sorglosigkeit der anwesenden und die enge deiner eigenen scheuklappen. beim wegdrehen streichst du dir einen faden von der schulter und gehst in den nebenraum. im tuerrahmen trittst du nicht auf die schwelle, du schliesst die tueren, bis auf einen spalt, so willst du sehen, wie die maenner lachen und arbeiten. ein flur wie eine promenade, grosse panoramafenster stehen offen und zeigen dir ein immergruenes tal.“

nachdem er kurz gezoegert hat, laechelt der diplomat und geht zufrieden ueber den frischgewaschenen boden. bevor er die tuer bis auf einen spalt hinter sich schliesst, stoesst er den eimer lautlos um. er bueckt sich sogar leicht dafuer. [pn]

vernissage

an der seite ihrer beine, schmale dumpfe gegenstaende. handschuhe oder pendel? die fuesse stecken in stiefeln, plastikhaut statt leder. zelle, die nicht schuetzen kann, trockenes gedaechtnis. im hintergrund schuettelblitze von photographenhand zerstreut. durch das oberlicht erreicht die netzhaut den vollen umfang. blicke sind wunsch nach granit. in der halle werden an kleinen tischen bistrobrote aufgebrochen, aschenbecher liegen daneben, wollen beschaeftigt werden. die angst vor der raummitte fixiert die eintretenden, zerrt sie an die monitore. interessenlos, tafelbespannung mit besten menschen, griffe zum telefon oder an den kopf. am rand rutschen vorsichtige an der wand entlang, fallen in ein cafe, in heissgetraenken schwimmt ihr schaedel. trillerpfeifen, die grundlos zurechtweisung erteilen. keine eindringlinge zu sehen, die schaden, also muessen die heiligen bluten. alle um mich herum sind an der basedowschen erkrankt, suchen zucker fuer den schonkaffee. stummel im mund, beim setzen aechzt nicht nur der stuhl. gratiswasser bei jeder drehung, mir gehen die schuhe auf beim treppensteigen. ich will keine neuen bilder fressen : langsam lecken sie hintereinander den schaum von langen loeffeln, als warteten sie darauf gesehen zu werden. [pn]

aufgestellte bahn

gier zwischen den steinen, darueber in das gruen geworfen, eine bahnstation. ihr name zu belanglos. koffer stehen herum, dicht bei den beinen der besitzer. hier wird schon nichts geschehen. die schienen glattgezogen, wie eine taeuschung, verjuengen sich im punkt des schaerfsten sehens. anwesende erhoben auf der plattform, unter ihnen einen meter tief eingelassen, stahl, der strom fuehrt. eine parallele. kein grund sich hier zu wundern. bloss im moment, als der zug einfaehrt und die bremsscheiben nach schweiss stinken. rasch oeffnen sich die pneumatischen tueren, die passagiere steigen ein. dann sehen sie, dass die gleise sich erheben, fuehren in einer steigung in die hoehe, ganz ohne berg und ohne saeulen. der zug faehrt an, zieht an den nerven, drueckt auf die trommelfelle. schraege position, der koerper wird jetzt zu einer last. die reisenden, in ihre sitze gepresst, erleben und sind still. sie werden wohl wissen, dass es sein muss. gepaeck faellt zum ende der waggons, funken schlagen vor die scheiben. die landschaftslinie ist eine diagonale. das geraeusch wird forderung, die lichter fallen aus. durch die fenster dringt ein luftzug. die ersten schreie, orthogonal zur erde, haare durcheinander, kleidung zerwirbelt, gesichter werden fest und hoerig. familien werden langsam, kein ausstieg ist mehr moeglich, geschwindigkeit im zuwachs, schienengleiten, wieder stille. verblendung, die luft wird duenner, selbst das geld ist nun sinnentleert, meter um meter, das steigen wird zum fallen, ein bogenstrich ueber die geigensaite, virtuos. eine person im publikum verzieht ihr gesicht. [pn]

journalist im panoptikum

richtfest, abgebrochene zeilen, kein aztekenreich. zappelnde fuesse, film noir. in die nacht hinein, aus ihr wieder heraus. so folgsam und gebrechlich. beilaeufig wird dies rhythmus genannt. im wagen mit abgebrochenen fluegeln, am kragen zusammengehaltener samt. der nach oben gestreckte kopf faellt hin und wieder an die fensterscheibe. der anzug ist nicht billig, aber von der stange. an den handgelenken gleich mehrere uhren. traurigkeit wird darin eingeschlossen. eine frau fragte mich am vorabend, ob ich nicht lieber nach hause gehen moechte. selbst sie sah die langeweile. ich haette meinen mantel mitnehmen muessen, der sommer verkriecht sich in einem abgelegenen winkel. die erde dreht sich von der sonne, jedoch bleiben informationen nicht stehen. peinlichkeiten vermeiden, keine gleiche vergegenwaertigung oder verweigerungshaltung. eine optik, dieses sich zuegeln muessen und baendigen. doch die triebe gaeren weiter, die stille haelt nicht lange vor, erzaehlt nur in stuecken eine sinnvolle geschichte. hier ein kompliment und schon folgt ein zoegern, der alkohol enthemmt, schafft lange ruheperioden in denen man nichts tun muss, nur die existenz ertragen. fiktion verwirrt, sie schafft einen schoenen palast, dass die gedanken ihr nicht folgen wollen. sind die schuhe richtig ? die koerper sauber, der richtige gesichtsausdruck gewaehlt? mit formen und vorlagen in eine gesellschaft hineingepresst, aua, ha ha, die keine ziele hat und nur vom schwindel leben will. ein boot, ein hintern, ein fingerzeig. fuer diesen gibt es nicht genug haende, nur loecher, durch die das weisse wasser rauschen kann. ein seufzen, eine quaelerei spaeter und es kann befriedet werden, umgeschaltet, eingedreht auf eine andere frequenz. hier geschieht nichts, schreien die menschen. dabei zittert um sie herum die welt. unsere laute ergeben manchmal sinn, doch zu oft verstopfen sie die ohren und bilder stanzen uns die augen krank. zuviel bitterkeit? in friedenszeiten geraet die stabilitaet ins wanken, weil der verzicht auf gewalt nicht dynamisch genug ist und ersetzt werden muss. wo die moral nur subjektiver machtkampf ist, wird projiziert und ungeduld gestaltet. so fallen selbst die krankheiten noch auf, klammern sich an und klingeln beinah wie musik. dissonantes haendefalten, kopfschuetteln von einer verblassenden intelligenz. noch wird das licht nicht ausgemacht, wenn schwadrone wie zecken ueber fremde staedte fallen. der standard faellt, reizschwellenangst, sogkraft und revolte. die gaeste in der bahn teilen sich die worte, es ist schon trueb und wolkenlos geworden, ein pressen auf die schlaefen folgt. nichtakzeptierte, die sich den transport und die leiden teilen. durcheinanderfallen. fremde, die sich schlagen. vorteilsgedanke und wahnleib umkreist die stollen, die schon eingestuerzt sind.

vor hundertfuenfzig jahren gab es die angst lebendig begraben zu werden, dann die bedrohung durch den erstschlag. der fallout fiel imaginaer im geist. jetzt opfern sich alle punktuell, werden zu bienen und hornissen. mit jedem schluck steigt die gefahr den stachel im mund zu spueren, zum beispiel an einem sommertag. [pn]

abbrechendes z

die zeiger, zeit, dein zerebrum [ mit c , idiot] , zellophan, zielsetzung, zorn, zyste, zwingend, zungenkuss, zellebrieren, zerdruecken, zerren, zierde, zentrum, zirkulation, zerkratzte hand.spielflaeche, raum zum greifen, entfernung im metrischen system, zone, einst und fordernd. jetzt bloss ein wurf ueber die schulter und zeitverschwendung. [pn]

testbild jurylos

ein zeitalter, das wuensche nach amputation produziert.
zuviele koerperteile,
eine englische frau moechte als torso weiterleben
und
irgendwo ein rohstoffkrieg.
wickert verspricht sich dabei zu oft.
pah , keine empoerung.
shakespeare hat recht,
dieser platz ist eine buehne.
die roecke rot, wie die lippen,
die herzen kalt, trotz klopfen.
beides hat signalwirkung.

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kreuzung

auf der strasse, zwischen dem rauch, keine anzeichen der gesellschaft, die tuer de wagens steht offen, die frau sitzt schraeg darin, nicht auf der suche nach einem ausweg, sondern nach einem grund. wir sind weit entfernt, so sehen wir die zuschauer. besser fuer die feuer, die im hintergrund zuenden. einen telefonanruf spaeter, sie ist erregt, hat eine allergische reaktion auf der lippe. im rueckspiegel sieht man eine ampel, die orange bleibt. naiver asphalt, kirschenhagel, es regnet hinein, auf ihre haut. in das wageninnere, radiorauschen, sie streckt sich in den beifahrersitz, geniesst die kruemmung der wirbelsaeule. der atem wird flach, mit einer duennen kanuele leitet der kapuzenmann kohlenmonoxid in den wagen. er traegt sie, weil er mager ist. so duenn, dass er sie ziehen muss. ins feld, wo der weizen noch gruen ist und keine zeichnung hat. ausgefressen eine schneise, er laesst den motor laufen, schneidet sich an den halmen. er schliesst die tuer, weil es jetzt schneit. [pn]

hoffentlich geht ihnen das geld aus

heute morgen erwache ich von kettensaegengeraeuschen. sie faellen die baeume um das haus. da hilft es nicht zu heulen, etwas von den aesten einzusammeln oder die stuempfe mit moos zu bedecken. eine folge: postbeamte werden gierig werden, weil sie nicht mehr durch die schatten steigen muessen. der himmel von uns bevormundet durch entfernung der kaelte. die zusammenhaenge werden ergaenzt und fuesse in zu kleine schuhe gezwaengt. der blick bleibt jedoch erhaben. spaeter an der haltestelle ein beweis : sie ist noch sehr jung, vertraut scheu auf ihre wirkung. vulgaere, nach aussen getragene schoenheit – anscheinend gibt es keine kompromisse zwischen unter und uebertreibung. [pn]

§ 117

durch die gitter. die hosen sind zerknittert, so profan. zeitleistenbewegung in der schonzeit. mit hochgesteckter brille. die gesittete dame, die sich befreit, indem sie laut flucht und das wort scheisse sagt, schnell und passend. [pn]

wenn der, der gegenstaende wirft, denkt

von den balkonen, die angeheftet sind an die fassade, in der er wohnt, regnet es gegenstaende. dahinter ein raum, die anderen nennen es zimmer, er muesste es sein zimmer nennen. weiter : obwohl er das wort regen nicht mag und in diesem zusammenhang auch nicht benutzen wuerde, schwenkt er seinen arm ein. er moechte nicht weit werfen. keine rekorde, er moechte niemanden treffen, es gibt kein ziel. er tut es aus angst. er findet kein besseres wort dafuer. in diesem raum liegt er dann, wach ist er oft, er legt sich aus vernunft nieder. musik ist ihm wichtig gewesen. wenn er ueberlegt, weiss er, dass er sie vergewaltigt, hoert die stuecke kaputt. sein arm ist wieder ausgestreckt, horizontal, er ragt ueber die matratze , wie ueber die bruestung. er legt den kopf an sie, wenn sie bei ihm ist. er wirft die gegenstaende und schliesst die augen. er schaut nicht nach unten, weil es selten ein geraeusch gibt.

die farben kennt er, weil er im bett aus dem fenster schauen kann. sie ist stumm, keine prostituierte. seine grosse liebe, sagen vielleicht die nachbarn. im alleinsein bleibt er im raum stehen, sagt stundenlang kein wort, damit er seine stimme vergisst. es hallt, blech steht in der luft, gitarren in seinem raum. er ist wieder auf dem balkon. die stimme, sagt sie und dreht sich weg, ist das wichtigste fuer mich. ich drehe mich und du kannst beweisen, dass du noch da bist. er denkt: sie ist bei mir, die suesse. der kaffee macht ihn wach. er trinkt ihn und schaut nach draussen. nachts schreien katzen dort. vielleicht ist es nicht bedeutend, sagt sie.

die tuer klemmt, er geht nicht gerne hinaus. dort ist so viel, das kann man nicht alles hochtragen. auch wenn man moechte. er denkt nicht ueber den willen nach, er laesst ihn pochen und den arm bewegen. der bewegt sich schon von selbst. sie geht, obwohl er noch etwas sagen will. das wort bleibt in ihm stecken, er findet kein besseres. sie steht auf. schlank bist du, sagt er und zeigt auf die bruestung. ihre blicke treffen sich nicht mehr. sie bringt immer etwas mit, das kennt er, auch wenn er vergessen hat, dass die zukunft bald kommt. gleich stemmt er etwas hoch. die luft schneidet ihn, will nicht recht in seine lunge passen. dieses mal gibt es ein geraeusch. er erinnert sich, hinkt zurueck und sieht, dass sie fort ist. er wird nicht herunterschauen, er schliesst die augen. schwarz.

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